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Heldenwinter

Heldenwinter

Titel: Heldenwinter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonas Wolf
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Leichnam. »Smarna«, murmelte er. »Smarna …«
    »Die Toten«, sagte Kjell leise. »Die Toten haben sich erhoben.«
    »Ich weiß«, sagte Namakan. »Wir waren nicht schnell genug.«
    »Wo ist Dalarr?«
    »Oben.«
    Tschumilal nickte. »Und Waldur und Arvid?«
    »Waldur ist tot«, antwortete Kjell an Namakans statt überzeugt. Er wies mit dem Schwert auf das fahle Licht draußen, das einen rötlichen Ton angenommen hatte. »Die Sonne geht unter, aber ich spüre keine Angst mehr.«
    »Arvid …« Namakan brach ab. »Warum ist es so leise?«
    »Die Pferdestämme sind geflohen, als die Toten zu wandeln begannen.« Kjell zuckte mit den Schultern. »Wer will es ihnen verübeln?«
    »Was hast du auf dem Kopf?« Tschumilal zeigte auf die Krone, die Arvid Namakan aufgesetzt hatte.
    Namakan hörte schnelle Schritte und drehte sich um. Im anderen Durchlass des Turms stand ein Soldat Tristborns, ein junger Kerl, der höchstens fünfzehn Sommer gesehen hatte. Sein Waffenrock hing ihm in Fetzen am Kettenhemd, seinen Helm hatte er wohl verloren. Er hob ängstlich sein Schwert und machte einen Schritt in den Turm hinein. Als sein Blick dem Namakans begegnete, weiteten sich seine Augen und er fiel auf die Knie.
    »Verzeiht«, sagte er hastig. »Verzeiht, mein König.«

Epilog
    »… und so endet unsere Geschichte.«
    Er ließ die Hände sinken und erfreute sich an den großen, glänzenden Kinderaugen. Er liebte diese kleinen Geschöpfe von ganzem Herzen: den pummeligen Jungen mit dem strubbeligen roten Schopf genauso wie das zerbrechliche Mädchen, dessen feines, langes Haar glänzte wie schwarzes Glas.
    Einen Augenblick verharrte sein Publikum in atemloser Stille – ein Augenblick, der nicht lange anhalten sollte.
    »Halt, halt!«, beschwerte sich der Junge. »Das geht so nicht. Das kannst du nicht machen.« Er ahmte Hiebe mit einem Schwert nach, das nur in seiner aufgekratzten Vorstellung existierte. »Dalarr und Arvid. Haben sie denn nun noch gekämpft?«
    »Das weiß niemand so genau.«
    »Aber wieso denn nicht?« Der Junge runzelte die Stirn.
    »Als die ersten Soldaten zur Spitze des Turms gelangten, fanden sie das unheimliche Gerüst, an dem noch immer der arme kleine Trommler hing. Sie fanden die zerschlagene Kette. Sie fanden die grausigen Überreste Waldurs. Aber Dalarr und Arvid? Nein, die fanden sie nicht. Nur einen schwarzen Umhang aus schillerndem Pelz und einen purpurnen Mantel.«
    »Haben sich die Soldaten nicht gefragt, was aus ihrem König geworden ist?«, wunderte sich das Mädchen.
    »Wozu?« Er zuckte mit den Achseln. »Arvid war doch der alte König gewesen, und nun hatten sie einen neuen.«
    »Und das haben sich die Leute einfach so gefallen lassen?« Der Junge stemmte die Arme in die Hüften. »Dass ein Prinz, den vorher noch nie jemand gesehen hat, plötzlich König wird?«
    »Nun, so plötzlich war es ja gar nicht. Zumindest in Silvretsodra war es kein Geheimnis, dass es einen verlorenen Prinzen gab. Und dort hatte jemand auch das Volk auf die Wiederkehr dieses Prinzen vorbereitet. Eine einfache Dienerin Krokas ist es gewesen, die in einer prächtigen Kutsche, die nur aus dem Fuhrpark des Königs stammen konnte, zu den Flüchtlingen vor den Stadttoren gefahren kam. Sie predigte zu ihnen. Sie erzählte davon, dass sie die Zeichen der Gefiederten gedeutet hätte und dass bald ein Sohn aus der Fremde seinen Vater auf dem Thron ablösen würde. Ein neuer König, aufgetaucht nach einer großen Schlacht. Ein neuer König, den die Pferdestämme fürchteten, weil ihm selbst die Toten zu Hilfe eilten. Zuerst hörten ihr nur die Flüchtlinge zu, aber es verbreitete sich rasend schnell die Kunde in der Stadt, dass Kroka am Leib dieser Dienerin ein ganz besonderes Wunder wirkte. Mit jedem Tag, den sie predigte, wurde ihre Haut ein wenig schwärzer. Schwarz wie die Gefiederte selbst. Wenn das mal kein Zeichen war, dachten sich mehr und mehr Leute, und als Namakan dann schließlich in Silvretsodra erschien, zweifelten nur noch die Unverbesserlichen daran, dass er der rechtmäßige König war.«
    »Dann ist für ihn ja alles gut ausgegangen.« Der Junge nickte zufrieden. »Und er hat dem Grafen ohne Land sein Land zurückgegeben, oder?«
    »Nein.«
    »Nicht?«, empörte sich das Mädchen. »Was für ein undankbarer Klotz! Ist er am Ende genauso böse und verrückt wie Arvid geworden?«
    »Nicht so schnell, nicht so schnell«, beschwichtigte er. »Namakan brauchte Kjell sein altes Land nicht zurückzugeben. Kjell

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