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Heldenklingen

Heldenklingen

Titel: Heldenklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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Nordmänner schwärmten die Hänge hinauf und erreichten nun den Gipfel. Einer blieb stehen und sah durch den Regen zurück.
    Eisenkopf blickte grimmig zu den Kindern hinunter, wo es bereits vor Unionisten wimmelte.
    »Scheiße«, zischte er.
    Es schmerzte ihn, seine Stellung aufzugeben. Man sagte über ihn, dass er niemals zurückwich, aber diesen Ruf hatte er sich nicht in Kämpfen erworben, bei denen er sich von vornherein sicher war, dass er nur verlieren konnte. Er hatte nicht die Absicht, sich der ganzen Streitmacht der Union allein entgegenzustellen, damit die Männer sich später gerührt die Augen wischten und erzählen konnten, dass Cairm Eisenkopf tapfer gestorben war. Er hatte nicht die geringste Absicht, denselben Weg zu gehen wie Schlohmähne oder Kleinknochen oder Yawl der Alte. Sie alle waren tapfer gestorben, aber wer sang heute noch Lieder über diese Ärsche?
    »Rückzug!«, bellte er den letzten seiner Leute entgegen und trieb sie zwischen die aufgepflanzten Pfähle den Hang hinauf zu den Helden. Es war schändlich, dem Feind den Rücken zuzuwenden, aber besser, man hatte die Augen des Gegners im Rücken als dessen Speer in der Brust. Wenn der Schwarze Dow für diesen wertlosen Hügel und diese wertlosen Steine kämpfen wollte, dann konnte er seinen eigenen wertlosen Arsch dafür aufs Spiel setzen.
    Eisenkopf schritt mit finsterem Gesicht durch den auffrischenden Regen und durchquerte schließlich die Lücke in der moosigen Mauer, die sich um die Helden schlang. Langsam ging er, die Schultern zurückgenommen und den Kopf erhoben, und er hoffte, dass die Männer allein deswegen denken würden, all dies sei geplant und kein kleines bisschen feige …
    »Nun sieh mal einer an. Wen sehe ich da vor der Union davonlaufen? Wenn das nicht Cairm Eisenkopf ist.« Das war natürlich Glama Golding, der aufgeblasene Sack, der da mit breitem Grinsen auf dem zerschundenen Gesicht an einem der großen Steine lehnte.
    Bei den Toten, wie sehr Eisenkopf diesen Dreckskerl hasste. Diese aufgeschwemmten, vollen Wangen. Diesen Schnurrbart, der auf seiner dicken Oberlippe hockte wie zwei fette gelbe Schnecken. Eisenkopf stellten sich schon allein bei diesem Anblick die Nackenhaare auf. Und seinen Erzfeind jetzt auch noch mit dieser herablassenden Miene dastehen zu sehen, weckte in ihm den Wunsch, sich die eigenen Augen herauszureißen. »Wir ziehen uns zurück«, knurrte er.
    »Ihr haltet dem Feind eure Ärsche hin, würde ich sagen.«
    Das ließ einige der Männer auflachen, aber sie verstummten schnell, als Eisenkopf vortrat und die Zähne zeigte. Golding trat vorsichtig einen Schritt zurück. Immer wieder glitten seine Augen hinunter zu Eisenkopfs gezogenem Schwert, und er legte die Hand an den Griff seiner Axt, um im Zweifelsfall bereit zu sein.
    Dann aber riss sich Eisenkopf zusammen. Er hatte sich seinen guten Ruf nicht dadurch erworben, dass er sich von seinem eigenen Zorn überwältigen ließ. Eines Tages würde er diese Angelegenheit regeln, zur rechten Zeit und am rechten Ort, aber das war weder jetzt noch hier, wo sie einander gleichberechtigt vor Zeugen gegenüberstanden. Nein. Er würde abwarten und ganz sichergehen, dass er auf seine Kosten kommen würde. Also zwang er sich ebenfalls zu einem Lächeln. »Wir können ja nicht alle so tapfer sein wie du, Glama Golding. Man braucht schon Mumm in den Knochen, um mit dem eigenen Gesicht auf die Faust des Gegners einzuschlagen, so wie du es getan hast.«
    »Immerhin habe ich gekämpft, nicht wahr?«, fauchte Golding, und seine Carls stellten sich kampfbereit neben ihn.
    »Falls man das kämpfen nennen kann, wenn ein Mann einfach nur vom Pferd fällt und dann wegrennt.«
    Nun war es Golding, der die Zähne bleckte. »Du wagst es, mir gegenüber vom Wegrennen zu reden, du feig…«
    »Das reicht.« Da stand der Schwarze Dow, Curnden Kropf zu seiner Linken, Caul Espe zu seiner Rechten und Knacknuss Whirrun hinter sich. Und davon abgesehen noch ein Pulk von schwer bewaffneten, schwer vernarbten und äußerst finster dreinschauenden Carls um sich herum. Eine furchteinflößende Gesellschaft, aber der Gesichtsausdruck des Schwarzen Dow war noch furchteinflößender. Er bebte vor Wut und seine Augen traten ihm aus den Höhlen, als ob sie platzen wollten. »Das nennt ihr heutzutage namhafte Männer? Ein paar großer Namen, hinter denen sich zwei beleidigte Kinder verstecken?« Dow rollte die Zunge ein und spuckte zwischen Eisenkopf und Golding auf den Boden. »Bei den

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