Heldenklingen
stimmt.«
»Willst du trotzdem leugnen?«, fragte Dow nun Calder.
»Wenn ich das täte, könnten wir die ganze Sache dann vergessen?«
Dow grinste. »Du machst immer noch Witze. Das gefällt mir. Nicht, dass mich deine Untreue überrascht hätte, du warst schon immer ein Ränkeschmied. Aber deine Dummheit fand ich dann doch erstaunlich. Curnden Kropf ist aufrecht und ehrlich, das weiß doch jeder.« Kropf verzog das Gesicht noch mehr und sah weg. »Es ist nicht seine Art, einem Mann in den Rücken zu fallen.«
»Ich gebe zu, das war nicht gerade mein hellster Augenblick«, erwiderte Calder. »Wie wäre es, wenn wir das als Jugendsünde abtäten und es damit gut sein ließen?«
»Denke nicht, dass ich das kann. Du hast meine Geduld zu sehr strapaziert, und ich sage dir, an ihrem Ende lauert ein Stachel. Habe ich dich nicht behandelt wie meinen eigenen Sohn?« Gelächter kam auf beiden Seiten der Feuergrube auf. »Ich meine, vielleicht nicht wie meinen Lieblingssohn. Nicht wie den Erstgeborenen oder so. Eher wie einen der mickrigen aus dem Wurf. Aber immerhin. Habe ich dir nicht den Befehl übergeben, nachdem dein Bruder starb, obwohl du weder genug Erfahrung noch einen großen Namen hattest? Hab ich dich nicht hier am Feuer reden lassen? Und als du dann zu viel gesagt hattest, habe ich dich dann nicht mit deiner Frau nach Carleon geschickt, damit du deinen Hitzkopf ein wenig abkühlst, anstatt ihn dir einfach abzuschlagen und mir später darüber Gedanken zu machen? Dein Vater war gegenüber jenen, die nicht seiner Meinung waren, wesentlich weniger nachgiebig, wenn ich mich recht erinnere.«
»Das ist wahr«, bestätigte Calder. »Du warst die Großzügigkeit in Person. Na ja. Vielleicht abgesehen davon, dass du mich umbringen lassen wolltest.«
Dow runzelte die Stirn. »Hä?«
»Vor vier Nächten, bei Caul Reichels Heerschau? Fällt dir dazu gar nichts ein? Nein? Drei Männer haben versucht, mich umzubringen, und als ich einen von ihnen zur Rede stellte, nannte er mir den Namen von Brodd Zehnweg. Und nun wissen wir doch alle, dass Brodd Zehnweg nichts täte, was nicht deine Zustimmung hätte. Willst du das leugnen?«
»Das will ich tatsächlich.« Dow sah zu Zehnweg hinüber, der daraufhin leicht den schrundigen Kopf schüttelte. »Und Zehnweg auch. Vielleicht lügt er und hatte seine eigenen Gründe, aber eins sage ich dir – jeder Mann hier könnte dir bestätigen, dass ich bei so etwas nicht die Hand im Spiel hatte.«
»Wie das?«
Dow beugte sich vor. »Weil du noch atmest, mein Kleiner. Wenn ich es darauf angelegt hätte, dich umzubringen, glaubst du, dann hätte mich jemand aufhalten können?« Calder kniff die Augen ein wenig zusammen. Da war etwas dran, das musste er zugeben. Er sah zu Reichel hinüber, aber der alte Krieger blickte stur in eine andere Richtung.
»Aber es spielt keine große Rolle, wer gestern nicht gestorben ist«, fuhr Dow fort. »Ich kann dir sagen, wer morgen sterben wird.« Schweigen breitete sich aus, und noch nie hatte das Wort, das es schließlich unterbrach, so schrecklich klar geklungen. »Du.« Es machte den Anschein, als ob alle lächelten. Alle außer Calder selbst vielleicht, und Kropf, und vielleicht auch Caul Espe, aber das lag wahrscheinlich nur daran, weil dessen Gesicht so vernarbt war, dass er den Mundwinkel gar nicht mehr verziehen konnte. »Hat irgendjemand was dagegen vorzubringen?« Abgesehen vom Knacken des Feuers war alles völlig still. Dow erhob sich von seinem Platz und rief laut: »Will jemand etwas zu Calders Gunsten vorbringen?« Niemand rührte sich.
Wie dumm erschien ihm nun all sein Geflüster hinter vorgehaltener Hand. Seine ganze Saat war auf steinernen Boden gefallen. Dow saß fester auf Skarlings Thron denn je, und Calder hatte keinen einzigen Freund, auf den er zählen konnte. Sein Bruder war tot, und es war ihm sogar gelungen, sich Curnden Kropf zum Feind zu machen. Was war er nur für ein toller Ränkeschmied.
»Niemand? Nein?« Langsam ließ sich Dow wieder auf Skarlings Thron sinken. »Irgendjemand hier, der damit nicht einverstanden ist?«
»Ich freue mich nicht gerade«, murmelte Calder.
Dow brach in schallendes Gelächter aus. »Du hast wirklich Mark in den Knochen, Kleiner, was auch immer man über dich sagen mag. Eine ganz besondere Art von Mark. Hast du vielleicht eine besondere Vorliebe, nach der wir vorgehen sollten? Wir könnten dich hängen oder dir den Kopf abhacken. Dein Vater war ja ein großer Freund des Blutkreuzes,
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