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Heldenklingen

Heldenklingen

Titel: Heldenklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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er nicht ganz richtig im Kopf.
    »Ich bin Brait«, piepste ein Junge, der noch kleiner war als Colving, und dazu zerlumpt wie ein Bettler. Aus einem aufklaffenden Stiefel sahen vorn ein paar dreckige Zehen hervor. Beck wollte der Bursche schon leidtun, als ihm auffiel, wie schlecht er roch. Als Brait ihm die magere Hand hinstreckte, nahm Beck sie nicht an. Er ließ seinen Blick vielmehr am letzten dieser Gruppe hinabgleiten, älter als die anderen, mit einem Bogen über der Schulter und einer Narbe, die sich durch eine dunkle Braue zog. Wahrscheinlich war er bloß von einer Mauer gefallen, aber er sah damit gefährlicher aus, als ihm eigentlich zustand. Beck wünschte, er hätte auch eine Narbe.
    »Und du?«
    »Reft.« Der andere hatte ein wissendes Grinsen aufgesetzt, das Beck überhaupt nicht mochte. Es fühlte sich an, als ob er sich über ihn lustig machte.
    »Gibt’s da was zu lachen?«
    Reft deutete mit einer weiten Armbewegung auf das Durcheinander, das sie umgab. »Ist hier irgendwas vielleicht nicht lächerlich?«
    »Lachst du über mich?«
    »Es geht nicht immer nur um dich, mein Freund.«
    Beck war sich nicht ganz sicher, ob es dieser Kerl war, der ihn dumm dastehen ließ, oder ob er selbst dafür sorgte. Vielleicht war er auch einfach nur sauer, weil die ganze Situation so wenig seinen Hoffnungen entsprach – jedenfalls wurde er zornig. Und zwar ziemlich schnell. »Du solltest besser deine verdamm…«
    Aber Reft hörte nicht zu. Er sah über Becks Schulter, ebenso wie die anderen Jungs. Beck wandte den Kopf, um zu sehen, was dort los war, und erschreckte sich, als ein Reiter auf einem großen Pferd auf ihn herunter blickte. Ein gutes Pferd mit einem noch besseren Sattel, das Metall des Zaumzeugs so hell poliert, dass es funkelte. Ein Mann von etwa dreißig, wie Beck schätzte, mit klarer Haut und scharfen Augen. Er trug einen schönen Mantel mit besticktem Saum und dickem Pelzkragen, neben dem Beck sich für den Umhang seiner Mutter beinahe schämte, auch wenn der schon um einiges besser war als die Lumpen, die andere in seiner Reihe trugen.
    »Guten Abend.« Die Stimme des Reiters war so glatt und weich, dass die beiden Worte kaum richtig Nordisch klangen.
    »’n Abend«, erwiderte Reft.
    »’n Abend«, sagte Beck ebenfalls schnell, da er Reft auf keinen Fall Gelegenheit geben wollte, sich zum Anführer aufzuspielen.
    Der Reiter lächelte von seinem teuren Sattel herunter, als wären sie alle alte Freunde. »Könnte mir wohl einer von euch Jungs zeigen, wo Reichels Feuer ist?«
    Reft deutete in die heraufziehende Dämmerung. »Da hinten, glaube ich, auf der kleinen Anhöhe, neben den Bäumen dort.« Schwarze Umrisse hoben sich vom Abendhimmel ab, die Äste wurden von Feuerschein unter ihnen erhellt.
    »Herzlichen Dank.« Der Mann nickte ihnen allen zu, sogar Brait und Colving, dann schnalzte er mit der Zunge und manövrierte sein Pferd durch das Gedränge, immer noch mit einem spöttischen Lächeln auf den Lippen. Als hätte er etwas Lustiges gesagt. Beck wusste allerdings nicht, was das gewesen sein sollte.
    »Was war das für ein Kerl?«, raunzte er, sobald der Reiter außer Hörweite war.
    »Weiß nicht«, flüsterte Colving.
    Beck verzog verächtlich die Lippen. »Natürlich nicht. Dich hab ich ja auch nicht gefragt, oder?«
    »’tschuldigung.« Der Kleine wich zurück, als fürchtete er, geschlagen zu werden. »Wollte ja nur sagen …«
    »Ich vermute, das war der große Prinz Calder«, sagte Reft.
    Beck verzog den Mund noch mehr. »Was, Bethods Sohn? Der ist doch gar kein Prinz mehr, oder?«
    »Seiner Meinung nach wohl schon, würd ich sagen.«
    »Der ist doch mit Reichels Tochter verheiratet, oder?«, fragte Brait mit seiner hohen, dünnen Stimme. »Vielleicht will er nur mal bei seinem Schwiegervater vorbeischauen.«
    »Nach dem, was man von ihm erzählt, versucht er wahrscheinlich, sich wieder auf den Thron seines Vaters zu lügen«, überlegte Reft laut.
    Beck schnaubte. »Ich glaube kaum, dass er den Schwarzen Dow beiseiteschieben kann.«
    »Der wird ihm viel eher das Blutkreuz in den Bauch schneiden«, knurrte Stodder, der sich nun, da er aufgegessen hatte, die Finger ableckte.
    »Und hängen und verbrennen, denk ich«, meldete sich Colving wieder zu Wort. »So was macht der Schwarze Dow nämlich mit Feiglingen und Betrügern.«
    »Joh«, sagte Brait, als wisse er darüber besonders gut Bescheid. »Zündet sie selbst an und sieht zu, wie sie dann tanzen.«
    »Kann nicht sagen, dass es

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