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Heldenzorn: Roman (German Edition)

Heldenzorn: Roman (German Edition)

Titel: Heldenzorn: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonas Wolf
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Braun den Weg abzuschneiden. Sein Kopf ruckte erst zu ihr herum, dann schaute er an einen Punkt hinter der Mauer und sprang herab.
    »Sie wird Hilfe brauchen.« Paetus tätschelte Gigas’ Hand. »Er wird brav sein.«
    Staunend beobachtete Teriasch, wie der Greis sich auf der gleichen Route wie Carda zu den Mauerzinnen aufmachte. Er zweifelte kurz an seinen Sinnen, denn Paetus bewältigte die Hindernisse mit einer eleganten Leichtigkeit, die der der Scharlachroten Rose in nichts nachstand. Binnen weniger Wimpernschläge waren sie beide hinter der Mauer verschwunden.
    »Ihr habt die nette Frau gehört«, krähte Rukabo. »In deine Kammer, Silicis. Sonst enden wir noch als Echsenfutter.«
    »Wer war dieser Mann?«, fragte Teriasch Nesca.
    »Ein gedungener Mörder«, war ihre knappe Antwort.
    »Warum will er dich töten?« Tu nicht so unschuldig, spottete die zornige Stimme in seinem Kopf . Als ob du nicht selbst darüber nachgedacht hättest, genau das zu tun, damit ihr Vater lernt, was Leid ist …
    »Warum er sie töten will? Das hat sie doch gerade gesagt!« Rukabo trippelte ungeduldig auf der Stelle. »Weil ihn jemand dafür bezahlt, verbockt! Ich hätte nur gedacht, dass man sich mehr als einen schäbigen Letzten Seufzer leistet, wenn man es schon auf eine Tochter des Dominex abgesehen hat. Können wir jetzt bitte los?«
    »Die halbe Portion hat recht«, meldete sich Silicis ächzend zu Wort. »Ihr seid hier nicht sicher, Hoheit.«
    »Ich würde dir nur zu gerne folgen«, sagte Nesca. »Aber dein großer Sklave hat dagegen sehr entschiedene Einwände.«
    Gigas hatte den Ärmel von Nescas Kleid noch immer nicht losgelassen, und er machte auch keinerlei Anstalten, sich irgendwann in allernächster Zukunft in Bewegung zu setzen. Er stand einfach nur da, starrte quer über den Hof in die Nähe des Misthaufens und blähte in rauschenden Atemzügen die Nasenlöcher.
    »Was macht er da?«, jammerte Rukabo. »Er wird uns alle umbringen.«
    »Du wirst mir gleich ein Kleid schulden, Silicis«, kündigte Nesca an. Sie legte ihren freien Arm senkrecht an ihren Rumpf, schüttelte ihn kurz, und als sie ihn wieder hob, blitzte eine fingerlange Klinge in ihrer Hand. Sie begann zügig, den zusammengerafften Stoff zu zerschneiden, der sie an die Faust des Riesen fesselte.
    »Ihr … Ihr seid … eine … Klingentänzerin.« Silicis verfiel wieder in Stammeln.
    »Ich hatte sehr viel Zeit, sehr viele nützliche Dinge zu lernen«, erwiderte sie.
    »Schön!«, raunte Gigas wieder. »Schön!«
    Teriasch lachte auf. Dann hat er vorhin also auf keinen Fall den Schimmel gemeint. Sein Lachen blieb ihm im Halse stecken, als er bemerkte, dass Gigas jedoch keineswegs die Tochter des Dominex ansah. Der Blick seiner schwarzen Augen haftete nach wie vor an etwas auf der anderen Seite des Hofes, das scheinbar nur er sehen konnte.
    »Schön!«
    Die Erkenntnis traf Teriasch wie ein Schlag ins Gesicht.
    »Schön!«
    Aber er meint auch nicht sie! Die Wanderin sei mit mir, er meint die Echse!
    »Still!« Er packte Nescas Hand, die mit dem Messer.
    »Was soll das?«, protestierte sie.
    »Lässt du sie wohl los?« Silicis schlurfte einen schweren Schritt auf Teriasch zu. »Dafür werde ich ihm die Haut abziehen, Hoheit!«
    »Still!«, forderte Teriasch noch einmal. »Der Riese sieht die Echse.«
    »Schön!«
    Abgesehen von Gigas verschlug es allen anderen die Sprache. Einer nach dem anderen taten sie dasselbe, was Teriasch versuchte: dem Blick des Riesen zu folgen.
    Da! Teriasch erahnte die Umrisse der Echse mehr, als dass er sie tatsächlich sah. Der Anblick war ein höchst befremdlicher. Wie wenn Leben in ein Stück des Bodens geraten wäre und es beschlossen hätte, langsam davonzukriechen … Nur anhand der Richtung der schleichenden Bewegung war er sich überhaupt sicher, wo der Kopf und wo der Schwanz des Tiers war. Und es war wiederum diese Richtung, die ihm ein Rätsel aufgab. Sie hat Hunger. Aber warum kommt sie dann nicht näher? Wohin kriecht sie da? Weg von uns? Weg von ihrer Beute?
    »Will sie zum Misthaufen?«, wisperte Rukabo. »Ich dachte, sie frisst Fleisch und keine Scheiße.«
    Teriaschs Blick schweifte über den Berg aus fliegenumschwirrten Exkrementen – und blieb an einem Punkt hängen, an dem ein Sonnenstrahl auf einer winzigen spiegelnden Oberfläche gleißte. Hat eines unserer Tiere eine Münze ausgeschissen? Oder ein Kettenglied? Dann begriff er, was es mit dem Lichtreflex auf sich hatte.
    »Nein!«, brüllte er und stellte

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