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Heldenklingen

Heldenklingen

Titel: Heldenklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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Toten, Rudd Dreibaum war ein störrischer Drecksack, Bethod ein hinterhältiger und der Blutige Neuner ein bösartiger, aber es gibt Zeiten, da vermisse ich sie. Das waren Männer !« Er schleuderte Eisenkopf das Wort ins Gesicht, dass die Speicheltröpfchen flogen, und alle Anwesenden zuckten zusammen. »Wenn die was gesagt haben, dann haben sie es auch getan !«
    Eisenkopf hielt es für das Beste, erneut schnellstens den Rückzug anzutreten und dabei die Waffen des Schwarzen Dow die ganze Zeit gut im Blick zu behalten, nur für den Fall, dass noch mehr Eile geboten war. Auf diesen Kampf war er genauso wenig scharf wie auf den mit der Union. Vielleicht sogar noch weniger. Glücklicherweise konnte Golding der Verlockung nicht widerstehen, seine gebrochene Nase in Eisenkopfs Angelegenheiten zu stecken.
    »Ich bin ganz deiner Meinung, Häuptling!«, tönte er. »Ganz und gar!«
    »Ach, bist du das?« Dow wandte sich mit verächtlich gekräuselten Lippen zu ihm um. »Was habe ich da für ein verdammtes, beschissenes Glück!« Damit schubste er Golding aus dem Weg und ging mit seinen Männern zur Mauer.
    Als Eisenkopf sich umwandte, sah er, dass Curnden Kropf ihn unter seinen grauen Brauen hervor ansah. »Was ist?«, fauchte er.
    Kropf sah ihn unverwandt weiter an. »Das weißt du ganz genau.«
    Er schüttelte den Kopf, als er sich an Eisenkopf und Golding vorüberdrängte. Sie waren lausige Häuptlinge, alle beide. Nicht nur das, sie waren überhaupt lausige Kerle, aber Kropf hatte schon Schlimmeres erlebt. Heutzutage konnten ihn Selbstsucht, Feigheit und Gier nicht mehr überraschen. Das war eben so in diesen Zeiten.
    »Was für elende Würmer!«, zischte Dow in den Regen, als Kropf zu ihm aufschloss. Er krallte die Finger in die Trockensteinmauer, riss einen der Brocken los und richtete sich dann wieder auf, jeden Muskel angespannt und geräuschlos die Lippen bewegend, als wüsste er nicht, ob er den Stein nun den Abhang hinunterwerfen, jemandem damit den Schädel einschlagen oder ihn sich selbst ins Gesicht hauen sollte. Schließlich stieß er ein entnervtes Fauchen aus und legte ihn hilflos wieder zurück. »Ich sollte sie umbringen. Mache ich vielleicht auch. Vielleicht bringe ich sie um. Zünde diese beiden Arschlöcher an.«
    Kropf verzog das Gesicht. »Ich weiß nicht recht, ob sie bei diesem Wetter Feuer fangen würden, Häuptling.« Er spähte durch den Regenschleier hinunter zu den Kindern. »Und ich denke auch, wir werden alle schon bald genug Gelegenheit zum Töten haben.« Die Union stand dort unten in beeindruckender Truppenstärke, und nach dem, was er erkennen konnte, formierten sich die Einheiten wieder. Zu ordentlichen Reihen. Zu vielen, vielen dicht gedrängten Reihen. »So, wie’s aussieht, werden sie bald vorrücken.«
    »Kein Wunder. Eisenkopf hat ihnen ja beinahe eine Einladung geschickt.« Dow holte verärgert Luft und stieß sie durch die Nase wieder aus, wie ein Bulle vor dem Angriff. Sein Atem dampfte weiß vor seinem Gesicht. »Man sollte ja meinen, Häuptling zu sein sei einfach.« Er bewegte die Schultern, als ob die Kette zu schwer auf ihnen lastete. »Aber es fühlt sich eher so an, als zöge man einen verdammten Berg durch den Dreck hinter sich her. Hat mir Dreibaum mal gesagt. Hat gesagt, dass jeder Anführer allein vor seinen Aufgaben steht.«
    »Das Gelände ist immer noch auf unserer Seite.« Kropf hatte das Gefühl, einfach noch etwas Aufbauendes sagen zu müssen. »Und der Regen wird uns auch helfen.«
    Dow sah lediglich auf seine freie Hand und spreizte die Finger. »Wenn sie erst blutig sind …«
    »Häuptling!« Ein Junge, dessen Wams an den Schultern von der Feuchtigkeit dunkel gefärbt war, drängte sich durch die Gruppe gut durchweichter Carls. »Häuptling! Reichel steht in Osrung schwer unter Druck! Die Union hat die Brücke genommen, jetzt kämpfen sie in den Straßen, und er braucht jemanden, der ihn – gah !«
    Dow hatte ihn im Nacken gepackt, schubste ihn ruppig voran und drehte ihn so, dass sein Gesicht zu den Kindern zeigte, über deren Hügel die Unionisten schwärmten wie Ameisen aus einem zertretenen Nest. »Sieht es vielleicht so aus, als ob wir hier Männer entbehren könnten? Na? Was meinst du wohl?«
    Der Junge schluckte. »Nein, Häuptling.«
    Dow entließ ihn mit einem weiteren Stoß, der ihn ins Stolpern brachte, und Kropf gelang es gerade noch, eine stützende Hand auszustrecken, bevor der Bote hinfiel. »Sag Reichel, er soll durchhalten, so gut es

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