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Heldin wider Willen

Heldin wider Willen

Titel: Heldin wider Willen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Moon
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ein.
    »Sogar, wenn es sich richtig anfühlt.«
    »Aber hier ist es nicht eng«, sagte Luci und machte eine weitläufige Bewegung mit einem Arm. »Wir haben so viel
    Platz… Man kann stundenlang reiten …«
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    Esmay spürte die vertraute Spannung zwischen den
    Schulterblättern. Ja, sie konnte stundenlang reiten, ohne je eine Grenzmarkierung zu erreichen, um die sie sich hätte Gedanken machen müssen … Sie konnte aber auch keine Mahlzeit
    einnehmen, ohne sich zu fragen, ob irgendein alter
    Familienstreit kurz vor der Explosion stand. Sie wandte sich wieder Luci zu, die mit dem Blick der Stute folgte.
    »Luci, würdest du mir einen Gefallen tun?«
    »Ich schätze schon.« Kein Eifer, aber warum sollte sie auch?
    »Nimm die Stute.« Esmay lachte beinahe über den Schrecken in Lucis Gesicht. Sie wiederholte ihr Angebot. »Nimm die Stute. Du möchtest sie doch. Ich nicht. Ich regle es mit Papa Stefan und mit Vater.«
    »Ich … Ich kann nicht.« Aber nacktes Verlangen glühte aus Lucis Zügen und ein wildes Glück.
    »Du kannst ruhig. Falls das meine Stute ist, kann ich mit ihr machen, was ich möchte, und ich möchte sie weggeben, weil ich zur Flotte zurückkehre … Und diese Stute hat eine
    Eigentümerin verdient, die sie ausbildet, reitet und mit ihr züchtet.« Eine Eigentümerin, die sich etwas aus ihr machte; jedes Lebewesen hatte jemanden verdient, der sich etwas aus ihm machte.
    »Aber deine Herde …«
    Esmay schüttelte den Kopf. »Ich brauche keine Herde. Mir reicht zu wissen, dass ich mein kleines Tal habe, in das ich heimkehren kann … Was soll ich mit einer Herde anfangen?«
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    »Du meinst es ehrlich!« Luci war wieder ernst und glaubte allmählich, es könnte wirklich geschehen, Esmay könnte es aufrichtig meinen.
    »Ich meine es ehrlich. Sie gehört dir. Spiele Polo mit ihr, reite Rennen mit ihr, züchte mit ihr, was immer … Sie gehört dir, nicht mir.«
    »Ich verstehe dich nicht… aber … Ich möchte sie wirklich!«
    Sie klang schüchtern und jünger, als sie war.
    »Natürlich tust du das«, sagte Esmay und fühlte sich mindestens ein Jahrhundert älter. Sie war auf einmal verlegen –
    hatte sie so jung auf Commander Serrano gewirkt und auf jeden anderen, der ihr zehn Jahre oder mehr voraus war?
    Wahrscheinlich. »Hör mal – reiten wir doch aus! Ich muss wieder in Form kommen, falls ich das Tal besuchen möchte.«
    Sie brachte es noch nicht fertig, »mein Tal« zu sagen, nicht mal Luci gegenüber.
    »Du könntest sie reiten – falls du möchtest«, schlug Luci vor.
    Esmay hörte den Kampf aus ihrem Ton heraus; sie bemühte sich sehr, fair zu sein und Großzügigkeit mit Großzügigkeit zu erwidern.
    »Himmel, nein! Ich brauche eines von den Schulpferden, ein solides und zuverlässiges Tier … Ich habe bei der Flotte keinerlei Reitpraxis.«
    Stallknechte sattelten die Pferde, und sie ritten zu den vorderen Feldern hinaus, zwischen den Reihen der Obstbäume hindurch. Esmay sah sich an, wie Luci mit der Stute zurechtkam
    … Sie saß darauf, als wäre ihr Rückgrat in dem des Pferdes verwurzelt, als wären sie ein einziges Lebewesen. Esmay saß auf einem phlegmatischen Wallach, dessen Fell um Augen und 126
    Maul grau war, und sie spürte, wie ihre Hüftgelenke beim Traben knackten. Aber was würde ihr Vater sagen? Er hatte doch sicher nicht erwartet, dass sie aus Lichtjahren Entfernung eine Herde bewirtschaftete? Hatte er erwartet, es für sie zu tun?
    Während Luci die Stute im Handgalopp um Esmay herumführte, entschied diese sich, den eingeschlagenen Weg bis zum Ende zu gehen.
    »Luci – was hast du vor?«
    »Eine Meisterschaft gewinnen.« Luci grinste. »Mit dieser Stute.«
    »Langfristig«, erklärte Esmay. »Strategie, Kusine.«
    »Oh.« Luci hielt die Stute an und saß einen Moment lang
    schweigend da; offenkundig überlegte sie, wie viel sie der älteren Kusine erzählen sollte. Ist es bei ihr sicher?, stand wie mit einem Markierstift auf ihr Gesicht geschrieben.
    »Ich habe einen Grund für diese Frage«, sagte Esmay.
    »Na ja … Ich wollte mich um Aufnahme als Veterinär—
    studentin am Poly bewerben, obwohl Mutter möchte, dass ich auf die Universität gehe, um ›etwas Angemesseneres‹ zu
    studieren. Ich weiß, dass keine Chance besteht, eine Stelle hier auf dem Anwesen zu erhalten, aber falls ich mich qualifiziere, schaffe ich es vielleicht woanders.«
    »So viel hatte ich mir schon gedacht.« Esmay hatte es gut-mütig gemeint, aber Luci ging hoch.
    »Ich hänge nicht

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