Heldenstellung
hindurch.
»Also, ich habe zufällig gerade so einen Social Liftoff hinter mir«, sage ich. »Sogar mit Outplacement!« Die beiden ignorieren mich. »Jedenfalls herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag«, wechsle ich das Thema. »Wir haben uns ja lange nicht gesehen.«
Mein Vater verzieht keine Miene: »Da bin ich ja gespannt, warum du das nun änderst.«
»Richard, ich muss dich mal unter vier Augen sprechen«, versuche ich es, aber er bewegt den Zeigefinger hin und her.
»Das ist gerade ganz schlecht.«
Jetzt reicht es mir: »Immerhin bin ich ein paar tausend Kilometer geflogen, nur um zu deiner Geburtstagsfeier zu kommen!«
»Das kann ich toppen«, sagt er, greift in sein Sakko und zückt die schwarze Karte einer großen deutschen Airline. Er hält sie in die Luft wie einen Joker. »Zwanzigtausend Meilen. Seit vergangener Woche. Dabei war mein letzter Flug ein Inlandsflug.«
Adam sieht ihn fragend an. Das Ganze wirkt wie ein schlecht einstudiertes Laientheater. »Wo warst du eigentlich?«
»In Berlin«, erklärt mein Vater. »Bei einem alten Kunden.« Er macht eine Pause, atmet ein, atmet aus und sagt langsam und deutlich: »Einer Filmproduktionsfirma.«
Mein Magen zieht sich zusammen. Adam fletscht die Zähne.
So wollte ich dieses Gespräch nicht führen. Nicht in Gegenwart seines offensichtlich neuen Lieblingssohns und unter den Blicken der internationalen Wirtschaftselite. Aus lauter Verlegenheit greife ich nun auch in meine Jackettinnentasche, obwohl sich dort garantiert keine Vielfliegerkarte befindet. Dafür erwischt meine Hand die teuer verpackte Schachtel.
»Ich hab dir eine Kleinigkeit mitgebracht«, sage ich und ziehe das Geschenk aus dem Jackett. Jetzt steckt mein Vater die Karte weg und wendet sich endlich mir zu.
Adam stutzt. Er deutet auf den Golden Gifts -Aufkleber. »So ein Zufall, wir haben doch tatsächlich in derselben Boutique eingekauft: die allerbeste Adresse der Stadt und dazu noch der Lieblingsladen Ihres Vaters.«
Mein Herz rutscht von der Hose in die Halbsocken.
»Soll ich es gleich auspacken?«, fragt mein Vater.
»Auf jeden Fall!«, findet Giebowski und zeigt wieder seinen Terrierblick: »Ich habe schon so eine Ahnung, was drin sein könnte.« Adam nimmt das Päckchen und hält es sich ans Ohr.
Mein Vater räuspert sich.
»Ich dachte, ich höre ein Ticken«, sagt Adam. »Wie von einer Bombe, die gleich hochgeht.«
»Du musst es auch nicht jetzt auspacken«, erwidere ich und versuche, das Päckchen wieder an mich zu nehmen. Aber Adam zieht es weg. Adams Tonfall hat die Aufmerksamkeit der anderen Gäste auf uns gelenkt. Hätte nicht gedacht, dass der Tag so mies enden würde. Ich trete einen Schritt zurück und taste schon mal nach meinem Garderobenzettel.
Mein Vater löst die Klebestreifen der Verpackung. Mit Bedacht öffnet er erst die kurzen Seiten, arbeitet sich dann bis zu den Längsseiten vor, um schließlich eine längliche Schachtel aus dem Geschenkpapier zu ziehen. Darauf steht Patek Philippe . Es ist vollkommen still geworden. Mein Vater sieht mich entsetzt an. »Diese Uhren kosten ein Vermögen! Hast du die George Clooney geklaut, als er eingeschlafen ist?«
Ich hätte sie einfach behalten sollen. Ich Trottel. Giebowski dagegen grinst so breit wie der weiße Hai.
»Darf ich die auch mal sehen?«, fragt er. Sein Unterton lässt die Gäste aufblicken.
»Was ist denn los, Adam?«, fragt mein Vater, und ich sehe, wie sich seine Stirn kräuselt. »Bist du eifersüchtig?«
Ich habe eine böse Vorahnung, schnelle vor und reiße ihm die Uhr aus der Hand, bevor er sie Adam geben kann.
»Darf ich mal kurz, danke.«
Mein Vater zieht die Augenbrauen zusammen.
Ich mache ein zerknirschtes Gesicht. »Ich glaube, da hängt noch das Preisschild dran.« Vorsichtig nehme ich die Uhr aus der Verpackung. Auf der Rückseite entdecke ich eine Gravur. In verschlungener Schrift steht dort: Meinem Mentor und Ziehvater Richard von Schnaidt zum Geburtstag. Danke für alles, Adam.
So ein Mist. Mein Blick trifft Adam. Der kneift die Augen zusammen. Schade, dass wir nicht im Wilden Westen sind, dann könnte ich ihn einfach über den Haufen schießen oder er mich. Fände ich beides okay. Mein Vater streckt die Hand aus. Widerwillig reiche ich ihm das Päckchen.
Er gibt es Adam. Der nimmt die Uhr erneut aus der kleinen Kassette, schaut sich gar nicht erst das Ziffernblatt an, sondern wirft gleich einen Blick unter das Gehäuse.
»Was für eine schöne Widmung!«, sagt er und zieht
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