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Heldenklingen

Heldenklingen

Titel: Heldenklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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»Dann also morgen.«
    »Übermorgen wäre besser.«
    »Treiben Sie es nicht zu weit, Calder.«
    Calder bot ein Bild verletzter Hilflosigkeit. »Ich möchte es nirgendwohin treiben! Aber ich bin nicht der Schwarze Dow. Ich bin eher ein … Wortführer denn ein Tyrann.«
    »Wortführer«, raunte der Hundsmann, als ob das Wort nach Pisse schmeckte.
    »Damit kommen Sie nicht durch.«
    Aber Calders herablassendes Lächeln blieb eisern. Bayaz mochte noch so viel Druck ausüben, er prallte an ihm ab. »Wenn Sie wüssten, wie hart ich schon die ganze Zeit über an einer friedlichen Lösung gearbeitet habe. Welche Gefahren ich dafür eingegangen bin.« Calder legte sich die verletzte Hand aufs Herz. »Helfen Sie mir! Unterstützen Sie mich dabei, das Beste für uns alle herauszuholen.« Unterstützen Sie mich vielmehr darin, das Beste für mich herauszuholen.
    Als Calder sich schließlich erhob, streckte er seine gesunde Hand über die Karte hinweg dem Hundsmann hin. »Ich weiß, wir stehen schon seit langem auf gegnerischen Seiten, aber wenn wir Nachbarn werden, dann sollte besser keine Kälte zwischen uns sein.«
    »Gegnerische Seiten. Das kommt vor. Oft kann man seine Streitigkeiten im Laufe der Zeit beilegen.« Der Hundsmann stand ebenfalls auf und sah Calder dabei direkt in die Augen. »Aber du hast Forley den Schwächsten getötet. Der Junge hatte nie auch nur einer Fliege etwas zuleide getan. Er kam, um euch zu warnen, und ihr habt ihn dafür umgebracht.«
    Calders Lächeln wirkte nun erstmals ein wenig schief. »Es vergeht kein Tag, an dem ich das nicht bereue.«
    »Dann kannst du das heute gern wieder tun.« Der Hundsmann beugte sich vor, streckte den Zeigefinger aus, drückte ihn gegen ein Nasenloch und blies dann aus dem anderen Rotz auf Calders ausgestreckte Hand. »Sobald du einen Fuß aufs Land südlich des Cusks setzt, lasse ich dir das Blutkreuz in den Bauch ritzen. Und dann steht auch keine Kälte mehr zwischen uns.« Er schniefte verächtlich, wandte sich um und stolzierte an Gorst vorbei davon.
    Mitterick räusperte sich angespannt. »Dann werden wir also schon bald wieder zusammenkommen?« Er sah um Unterstützung heischend zu Bayaz hinüber, bekam aber keine.
    »Absolut.« Calder hatte sein Grinsen bereits größtenteils wieder zurückgewonnen und wischte sich den Rotz an der Tischkante ab. »In drei Tagen.« Damit wandte er ihnen den Rücken zu und sprach mit dem Mann mit dem Metallauge. Den sie Espe genannt hatten.
    »Dieser Calder ist ein aalglatter Dreckskerl«, raunte Mitterick Bayaz zu, als sie sich vom Tisch erhoben. »Da hätte ich lieber mit dem Schwarzen Dow verhandelt. Bei dem wusste man wenigstens, woran man war.« Gorst hörte ihnen kaum zu. Er war viel zu sehr damit beschäftigt, Calder und seinen vernarbten Handlanger anzustarren. Ich kenne ihn. Ich kenne dieses Gesicht. Aber woher … ?
    »Dow war ein Kämpfer«, raunte Bayaz zurück. »Calder ist ein Politiker. Er hat erkannt, dass wir liebend gern abziehen wollen und dass er dann niemanden mehr hat, mit dem er verhandeln kann. Er weiß, dass er weit mehr gewinnen kann, wenn er stillhält und grinst, als Dow je mit der Wut und Waffengewalt des ganzen Nordens erobern konnte …«
    Espe drehte den Kopf, als er mit Calder sprach, wandte ihm die vernarbte Gesichtshälfte zu, während die unverletzte nun in der Sonne lag … und Gorsts Haut prickelte plötzlich, als er sie erkannte, und ihm fiel die Kinnlade herunter.
    Sipani.
    Dieses Gesicht damals im Rauch, bevor er die Treppe hinuntergeworfen wurde. Dieses Gesicht. Aber wie konnte das sein, was konnte dieser Mann dort getrieben haben? Und dennoch, er war sich beinahe sicher.
    Bayaz’ Stimme wurde leiser, als Gorst den Tisch umrundete, die Zähne fest zusammengebissen, und auf die Seite der Kinder trat, die von den Nordmännern vereinnahmt worden war. Einer von Calders alten Weggefährten knurrte, als Gorst ihn aus dem Weg schubste. Vermutlich war das bei Friedensverhandlungen äußerst schlechter Stil, wenn nicht sogar tödlich. Aber das ist mir so was von egal. Calder sah auf und trat besorgt einen Schritt zurück. Auch Espe wandte den Kopf. Aber nicht zornig. Und ohne Angst.
    »Oberst Gorst!«, rief jemand, aber Gorst überhörte das; er packte Espe am Arm und zog ihn zu sich heran. Die Anführer, die am Rande der Kinder warteten, beobachteten ihn mit gerunzelter Stirn. Der Riese kam einen großen Schritt näher. Der Mann mit der goldenen Rüstung rief seinen Carls etwas zu. Einer der

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