Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Heldin wider Willen

Heldin wider Willen

Titel: Heldin wider Willen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Moon
Vom Netzwerk:
hätten
    … Die hätte ihnen Extraschub geben können.«
    Das Gespräch ging weiter. Die Offiziere fragten nach jeder Einzelheit der Schäden, die die Despite während der Meuterei erlitt: Welche Waffen hatte man eingesetzt, welche Schotten hatte man beschädigt? Waren Brände ausgebrochen? Was war mit den Steuersystemen, den Reserveanlagen der
    Umweltsteuerung, den Computern? Die Admirals, die bislang schweigend den Fragen ihrer Untergebenen gelauscht hatten, stellten nun eigene.
    Esmay ertappte sich häufiger, als ihr lieb war, mit der
    Antwort: »Es tut mir Leid, Sir, aber das weiß ich nicht.« Sie hatte nicht genug Zeit gehabt, um sich in die Schäden zu vertiefen, die von Projektil-Handfeuerwaffen angerichtet worden waren … um die Auswirkung von Schallwerfern auf die Installationen abzuschätzen …
    »Die Kriminaltechnik …«, begann sie einen Satz und brach sofort ab, als sie die Gesichter ihrer Zuhörer betrachtete.
    »Die Kriminaltechnik sucht nach Beweisen für Missetaten«, sagte Major Pitak, als wäre das ein moralischer Fehltritt. »Die haben nicht den kleinsten Schimmer von Materialkunde … Sie kommen und fragen uns, was es bedeutet, wenn irgendein Objekt einen Millimeter von seiner Oberfläche verloren hat.«
289
    »Das ist nicht ganz fair«, wandte ein anderer Offizier ein.
    »Wir haben da diesen Burschen im Labor auf Sturry … Ich bin ein paar Mal mit Leitungsproblemen zu ihm gegangen.«
    »Aber im Allgemeinen …«
    »Im Allgemeinen ja. Lieutenant, ist Ihnen zufällig aufgefallen, ob die von Ihnen erwähnten Schäden an den Schotten der Besatzungsunterkünfte irgendeine Längsschwankung bei der künstlichen Schwerkraft verursacht haben?«
    Das war ihr nicht aufgefallen. Eine Menge Dinge waren ihr mitten in der Schlacht nicht aufgefallen, aber niemand machte ihr daraus einen Vorwurf. Wie eigensinnige Pferde galoppierten sie weiter, vom Interessengebiet des einen zu dem des Nächsten.
    Streit brach aus, ließ wieder nach und entflammte nach weiteren Fragen von neuem.
    Esmay fragte sich, wie lange das noch weitergehen würde.
    Sie war erschöpft; sie war sicher, dass sie die angesetzte Zeitspanne schon überschritten hatten – nicht, dass irgendjemand den Captain und die übrigen Führungsoffiziere anweisen würde, den Saal zu räumen. Endlich stand Atarin auf, und die Gespräche erstarben.
    »Es wird spät; wir müssen das Thema zum Abschluss
    bringen. Lieutenant, ich denke, ich spreche für uns alle, wenn ich sage, dass Sie uns eine faszinierende Lektion präsentiert haben – einen sehr kompetenten Vortrag. Sie müssen sich
    umfassend mit dem Hintergrund befasst haben.«
    »Danke, Sir.«
    »Man trifft selten einen jungen Offizier, der sich so gut damit auskennt, wie die Dinge zusammenpassen.«
290
    »Sir, etliche Offiziere haben mir vorab Fragen gestellt und mir damit die richtige Richtung gewiesen.«
    »Selbst dann. Gute Arbeit, und wir danken Ihnen.« Die
    anderen nickten. Esmay war überzeugt, in ihren Gesichtern echten Respekt zu erkennen. Sie fragte sich, warum sie das erstaunte – und warum dieses Erstaunen ihr ein leichtes
    Schuldgefühl vermittelte. Die Admirals und der Captain gingen zuerst; dann folgten ihnen die übrigen Offiziere, wobei sie sich weiterhin unterhielten. Endlich waren alle gegangen, war der Letzte zur Tür hinaus. Esmay sackte in sich zusammen.
    »Das war sehr beeindruckend, Lieutenant«, sagte Ensign
    Serrano, als er ihr den Stapel Würfel zurückgab. »Und Sie sind immer darüber auf dem Laufenden geblieben, welches Display zu welcher Frage gehörte.«
    »Und Sie haben das perfekt gemacht«, sagte Esmay. »Das
    kann nicht einfach gewesen sein, als ich von einem Würfel zum nächsten springen musste.«
    »Nicht allzu schwierig … Sie haben es immer geschafft, die Indexnummern einzuschieben. Sie haben sie sicherlich
    überrascht.«
    »Sie?«
    »Ihr Publikum. Eigentlich hätte das nicht sein dürfen –
    schließlich hatten sie die Aufnahme Ihres Vortrags vor den Subalternoffizieren. Heute, das war nur die veranschaulichte, die reifere Version.«
    War das Impertinenz? Oder aufrichtige Bewunderung?
    Esmay war sich nicht sicher. »Danke«, sagte sie und wandte sich ab. Sie würde sich morgen darüber Gedanken machen, auch wenn Major Pitak sie bestimmt ausreichend beschäftigte, um gar 291
    keine Zeit zu finden. Der junge Serrano nickte ihr zum Abschied fröhlich zu.
     
    Am nächsten Morgen sagte Major Pitak: »Wissen Sie, bestimmte Leute glauben immer noch, dass

Weitere Kostenlose Bücher