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Heldenzorn: Roman (German Edition)

Heldenzorn: Roman (German Edition)

Titel: Heldenzorn: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonas Wolf
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Pferd, hm?« Carda schürzte die schmalen Lippen. »Ein Pferd scheint mir kein sehr gefährlicher Herausforderer für einen Arenistus zu sein, oder?«
    »Nivalis wird einen Panzer tragen«, sagte Silicis rasch. »Mit langen Dornen daran, damit er seine Gegner aufspießen kann, wenn sie versuchen, seinem Ansturm standzuhalten. Und wir verpassen ihm scharf geschliffene Hufeisen. Dann wird jeder Tritt von ihm mindestens so gefährlich wie ein Hieb von Dropaxvir.«
    »Schön!«, hallte eine laute, tiefe Stimme plötzlich durch den Stall. »Schön!«
    Nun war es also doch geschehen: Nesca hatte Schaulustige angelockt, wenn auch nur zwei. Paetus und Gigas standen nebeneinander im Tor zum Stall. Wie fast immer hielt der schmaläugige Greis seinen Brocken von einem Freund an der Hand. »Schön!«, rief der Riese weiter, ohne dass Teriasch einzuschätzen vermochte, ob er nun Nesca oder Nivalis pries.
    »Er soll seine verbockte Fres…« Silicis unterbrach sich selbst, ehe ihm die unangebrachte Derbheit ganz über die Lippen kam. »Es wäre schön, wenn er ruhig sein könnte, solange wir Besuch haben.«
    »Willst du Ihrer Hoheit die Komplimente Ihrer einfältigsten Untertanen verwehren?«, stichelte Rukabo.
    »Er stört mich nicht.« Nesca lächelte huldvoll. »Ich bin Lobpreisungen gewöhnt.«
    Paetus redete beruhigend auf den Riesen ein und brachte ihn immerhin dazu, aus dem Rufen ein Raunen zu machen, mit dem sich Silicis zufriedengab.
    Nesca wandte sich dem nächsten Käfig zu und lugte durch die dicken Gitterstäbe. »Ist dieser hier leer?«
    »Keineswegs«, antwortete Silicis an Teriaschs Stelle. »Tretet bitte nicht zu dicht heran. Darin halten wir eine unserer Täuscherechsen aus dem Wispernden Dschungel.«
    »Oh.« Nesca wich durch eine leichte Drehung Carda aus, die schon die Hand nach ihr ausgestreckt hatte, um sie ein Stück zurückzuziehen. »Sind das die zweibeinigen Echsen, die die Farbe ihrer Schuppen der Umgebung anpassen und so beinahe unsichtbar werden können?«
    »Ganz recht«, sagte Silicis voll Besitzerstolz. »Irgendwo da drinnen, Hoheit, hält sich vor unser aller Augen eine reißende Bestie verborgen. Womöglich liegt sie in dieser Kuhle in den Spänen dort. Ja, ich glaube, das ist sie.«
    Nesca beugte sich noch dichter an das Gitter. »Wo, sagst du?«
    »Da. Neben dem Futternapf.«
    Ich sehe sie nicht. Teriasch kniff die Augen zusammen; er hätte Stein und Bein schwören können, dass der Käfig leer war.
    »Äh …« Rukabo hob einen Finger. »Silicis …«
    »Jetzt nicht!«, blaffte Silicis. »Ich zeige Ihrer Hoheit gerade, wohin sie am besten Ihren Blick richtet, um die Echse zu sehen.«
    »Das ist es doch, was ich meine.« Rukabo deutete auf das Schloss an der Seite des Gitters. »Siehst du die Kratzer da?«
    Silicis wurde blass. »Bei Bhagarions blutiger Axt!«
    »Was ist los?« Cardas Hand fuhr an den Griff ihres Streitkolbens.
    »Ich will mich nicht zu weit aus dem Fenster lehnen, aber …« Rukabos Stimme klang belegt. »Wenn ich mich mit etwas auskenne, dann sind es geknackte Schlösser. Und dieses Schloss hier sieht mir so richtig geknackt aus. Will heißen: Ich glaube nicht, dass da noch eine Echse drin ist.«
    Aber wo ist sie dann? Teriasch sträubten sich die Nackenhaare. Instinktiv nahm er eine geduckte Haltung an und sah sich nach allen Seiten um, die Fäuste geballt.
    »Das Tier ist ausgebrochen?« Carda zog ihre Waffe.
    »Nein … nein … ich …«, stammelte Silicis. »Jemand … muss es … irgendwer hat es … befreit.«
    »Befreit, ausgebrochen. Armbrust, Arkakrux«, knurrte Carda. »Wie kann so etwas passieren, du fette Missgeburt?«
    »Wir hätten das Vieh heute Morgen noch füttern sollen«, flüsterte Rukabo Teriasch zu. »Das halbe Schwein …«
    Wenn der Halbling gehofft hatte, die Scharlachrote Rose würde ihn nicht hören, weil sie zu sehr damit beschäftigt war, Silicis Vorhaltung zu machen, hatte er sich getäuscht. Carda packte ihn am Kragen und schüttelte ihn. »Was hast du gerade gequakt, du Frosch?«
    »Die Echse ist hungrig«, sagte Teriasch.
    »Hungrig?« Carda ließ von Rukabo ab. »Verbockt! Wie jagt dieses Biest?«
    Zum zweiten Mal überraschte Nesca Teriasch mit einem Wissen, das er ihr nicht zugetraut hätte. »Es kriecht am Boden auf seine Beute zu.« Sie wirkte völlig gefasst, als bräuchte es mehr als eine unsichtbare Raubechse, um sie aus ihrer herrschaftlichen Fassung zu bringen. »Sobald das Tier nah genug heran ist, setzt es zu einem Sprung an

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