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Heldenklingen

Heldenklingen

Titel: Heldenklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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Zelte durchgingen.
    Tunny atmete tief durch und stellte sich dann aufrecht hin. Die Rekruten nahmen schlecht koordiniert Haltung ein. Drei von ihnen jedenfalls. Dotter tat das erst mit etwas Verzögerung. Tunny winkte ab. »Um Himmels willen, nicht salutieren, bitte. Sonst kotze ich womöglich noch auf euch.«
    »Entschuldigung, Herr Korporal.«
    »Ich bin kein Herr, ich bin Korporal Tunny.«
    »Entschuldigung, Korporal Tunny.«
    »Jetzt hört mal zu. Ich bin nicht scharf drauf, dass ihr hier seid, und ihr wollt auch nicht hier sei…«
    »Ich will das durchaus«, unterbrach ihn Lederlingen.
    »Tatsächlich?«
    »Ich habe mich freiwillig gemeldet.« Ein Hauch von Stolz lag in seiner Stimme.
    »Frei-will-ig?« Tunny rang mit dem Wort, als entstammte es einer fremden Sprache. »Also gibt es so etwas wirklich. Von mir aus. Hauptsache, ihr sorgt nicht dafür, dass ich irgendwas freiwillig tun muss, während ihr hier seid. Und überhaupt …« Er lockte die Jungs mit gebogenem Zeigefinger verschwörerisch näher zu sich heran. »Ihr habt es hier gut getroffen. Ich habe im Heer Seiner Majestät schon alles Mögliche gemacht, und das da drüben«, nun deutete er mit dem Verschwörerfinger zur Standarte des Ersten Kavallerieregiments, »ist eine ganz hübsche Verzierung. Nun mag es so sein, dass ich hier wirklich ein bisschen was zu sagen habe. Aber ich möchte, dass ihr Jungens mich als, sagen wir … eine Art netten Onkel betrachtet. Von mir bekommt ihr alles, was ihr braucht. Kleine Extras. Dinge, die das Soldatenleben etwas lebenswerter machen.« Er beugte sich weiter vor und zog die Augenbrauen vielsagend in die Höhe. »Alles. Ihr könnt zu mir kommen.« Lederlingen hob zögernd einen Finger. »Ja?«
    »Wir sind doch Kavalleristen, oder nicht?«
    »Ja, Soldat, das sind wir.«
    »Sollten wir dann nicht Pferde haben?«
    »Das ist eine hervorragende Frage und zeigt, dass Sie ein ausgezeichnetes Taktikverständnis haben. Aufgrund eines Verwaltungsfehlers stehen unsere Pferde derzeit leider beim Fünften Regiment, das Mittericks Division zugeteilt ist – einem Infanterieregiment, das leider nicht einmal in der Position ist, sie nutzbringend einzusetzen. Man hat mir gesagt, dass sie jeden Tag bei uns eintreffen sollen; allerdings höre ich das schon eine ganze Weile. Im Augenblick sind wir ein … pferdeloses Kavallerieregiment, sozusagen.«
    »Also Infanterie?«
    »Man könnte es so nennen, allerdings«, Tunny tippte sich an den Kopf, »denken wir immer noch wie Kavalleristen. Abgesehen von Pferden, die leider jedem hier in dieser Einheit fehlen, was brauchen Sie sonst noch?«
    Klige hob den Arm als Nächster. »Na ja, Herr … äh, Korporal Tunny, da gäbe es etwas … Ich hätte sehr gern was zu essen.«
    Tunny grinste. »Das ist tatsächlich ein kleines Extra.«
    »Bekommen wir hier keine Verpflegung?«, fragte Dotter entsetzt.
    »Natürlich versorgt Seine Majestät alle treuen Soldaten mit Rationen, Dotter, natürlich tut er das. Aber das ist dann nicht unbedingt Zeug, das jemand würde essen wollen. Wenn Sie es satt haben, so etwas zu sich zu nehmen, dann kommen Sie zu mir.«
    »Das hat dann aber vermutlich seinen Preis.« Das war Lederlingen mit verbittertem Gesicht.
    »Einen vernünftigen Preis. Ich nehme Unionsmünzen, Nordlandmünzen, styrische Münzen, gurkhisische Münzen. Alle Münzen, um genau zu sein. Aber falls Ihnen einmal das Geld ausgehen sollte, dann bin ich auch gern bereit, im Tausch andere Dinge zu akzeptieren. Waffen, die toten Nordmännern abgenommen wurden, stehen beispielsweise gerade sehr hoch im Kurs. Oder vielleicht können wir uns auch auf einen Gefallen einigen. Jeder hat etwas anzubieten, und eine Einigung ist ohne Zweifel immer …«
    »Korporal?« Eine seltsam hohe, gequetschte Stimme, die fast weiblich klang, doch als Tunny sich umwandte, stand hinter ihm zu seiner großen Enttäuschung und vor allem auch Überraschung keine Frau. Es war ein sehr massiger Mann, dessen schwarze Uniform die Schlammspritzer eines harten Ritts und die Rangabzeichen eines Obersts aufwies, und der ein langes und ein kurzes Eisen von wohlerprobter Art am Gürtel trug. Das über den Ohren leicht ergraute Haar war stoppelkurz geschnitten, und oben auf dem Kopf war er schon beinahe kahl. Mit seinen leicht wulstigen Augenbrauen, der breiten Nase und dem kantigen Unterkiefer erinnerte er ein wenig an einen Preisboxer, als er die dunklen Augen auf Tunny richtete. Vielleicht lag es daran, dass er auffällig wenig Hals

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