Heldenklingen
diesem albernen Gemälde in der Bibliothek seines Vaters, das den Kampf zwischen Harod dem Großen und Ardlic von Keln darstellte. Ein Aufeinandertreffen der Besten! Mit zusammengebissenen Zähnen und zusammengekniffenen Arschbacken! Ruhmreiches Leben, ruhmreiches Sterben und ruhmreicher … Ruhm?
Der Mann in Schwarz stampfte auf die Brücke zu, und seine schweren Stiefel schlugen hart auf die Steinplatten. Seine Klinge fuhr mit pfeifendem Geräusch auf Schulterhöhe, und Gorst parierte schnell. Der harte Aufprall ließ seinen Arm vibrieren. Fast sofort folgte ein Schlag mit dem Streitkolben, den Gorst mit seinem Schild so abfing, dass der schwer beschlagene Kopf der Waffe nahe seiner Nase eine tiefe Delle hinterließ.
Gorst antwortete mit zwei schweren Schlägen, einer hoch und einer tief, und der Mann in Schwarz duckte sich unter dem ersten hindurch und parierte den zweiten mit dem Schaft des Streitkolbens, bevor er wieder mit seinem Schwert auf Gorst losging und ihn zwang, sich hastig zur Seite zu drehen und sich vom Schild eines Unionisten abzufedern.
Er war stark, dieser große Krieger aus dem Norden, stark und tapfer, aber manchmal sind Stärke und Tapferkeit nicht genug. Er hatte nicht jeden wichtigen Text studiert, den es über Fechtkunst gab. Hatte nicht seit seinem vierzehnten Lebensjahr Tag um Tag drei Stunden trainiert. War keine zehntausend Meilen in voller Rüstung gelaufen. Hatte nicht jahrelang bitterste Erniedrigung ertragen. Und besonders nachteilig ist für ihn, dass sein Herz daran hängt, ob er gewinnt oder verliert.
Ihre Klingen trafen mit einem ohrenbetäubenden Krachen hoch oben in der Luft aufeinander, aber Gorst hatte genau den richtigen Augenblick erwischt, und es war der Nordmann, der aus dem Gleichgewicht geriet, was vielleicht auch daran lag, dass sein linkes Knie ein wenig schwächer war als das rechte. Gorst setzte blitzschnell nach, aber dann prallte die verirrte Waffe eines anderen Kämpfers gegen seine Schulterrüstung, bevor er ausholen konnte, und er taumelte dem Mann in Schwarz in die Arme.
In ungelenker Umarmung schwankten sie hin und her. Der Nordmann versuchte, mit dem Schaft seines Streitkolbens zuzuschlagen, ihn zu Fall zu bringen oder ihn abzuschütteln. Gorst hielt ihn fest. Vage war er sich bewusst, dass um ihn herum gekämpft wurde, dass Männer in ihre eigenen, verzweifelten Zweikämpfe verstrickt waren, hörte die Schreie von gequältem Fleisch und gequältem Metall und war doch ganz im Augenblick versunken, die Augen geschlossen.
Wie lange ist es her, dass ich jemanden umarmt habe? Hat mich mein Vater umarmt, nachdem ich das Halbfinale beim Turnier gewann? Nein. Da gab es einen festen Händedruck. Ein unbeholfenes Schulterklopfen. Vielleicht hätte er mich umarmt, wenn ich im Finale gesiegt hätte, aber ich scheiterte, wie er es vorhergesagt hatte. Wann also? Frauen, die dafür bezahlt wurden? Männer, die ich kaum kannte, in bedeutungsloser, trunkener Kameradschaft? Aber es war nicht so wie jetzt. Eine Umarmung eines Ebenbürtigen, der mich wirklich versteht. Wenn es doch nur von Dauer wäre …
Er sprang zurück, riss schnell den Kopf zur Seite, um dem herabsausenden Streitkolben auszuweichen, und ließ den Mann in Schwarz vorüberstolpern. Gorsts Eisen zuckte auf seinen Kopf zu, als er sich wieder aufrichtete, und er konnte den Schlag gerade noch abwehren, doch riss Gorst ihm dabei das Schwert aus der Hand, das auf die Steine fiel und von den vielen Stiefeln beiseite getreten wurde. Der Mann in Schwarz brüllte, drehte sich, um einen hässlichen schrägen Schlag mit dem Streitkolben auszuführen.
Zu viel Kraft, zu wenig Präzision . Gorst sah den Angriff kommen, ließ ihn harmlos von seinem Schild abgleiten und sprang schnell zur Seite, während er gleichzeitig einen winzigen Hieb, kaum mehr als eine Fechtbewegung mit dem Handgelenk, gegen das schwache linke Knie führte. Das Eisen schabte am Beinschützer über dem Oberschenkel entlang, fand den Kettenpanzer über dem Gelenk und biss hindurch. Der Mann in Schwarz zuckte zurück und konnte sich nur auf den Beinen halten, indem er sich an der Brüstung festhielt, während sein Streitkolben über die moosigen Steine schabte.
Gorst stieß die Luft durch die Nase aus und riss das Eisen wie eine Sichel hoch. Das war nicht mehr die Bewegung eines Fechters. Die Klinge fuhr glatt durch den dicken Unterarm des Gegners, durch Rüstung, Fleisch und Knochen, und prallte dann gegen den alten Stein der Brüstung.
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