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Heldenklingen

Heldenklingen

Titel: Heldenklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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sinken, während sie ihr Haar im Nacken unter dem Metall hervorzog.
    »Mein Gatte war eine Woche lang auf Reisen, dann kommt er zurück und hat mir weiter nichts mitgebracht als den ganzen Norden und alles, was dazu gehört?«
    »Das ist nur die Hälfte deines Geschenks.« Er tat so, als wollte er sie küssen, bremste sich im letzten Augenblick und schlug kurz vor ihrem Mund die Zähne aufeinander. »Den Rest bekommst du später.«
    »Das sind doch nur leere Versprechungen.«
    »Ich muss mit deinem Vater reden, aber das dauert nicht lange.«
    »Dann redet doch.«
    »Allein.«
    »Männer und ihr Geschwätz. Lass mich nicht zu lange warten.« Sie beugte sich vor, streifte sein Ohr mit ihren Lippen, ihr Knie strich gegen die Innenseite seines Beins und die Kette seines Vaters berührte seine Schulter. »Ich hätte große Lust, vor dem König der Nordmänner niederzuknien.« Mit der Fingerspitze fuhr sie kurz über den schon leicht verschorften Schnitt an seinem Kinn, drehte sein Gesicht leicht in ihre Richtung, als sie sich zum Gehen wandte, und sah ihn dann noch einmal über die Schulter hinweg an. Durch den schweren Bauch bewegte sie sich leicht watschelnd, aber das störte ihn nicht. Überhaupt nicht. Er dachte nur immer wieder, dass er all das überhaupt nicht verdiente.
    Doch dann riss er sich von ihrem Anblick los und ging zum Feuer, leicht gebeugt allerdings, weil sich sein Schwanz hart gegen seine Hosen schob, und es wäre kein guter Anfang für die Unterhaltung mit Reichel gewesen, wenn er ihm als Erstes ein aufgebautes Zelt gezeigt hätte. Sein Schwiegervater hatte seine graubärtigen Gefolgsleute weggeschickt, saß nun allein da und drückte mit seinem dicken Daumen einen frischen Klumpen Tschagga in seine Pfeife. Eine kleine Unterhaltung unter vier Augen. Ganz ähnlich wie vor ein paar Tagen. Nur war Dow jetzt tot, und alles war anders.
    Calder wischte sich die feuchten Augen, bevor er an der Feuergrube Platz nahm. »Sie ist wirklich einzigartig, deine Tochter.«
    »Man hat dich oft als Lügner bezeichnet, aber ein wahreres Wort ist nie gesprochen worden.«
    »Einzigartig.« Calder sah ihr noch immer nach, wie sie in der Dunkelheit verschwand.
    »Du kannst dich glücklich schätzen, dass du sie bekommen hast. Weißt du noch, was ich dir gesagt habe? Wenn du dich lange genug ans Ufer stellst und wartest, dann wird das Meer irgendwann anschwemmen, was du dir wünschst. Du hättest auf mich hören sollen.«
    »Jetzt höre ich dir ja zu, nicht wahr?«
    Reichel rutschte auf dem Baumstamm etwas näher an ihn heran. »Also schön. Viele meiner Jungs sind ein bisschen unruhig. Haben ihre Schwerter ziemlich lange geschwungen. Es wäre ganz günstig für mich, wenn ich einige von ihnen mal wieder zu ihren Frauen nach Hause schicken könnte. Willst du das Angebot dieses Zauberers annehmen?«
    »Bayaz?« Calder schnaubte. »Ich habe gute Lust, diesen Drecksack noch ein bisschen schmoren zu lassen. Vor langer Zeit hat er einmal ein Abkommen mit meinem Vater getroffen und ihn dann verraten.«
    »Also geht es hier um Rache?«
    »Ein bisschen, aber hauptsächlich um gesunden Menschenverstand. Wenn die Union gestern weiter vorgestoßen wäre, hätte sie uns vielleicht erledigt.«
    »Vielleicht. Was meinst du damit?«
    »Also denke ich, dass sie nur deswegen aufgehört haben, weil sie nicht anders konnten. Die Union ist ein ziemlich großes Land. Lange Grenzen. Wahrscheinlich haben sie andere Sorgen. Und deswegen vermute ich, dass die Bedingungen für uns mit jedem Tag besser werden, die ich diesen kahlen, alten Wichser warten lasse.«
    »Hm.« Reichel fischte sich einen brennenden Zweig aus dem Feuer, drückte ihn an den Kopf seiner Pfeife und grinste, als sie zu glühen begann. »Du bist schon ein schlauer Fuchs, Calder. Ein Denker. Wie dein Vater. Hab immer schon gesagt, dass du einen guten Anführer abgeben würdest.«
    Gehört hatte Calder das jedenfalls nie von ihm. »Du hast aber nicht gerade dazu beigetragen, dass ich es auch werde, oder?«
    »Ich habe dir gesagt, dass ich zwar brennen werde, wenn es nicht anders geht, mich aber nicht selbst anzünde. Was hat der Blutige Neuner immer wieder gesagt?«
    »Da muss man realistisch sein.«
    »Genau. Realistisch. Dachte, du wüsstest das besser als alle anderen.« Reichels Wangen wurden hohl, als er an seiner Pfeife zog, dann ließ er den braunen Rauch aus seinem Mund strömen. »Aber jetzt ist Dow tot, und der Norden liegt dir zu Füßen.«
    »Du bist doch sicherlich

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