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Heldenklingen

Heldenklingen

Titel: Heldenklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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Haar zerrauft, das Gesicht krebsrot angelaufen, und er brüllte. Er brüllte immer, aber dieses Mal schien er zur Abwechslung einen Grund zu haben. Gorst folgte ihm, vornübergebeugt und still.
    »Oh, oh.« Jalenhorm trampelte in die eine Richtung, schien es sich dann wieder zu überlegen, fuhr herum, brüllte ins Nichts, kämpfte mit einem Knopf und schlug eine helfende Hand zornig weg. Stabsoffiziere schwirrten aus dem Haus wie Vögel, nachdem man auf einen Busch geklopft hat, und das Chaos, das sich rund um den General ausbreitete, erfasste nach und nach das ganze Lager.
    »Verdammt«, brummte Tunny und schob sich die Hosenträger mit den Schultern hoch. »Wir machen uns besser abmarschbereit.«
    »Wir sind hier doch gerade erst angekommen, Korporal«, grollte Dotter, der sich den Rucksack gerade halb abgesetzt hatte.
    Tunny nahm den Riemen und zog ihn wieder über Dotters Schulter, während er ihn so umdrehte, dass er zum General hinsehen konnte. Jalenhorm versuchte, gleichzeitig einem gut gekleideten Offizier drohend die Faust zu zeigen und sich die Jacke zuzuknöpfen, was ihm jedoch nicht gelang. »Vor euch seht ihr die perfekte Zurschaustellung dessen, wie das Heer funktioniert – die Befehlskette, Soldat, laut der nämlich jeder auf den Kopf dessen scheißt, der unter ihm steht. Unser hochgeschätzter Regimentschef, Oberst Vallimir, wird gerade von General Jalenhorm angeschissen. Oberst Vallimir wird seine eigenen Offiziere anscheißen, und es wird nicht lange dauern, bis die Lawine unten ankommt, glauben Sie mir. Innerhalb der nächsten ein oder zwei Minuten wird Oberfeldwebel Forest hier sein und seine nackten Arschbacken über meinem schuldlosen Kopf in Position bringen. Und ratet mal, was das für euch alle bedeutet?« Die Jungs blieben kurz still, dann hob Krige schüchtern die Hand. »Das war eine rhetorische Frage, Sie Mondkalb.« Die Hand sank schnell wieder. »Dafür dürfen Sie mein Gepäck tragen.«
    Klige ließ die Schultern hängen.
    »Sie da, Ladderlugger.«
    »Lederlingen, Korporal Tunny.«
    »Wie auch immer. Da Sie sich doch gerne freiwillig melden, dürfen Sie nun freiwillig meinen anderen Rucksack tragen. Dotter?«
    »Herr Korporal?« Es war unübersehbar, dass der Rekrut unter dem Gewicht seiner eigenen Sachen kaum aufrecht stehen konnte.
    Tunny seufzte. »Sie tragen die Hängematte.«

NEUE LEUTE
    B eck hob das Beil hoch über seinen Kopf und stieß ein wütendes Knurren aus, als er es nach unten führte, das Holzscheit spaltete und dabei die ganze Zeit so tat, als sei das Holzscheit der Kopf eines Unionisten. Als ob Blut in alle Richtungen spritzte anstelle von Holzsplittern. Als ob das Murmeln des Baches der Beifall der Männer sei, die ihn bewunderten, und die Blätter im Gras die Frauen, die ihn anhimmelten. Als ob er der große Held sei, so wie einst sein Vater, der sich einen Namen auf dem Schlachtfeld gemacht hatte und in den Erzählungen am Feuer und in den Liedern eine große Rolle spielte. Beck war der härteste Drecksack im ganzen verdammten Norden, ohne Frage. Jedenfalls dann, wenn es darum ging, so zu tun als ob.
    Er warf das Holzscheit auf den Haufen zu den anderen und bückte sich, um das nächste Stück aufzunehmen. Wischte sich die Stirn mit dem Ärmel ab und sah ins Tal hinunter, während er leise das Ripnirslied vor sich hin sang. Irgendwo hinter den Bergen kämpfte das Heer des Schwarzen Dow. Dort hinter den Bergen wurden tapfere Taten vollbracht und die Lieder der Zukunft geschrieben. Er spuckte in die Hände, rau vom Spaltbeil, vom Pflug, von der Sense und Schaufel, ja, sogar vom Waschbrett. Er hasste das Tal und die Menschen darin. Er hasste den Hof und die Arbeit, die er darauf verrichten musste.
    Er war zum Kämpfen geboren, nicht zum Holzhacken.
    Nun hörte er schlappende Schritte und sah, dass sich sein Bruder vornübergebeugt den Pfad zum Haus heraufmühte. Schon wieder zurück aus dem Dorf, und so, wie er aussah, war er den ganzen Weg gelaufen. Becks Beil fuhr noch einmal in den strahlenden Himmel und schlug zu, und wieder krachte ein Südländerschädel auseinander. Festen hatte nun den Hof erreicht und stand da, die zitternden Hände auf die weichen Knie gestützt, die runden Wangen rosa gefleckt, und rang nach Luft.
    »Wieso die Eile?«, fragte Beck, während er nach einem neuen Stück Holz fasste.
    »Im Dorf … im Dorf …« Festen kämpfte damit, gleichzeitig zu reden und zu atmen und sich aufzurichten. »Da sind Männer im Dorf!«, platzte er endlich

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