Heldenklingen
von Angland.«
Er sah sie kurz völlig verblüfft an, und dann bekam sein Gesicht einen sorgenvollen Ausdruck, während er ihre Miene zu deuten versuchte. »Wieso ich?«
»Weil du ein guter Mann bist.« Und ein guter Kompromiss. »Und offensichtlich ein Held. Dem König ist von deinen Taten berichtet worden.«
»Held?« Er schnaubte. »Wie hast du das angestellt?« Er versuchte, sich auf die Ellenbogen zu stützen, aber sie legte ihm die Hand auf die Brust und schob ihn sanft wieder in die Kissen zurück.
Das war der Augenblick, ihm die Wahrheit zu sagen. Doch der Gedanke kam ihr kaum. »Du hast es geschafft. Und du hattest letztlich Recht. Harte Arbeit und Treue und all das. An vorderster Front die Truppe anführen. So bringt man es zu etwas.«
»Aber …«
»Psssscht.« Sie küsste ihn erst auf eine Seite seiner Lippen, dann auf die andere, dann auf die Mitte. Sein Atem roch schlecht, aber das war ihr egal. Sie war fest entschlossen, sich diesen Augenblick nicht von ihm kaputtmachen zu lassen. »Wir können später darüber reden. Jetzt ruh dich erst einmal aus.«
»Ich liebe dich«, flüsterte er.
»Ich liebe dich auch.« Sanft strich sie ihm übers Gesicht, während er wieder einschlief. Es stimmte. Er war ein guter Mann. Einer der besten. Ehrlich, mutig, unbedingt loyal. Sie passten gut zusammen. Optimist und Pessimistin, Träumer und Zynikerin. Und worum geht es denn bei der Liebe, wenn nicht darum, einen Menschen zu finden, der gut zu einem passt? Jemand, der mitbringt, was einem selbst fehlt?
Jemand, mit dem man arbeiten kann. An dem, verbesserte sie sich. An dem man arbeiten kann.
BEDINGUNGEN
S ie kommen spät«, grollte Mitterick.
Sechs Stühle standen um den Tisch herum. Auf einem saß der neue Lord Marschall Seiner Majestät, der sich in eine Paradeuniform gezwängt hatte, die vor Tressen nur so strotzte und am Hals zu eng war. Bayaz saß auf einem weiteren und trommelte mit seinen dicken Fingern auf die Tischplatte. Der Hundsmann lümmelte auf dem dritten, sah mit gerunzelter Stirn zu den Helden empor, und gelegentlich zuckte ein Muskel an seiner Wange.
Gorst stand einen Schritt hinter Mittericks Stuhl, die Arme vor der Brust verschränkt. Neben ihm stand Bayaz’ Diener, der eine zusammengerollte Karte des Nordens in den Händen hielt. Hinter ihnen, noch immer innerhalb des Steinkreises, aber außer Hörweite, hatten sich einige der verbliebenen, hochrangigen Offiziere postiert. Eine bedauerlicherweise ziemlich reduzierte Gruppe. Meed fehlt, Wetterlant und Vinkler sowie viele andere, die nicht mehr unter uns weilen. Jalenhorm zum Beispiel. Gorst sah grimmig zu den Helden hinüber. Wer mich mit Vornamen anspricht, unterschreibt offenbar sein Todesurteil. Das Zwölfte Regiment Seiner Majestät hatte währenddessen an der Südseite der Kinder Aufstellung genommen, und die Piken der Soldaten leuchteten wie ein Wald aus Metall im kühlen Sonnenlicht. Eine kleine Erinnerung daran, dass wir zwar heute Frieden schließen wollen, aber durchaus für die Alternative gerüstet sind.
Trotz seines dröhnenden Kopfes, der brennenden Wange, den zahlreichen Schnitten und Kratzern und Beulen sowie inneren und äußeren Prellungen war auch Gorst für eine solche Alternative gerüstet. Er brannte sogar darauf. Denn welche Aufgabe werde ich zu Friedenszeiten haben? Eingebildeten jungen Offizieren die Fechtkunst beibringen? Am Hofe herumlungern wie ein lahmer Hund, und darauf warten, dass man mir Reste vom Tisch zuwirft? Als königlicher Berichterstatter aus den Gossen von Keln berichten? Oder die körperliche Ertüchtigung aufgeben und fett werden, ein peinlicher Trunkenbold, der immer wieder die alten Geschichten aus der Zeit aufwärmt, da er fast einmal fast berühmt geworden wäre? Ist das nicht Bremer dan Gorst, der einst Leibwächter des Königs war? Geben wir dem piepsenden Hanswurst noch einen aus! Oder gleich zehn, dann können wir miterleben, wie er sich besoffen in die Hosen pisst!
Gorst merkte, dass sich seine Miene noch weiter verfinsterte. Oder … sollte ich das Angebot des Schwarzen Dow vielleicht annehmen? Sollte ich in ein Land ziehen, in dem sie über Männer wie mich Lieder machen, anstatt hinter ihrem Rücken über sie zu lachen? In ein Land, in dem es niemals Frieden gibt? Bremer dan Gorst, Held, Kämpe, der meistgefürchtete Mann im Norden …
»Na endlich«, knurrte Bayaz und riss Gorst damit aus seinen Zukunftsträumen.
Mit dem unverkennbaren Lärm, mit dem Soldaten sich
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