Heldin wider Willen
nach T-4
vorzudringen, um es für ihre eigenen Schiffe bereitzumachen.«
»Ja, Sir.« Esmay fragte sich, wie es nur möglich sein sollte, dass sie sich auf beides vorbereitete, aber da sie selbst gerade gegen negatives Denken argumentiert hatte, hielt sie lieber den Mund.
*
Vokrais lächelte sein Rudel glücklich an. Blutbefleckt und ramponiert, aber unbesiegt, und sie hatten die Brücke in der Hand, deren überlebende Besatzung demoralisiert war und sich
– zumindest vorläufig – kooperativ verhielt. Das Schiff hatte den Sprung auf Überlichtgeschwindigkeit geschafft, ohne
auseinander zu fallen. Die Flügel waren abgetrennt und hilflos.
Drei davon waren zu Heimen bewusstloser Träumer und
Leichen reduziert worden, zumindest großenteils. T-3 und T-4
hielten ihnen bislang stand; er hatte dort mit mehr Widerstand gerechnet, aber darauf kam es nicht an. Wenn sie in einigen Stunden aus dem Sprung kamen, würde das Schiffsrudel mit genügend Kriegern bereitstehen, um die Verteidiger zu
besiegen. Schließlich hatte man dort drüben keine richtigen Waffen zur Verfügung, und es waren ohnehin nur Mechaniker und Techniker.
Seine Leute hatten sich sogar etwas ausruhen können; man brauchte gar nicht das ganze Rudel, um diese Schwächlinge niederzuhalten. Drei von ihnen schliefen jetzt. Sie hatten die Brückenbesatzung zu längeren Arbeitsschichten gezwungen und damit so müde gehalten, dass keine Spur von Rebellion zu 537
erkennen war. Vokrais streckte sich und entspannte die
Schultern. Sie hatten alles erreicht, wozu sie aufgebrochen waren, und alle Vorhersagen noch übertroffen; ihr Befehlshaber hatte nicht geglaubt, dass sie das Schiff durch einen Sprung bekommen würden. Er wartete derzeit auf Nachricht und wurde begeistert die ganze Beute entgegennehmen.
Trotzdem war es Vokrais zuwider, irgendeinen Teil der
Arbeit unerledigt zu lassen. Er hatte vier Jahre Plünderungen versäumt; das Rudel wies weniger Schiffsnarben auf als jedes andere vergleichbaren Ranges. Für die Vorbereitung auf diesen Einsatz hatten sie gezahlt – teuer gezahlt, was Ehre und Gelegenheiten anbetraf. Er wollte den Ruhm mit niemandem teilen. Falls es ihm gelang, seinem Blutband das ganze Schiff anzubieten, konnte er künftig zu jedem ihm genehmen Zeitpunkt das eigene Banner aufpflanzen, ein unabhängiges Kommando.
Er sah sich um. Hoch wirkte gelangweilt; er hatte den
Serrano-Jungen gefoltert, bis es überhaupt keinen Spaß mehr gemacht hatte. Drei vom Restrudel würden reichen, um die Brücke gegen die unbewaffneten, feigen Schafe zu halten, die derzeit an der Steuerung saßen.
Erregung wühlte erneut seine Eingeweide auf. »Machen wir es«, sagte er in ihrer eigenen Sprache. Die Rudelgefährten blickten eifrig auf. Wer sollte zurückbleiben? Während er schilderte, was sie tun würden, betrachtete er ihre Gesichter und hielt Ausschau nach der leisesten Spur von Schwäche, von Erschöpfung oder, schlimmer noch, Zufriedenheit.
Zuerst würden sie die Barrieren entriegeln, die den Zugang zu T-4 versperrten … Da die verkrüppelte Wraith in T-3 lag, hielt sich dort sicher das meiste Personal auf. Konnten sie die Wraith rechtzeitig reparieren? Er bezweifelte es, aber selbst wenn es 538
ihnen gelang, konnte dieses Fahrzeug nicht ein ganzes
Schiffsrudel besiegen. Vokrais überlegte, welches Deck er benutzen sollte. Den Schiffskarten zufolge fand man auf Deck 17 hydroponische Anlagen und sogar ein paar kleine Gärten, die sich zwischen die Träger der Geräteböcke schmiegten.
Unwahrscheinlich, dass dort oben irgendjemand nach ihnen Ausschau hielt, während sie selbst einen guten Blick auf die gesamte Reparaturbucht hatten. Sie konnten sich nach unten vorarbeiten, mit Hilfe der Waffen und Gasgranaten jeden
niederwerfen, der sich ihnen in den Weg stellte, und den Gegner in eine Auffangzone an der Basis treiben … wo er keinen
Ausweg hatte. Nicht, falls Vokrais nur die Luke auf Deck 17
öffnete … und er würde darauf achten, sie hinter sich zu schließen.
Corporal Jakara Ginese hielt den Blick auf ihre Monitore gerichtet, gehorsam und allem Anschein nach so verängstigt wie alle anderen. Sie hatte keine neugierigen Blicke riskiert wie Sergeant Blanders, der dafür verprügelt worden war; sie hatte sich nicht gewehrt, als einer von der Bluthorde sie streichelte und seinen Freunden erklärte, was er später mit ihr tun würde.
Vor allem hatte sie auch nicht durch das geringste Mienenspiel verraten, dass sie jedes Wort
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