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Heldenklingen

Heldenklingen

Titel: Heldenklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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besaß, daran, dass die breiten Knöchel weiß auf den geballten Fäusten hervortraten oder daran, dass es so aussah, als sei seine Uniform fest über ein Stück Fels gezogen worden – selbst jetzt, wo er still dastand, vermittelte er den Eindruck von furchterregender Stärke.
    Tunny konnte es beim Salutieren mit den Besten aufnehmen, wenn er es für angebracht hielt, und nun nahm er federnd Haltung an. »Herr Oberst! Korporal Tunny, Herr Oberst, Standartenträger des Ersten Regiments Seiner Majestät!«
    »Das Hauptquartier von General Jalenhorm?« Die Augen des Neuankömmlings glitten über die Rekruten, als ob er sie warnen wollte, über seine Piepsstimme besser nicht zu lachen.
    Tunny wusste, wann man lachen durfte, und im Augenblick war das nicht der Fall. Er deutete auf die mit Müll und Zelten übersäte Wiese vor dem Bauernhaus, aus dessen Schornstein Rauchfahnen emporstiegen, die den blauen Himmel befleckten. »Sie finden den General dort drüben, Herr Oberst! In jenem Haus, Herr Oberst! Vermutlich noch im Bett!«
    Der Offizier nickte einmal kurz und schritt dann davon, den Kopf gesenkt und erfolgreich den Eindruck vermittelnd, dass er sich seinen Weg bahnen würde, egal, wer ihm dabei in die Quere kam.
    »Wer war das?«, raunte einer der Jungs.
    »Ich glaube, das …« Tunny ließ die Worte einen Augenblick in der Luft hängen, »war Bremer dan Gorst.«
    »Der das Turnier mit dem König gefochten hat?«
    »Genau, und der dann bis zu dieser Sauerei in Sipani sein Leibwächter war. Hat wohl immer noch das Ohr des Königs, wie es heißt.« Es war nicht unbedingt ein gutes Zeichen, dass sich ein derart namhafter Mann hier draußen sehen ließ. Besser, man hielt sich nie in der Nähe namhafter Männer auf.
    »Was macht er hier?«
    »Kann ich nicht sagen. Aber ich habe gehört, dass er ein enorm harter Kämpfer sein soll.« Tunny fuhr sich beunruhigt mit der Zunge über die Vorderzähne.
    »Ist das bei einem Soldaten nicht eine gute Sache?«, fragte Dotter.
    »Verdammt, nein! Ich habe wirklich in mehr als nur einer Klemme gesteckt, aber ich sag euch das Eine: Kriege sind harte Arbeit, auch ohne irgendwelche Leute, die meinen, unbedingt mittendrin kämpfen zu müssen.« Gorst betrat den Vorgarten des Hauses und zog etwas aus seiner Jackentasche. Ein gefaltetes Papier. So, wie es aussah, ein Befehl. Dann grüßte er die Wachen und trat ein. Tunny rieb sich den rebellierenden Magen. Er hatte ein komisches Gefühl, und das lag nicht am Wein von gestern.
    »Herr Korporal?«
    »Korporal Tunny.«
    »Ich … ich …« Es war der, der sich als Werth vorgestellt hatte, und offenbar hatte er ein Problem. Tunny erkannte die Anzeichen natürlich. Die Nervosität, mit der er von einem Bein aufs andere trat, die Blässe, die leicht feuchten Augen. Da war Eile geboten.
    Er deutete mit dem Daumen zu den Latrinegruben. »Gehen Sie schon!« Der Junge rannte davon wie ein verängstigtes Kaninchen und hüpfte o-beinig durch den Dreck. »Aber achten Sie darauf, dass Sie zum Kacken an die richtige Stelle gehen!« Tunny hob vor dem Rest der Welpen einen belehrenden Finger. »Immer an die richtige Stelle kacken. Das ist ein Soldatenprinzip und bedeutend wichtiger als der ganze Käse übers Marschieren, über Waffen oder über das Gelände.« Selbst aus dieser Entfernung war Werths langgezogenes Stöhnen zu hören, auf das einige krachende Fürze folgten. »Soldat Werth kämpft gerade seine erste Schlacht gegen unseren wahren Feind hier draußen. Einen gnadenlosen, flüssigen Feind, der sich nicht festnageln lässt.« Er klopfte mit der Hand auf die Schulter des nächststehenden Mannes. Dotter, um den es sich handelte, brach unter dem zusätzlichen Gewicht beinahe zusammen. »Früher oder später, daran habe ich keinen Zweifel, werdet ihr alle eure eigene Schlacht auf der Latrine führen. Nur Mut, Jungs, nur Mut. Nun, während wir darauf warten, dass Werth den Feind niederringt oder bei dem Versuch tapfer stirbt – hat einer von euch vielleicht Lust auf ein Spielchen unter Freunden?« Er zog aus dem Nichts ein Kartenspiel hervor, und fächerte es schnell auf. Die Rekruten machten große Augen, oder in Kliges Fall, ein großes Auge, wobei Soldat Werths Arschmusik den Überraschungseffekt nur unwesentlich dämpfte. »Wir spielen nur um die Ehre. Zu Anfang. Da verliert man doch nichts, worauf man nicht verzichten könnte, oder? Nichts, worauf man … oh, oh.«
    General Jalenhorm war aus dem Hauptquartier getreten, die Jacke weit offen, das

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