Heldin wider Willen
übertragen. Ich habe mich mit Major Pitak konsultiert, die sich vorteilhaft über Sie äußerte, aber ich bin mir trotzdem nicht sicher.«
»Schon einen Plan geschmiedet?«, ertönte eine Stimme an
der Tür. Es war Frees, den Schlaf und Essen wieder in eine fast quietschvergnügte Verfassung versetzt hatten. »Kommandant Seska lässt Ihnen seine Grüße ausrichten und sagt, er hätte eine Vermutung, wie lange wir auf Überlichtfahrt bleiben werden.«
Er wedelte mit einem Datenwürfel. »Mit den Navcomputern der Wraith ist alles in Ordnung, auch wenn wir keinerlei Scannerwerte erhalten. Aber von unserem Startpunkt aus gibt es vier primäre, kartographierte Routen, die wir kennen – und von denen wir wissen, dass auch die Bluthorde sie kennt. Man findet sie alle in Standardquellen. Zwei können wir weitgehend ver-nachlässigen; die Leute von der Bluthorde werden sicher nicht in die Gegend zurückkehren, wo sie uns angegriffen haben, weil sie davon ausgehen können, dass unsere Schiffe dort draußen nach ihnen suchen werden. Aus ähnlichen Gründen werden sie auch nicht dorthin zurückspringen, wo Sie hergekommen sind, weil sie nicht wissen, ob dort noch mehr Flottenschiffe warten.
Damit bleibt Caskadian, von wo aus eine direkte Route bei Hawkhead in den Raum der Bluthorde führt. Und Vollander, was abseits der meisten anderen Routen liegt und einen langen Sprung vom Raum der Bluthorde entfernt… aber einen direkten Sprung, weit entfernt von Postenlinien unserer Flotte.«
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»Zeigen Sie uns das auf dem Bildschirm«, verlangte Jarles.
Frees gehorchte, und sie starrten den Wirrwarr aus Linien an, der teils dichter, teils dünner ausfiel, je nach den herrschenden Fluxwerten, gesäumt von Farben, die darüber informierten, welche politischen Mächte die jeweiligen Routen nach
herrschendem Kenntnisstand benutzten.
»Den Bordsystemen der Wraith zufolge haben wir den ersten Sprungpunkt vor circa 43 Stunden durchquert. Wir brauchen jemanden von Antrieb und Manöver, der uns die Zahlen für den Überlichtantrieb dieses Schiffes gibt; danach wissen wir vielleicht, auf welcher Route wir fahren und wann wir
womöglich hinausfallen.«
»Wie lange dauert es bei regulärer Fahrt?«
»Caskadian müsste etwa 122 Stunden entfernt sein, vielleicht mehr, wenn man den langsamen Eintritt bedenkt und den
gleichen Austritt voraussetzt. Vollander würde in etwa 236
Stunden erreicht.«
»Lange Sprünge – länger als wir für den Anflug gebraucht haben. Ich vermute, dass der Feind den kurzen Weg nimmt, wo er doch so wenige Leute an Bord hat.«
»Eine Frage zu den Verbindungslinien: Wie führt dieses
Schiff Seriensprünge aus?«
»Gar nicht. Genauer gesagt: Theoretisch ist es dazu in der Lage, und wir haben auch Seriensprünge ausgeführt, als wir Sie erreichen wollten, aber normalerweise liegt eine mehrstündige Pause zur Rekalibrierung zwischen den Sprüngen.«
»Außerdem«, warf Esmay ein, »möchten die mit Sicherheit
mehr ihrer Leute an Bord holen. Die Eindringlinge haben so hart gearbeitet wie wir, ohne Ablösung und bei knappem Personal.«
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»Also bleiben uns ungefähr sechzig Stunden, ehe wir Ihrer Meinung nach aus dem Sprung fallen, und bis dahin haben wir es nur mit denen zu tun, die schon an Bord sind.«
»Ja, Sir.«
»Kommandant Seska möchte wissen, wie weit die Reparaturen an der Wraith bis dahin gedeihen können«, sagte Frees.
Commander Jarles zuckte die Achseln. »Wir haben keinen
Zugang zu den wichtigsten Lagerbuchten – und wir können
überhaupt nichts von der Abteilung für Spezialstoffe erhalten, solange die Überlichtfahrt andauert. Ich vermute, Major Pitak ist über den Stand der strukturellen Reparaturen im Bilde …«
Esmay entschied, dass jetzt nicht der richtige Zeitpunkt war, um ihn darauf hinzuweisen, dass überhaupt nichts mehr von den Spezialstoffen über das externe Transportsystem angeliefert werden konnte, bis dieses repariert war.
»Sechzig Stunden«, überlegte Bowry. »Niemand kann an
Bord gelangen, solange wir auf Überlichtfahrt sind – und sicherlich werden diese Gesellen von der Bluthorde inzwischen müde. Es sind nicht allzu viele … Falls wir die Verbindungen zum restlichen Schiff wiederherstellen können, schaffen wir es vielleicht, ihnen die Kontrolle zu entreißen.«
»Und uns auf das vorzubereiten, was uns erwartet, wenn wir aus dem Sprung kommen«, sagte Esmay. »Falls sie zu einer Stelle springen, wo eine ihrer Kampfgruppen wartet… Wie viele Schiffe
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