Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Heldenklingen

Heldenklingen

Titel: Heldenklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
Vom Netzwerk:
aber das würde ich nicht empfehlen …«
    Vielleicht war Calder der Kampf an diesem Tag zu Kopf gestiegen, vielleicht hatte er einfach keine Lust mehr auf die Leisetreterei, oder vielleicht war es einfach das Schlaueste, was er unter den gegebenen Umständen tun konnte. »Leck mich doch!«, fauchte er und spuckte ins Feuer. »Wenn ich sterbe, dann mit dem Schwert in der Hand. Du und ich, Schwarzer Dow, im Schildkreis. Ein Zweikampf.«
    Langsames, verächtliches Schweigen breitete sich aus. »Ein Zweikampf?«, zischte Dow. »Du forderst mich heraus? Bei einem Zweikampf muss es um etwas gehen, mein Junge. Und bei uns beiden geht es um nichts. Du hast dich gegen deinen Häuptling gewandt und wolltest seinen Stellvertreter dazu bringen, dass er ihm einen Dolch in den Rücken stößt. Hätte dein Vater da einen Zweikampf ausgefochten?«
    »Du bist nicht mein Vater. Du bist nicht einmal sein verdammter Schatten! Er hat die Kette geschmiedet, die du da trägst. Glied um Glied, so wie er den Norden neu geschmiedet hat. Du hast sie dem Blutigen Neuner gestohlen, und dem hast du dafür einen Dolch in den Rücken gerammt.« Calder grinste abfällig, als hinge sein Leben davon ab. Und so war es ja auch. »Du bist nichts als ein Dieb, Schwarzer Dow, ein Feigling und ein Eidbrecher, und davon abgesehen ein verdammter Idiot.«
    »Ach, ist das so?« Dow versuchte ebenfalls zu grinsen, aber es blieb eine verächtliche Grimasse. Calder war vielleicht schon erledigt, aber genau das war das Problem. Dass ihn ein erledigter Mann mit Dreck bewarf, versaute Dow die Siegesfeier.
    »Hast du etwa nicht genug Mark in den Knochen, mir gegenüberzutreten, Mann gegen Mann?«
    »Zeig mir den anderen Mann, dann werden wir sehen.«
    »Ich war Manns genug für Zehnwegs Tochter.« Calder erntete nun auch ein wenig Gelächter. »Aber wer weiß?« Er nickte zu Espe hinüber. »Du hast ja jetzt härtere Männer, die deine schwarzen Taten vollbringen, nicht wahr, Schwarzer Dow? Hast du selbst die Lust daran verloren? Komm schon! Kämpfe gegen mich! Im Schildkreis!«
    Dow hatte eigentlich keinen Grund, dem zuzustimmen. Für ihn war damit nichts zu gewinnen. Aber manchmal geht es mehr um den Schein als um die eigentlichen Tatsachen. Calder war dafür berüchtigt, der größte Feigling und der erbärmlichste Kämpfer aller Zeiten zu sein. Dows Ruf besagte das genaue Gegenteil. Diese Herausforderung stellte alles in Frage, wofür er stand, und das vor allen großen Männern im Norden. Er konnte sie nicht ablehnen. Dow erkannte das, und er lehnte sich auf Skarlings Thron zurück wie ein Mann, der mit seiner Frau darüber gestritten hat, wer den Schweinestall ausmisten muss, und der verloren hat.
    »Na schön. Wenn du es auf die harte Tour haben willst, dann kannst es haben. Morgen früh bei Tagesanbruch. Und ohne diesen Scheiß mit Schild drehen und Waffen wählen. Ich und du. Jeder mit einem Schwert. Bis zum Tod.« Er machte eine wütende Handbewegung. »Bringt diesen Dreckskerl irgendwohin, wo ich nicht dauernd sein abfälliges Grinsen sehen muss.«
    Calder keuchte, als Espe ihn hochriss, umdrehte und vor sich her stieß. Die Menge schloss sich hinter ihnen. Nach und nach erschallten wieder Lieder und Gelächter und große Worte, und wieder ging es um Sieg und Triumph. Sein bevorstehendes Schicksal war eine kurze Unterbrechung gewesen, die niemanden lange vom Feiern abhielt.
    »Ich hatte dir doch gesagt, du solltest abhauen.« Kropfs vertraute Stimme in seinem Ohr, als der alte Mann sich zu ihm hindurchdrängte.
    Calder schnaubte. »Und ich hatte dir ja wohl gesagt, erzähl’s ihm nicht. Offenbar haben wir beide nicht das gemacht, was man uns gesagt hat.«
    »Tut mir leid, dass es so enden musste.«
    »Es musste nicht so enden.«
    Der Feuerschein beleuchtete Kropfs verkrampfte Miene. »Du hast Recht. Es tut mir leid, dass ich mich so entschieden habe.«
    »Das muss es nicht. Du bist eine ehrliche Haut, das wissen alle. Und machen wir uns nichts vor, ich habe mir selbst mein Grab geschaufelt, seit mein Vater tot ist. Es war lediglich überraschend, dass es so lange gedauert hat, bis ich wieder zu Schlamm werden muss. Aber wer weiß?«, rief er mit einem letzten Blick über seine Schulter, während Espe ihn zwischen zwei großen Heldensteinen davonschleppte. »Vielleicht besiege ich Dow im Schildkreis!«
    An Kropfs betrübtem Gesicht war abzulesen, dass er das für unwahrscheinlich hielt. Calder tat das auch, wenn er ausnahmsweise einmal ehrlich zu sich

Weitere Kostenlose Bücher