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Heldin wider Willen

Heldin wider Willen

Titel: Heldin wider Willen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Moon
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gehört, aber hier 121
    war der Lärm ohrenbetäubend, sodass sie sich ganz und gar nicht versucht fühlte, stehen zu bleiben und zuzusehen.
    Die großen Stallungen rochen wie immer nach Pferden und
    Hafer und Heu, scharfe Gerüche, die Esmay nach all diesen Jahren beruhigend fand. Früher mal hatte sie einen Widerwillen dagegen empfunden, damals, als man von ihr noch erwartete, wie von allen Kindern, dass sie die Box des eigenen Ponys ausmistete. Im Gegensatz zu manch anderen hatte sie nie genug Freude am Reiten gehabt, damit ihr diese Arbeit lohnend
    erschienen wäre. Später, als ein Pferd ihr eine Fluchtmöglichkeit in die Berge eröffnete, war sie ohnehin schon zu alt, um noch zu den Alltagsarbeiten verpflichtet zu werden.
    Jetzt folgte sie dem gefliesten Weg, und die großen Torbögen öffneten sich nach links zu einem der Übungsplätze. Rechts lagen Stallungen, aus denen die dunklen, schmalen Köpfe von Pferden hervorlugten. Ein Stallbursche kam aus der
    Sattelkammer, als er ihre Schritte hörte.
    »Ja, Dama?« Er blickte verwirrt drein; Esmay stellte sich vor, und seine Züge entspannten sich.
    »Ich habe mich gefragt… Meine Kusine Luci sprach von
    einer Stute, die sie sich angesehen hat – die Olin ihr gezeigt hat.«
    »Ah … Die Vasecsi-Tochter. Hier entlang, Dama, falls Sie mir folgen möchten. Eine ausgezeichnete Abstammung hat
    dieses Tier, und bislang hat es bei der Ausbildung gute Leistungen gebracht. Deshalb hat der General es für Ihre Grün-dungsherde ausgesucht.«
    Vor dem Stall der Stute war ein blauer und silberner Knoten geknüpft. Esmay blickte die Reihe der Stallungen entlang und 122
    entdeckte weitere solcher Knoten. Das waren ihre Pferde, vom Vater ausgesucht, und obwohl sie sie tauschen konnte, wäre das eine Schmach für ihn gewesen. Aber eine Stute jemandem zu schenken, Luci beispielsweise – das war akzeptabel. Hoffte sie wenigstens.
    »Hier, Dama.« Die Stute stand mit dem Hinterteil zur Tür, aber als der Stallbursche schnalzte, drehte sie sich um. Esmay entdeckte die Eigenschaften, aufgrund derer ihr Vater das Pferd ausgesucht hatte: die guten Beine und Hufe, die Tiefe des Leibes, die Kraft in Rücken und Hinterteil, der lange bewegliche Hals und der Kopf, der von guter Zucht kündete. Durchgängig dunkelbraun, nur etwas heller als schwarz … »Möchten Sie sie laufen sehen?«, fragte der Stallbursche und griff nach dem Halfter, das neben der Box hing.
    »Ja, danke«, antwortete Esmay. Warum eigenüich nicht? Der Stallbursche führte die Stute aus der Box, über den Weg und auf den Hof hinaus. Dort im Freien ließ er sie alle Gangarten machen, und sie wurden ihrem Körperbau gerecht. Ein langer, langsamer Schritt, ein schwungvoller Trab und ein
    raumgreifender, gleichmäßiger Galopp. Das war das richtige Pferd, um Entfernungen hinter sich zu bringen, Meile auf Meile.
    Eine gute Stute. Falls Esmay sich nur etwas daraus gemacht hätte …
    »Tut mir Leid, dass ich unhöflich war«, sagte Luci von den Torbögen her. Ihr Gesicht lag im Schatten; sie hörte sich an, als hätte sie geweint. »Das ist eine tolle Stute, und du hast sie verdient.«
    Esmay ging auf sie zu; Luci hatte tatsächlich geweint. »Eigentlich nicht«, sagte Esmay leise. »Ich bin sicher, du hast 123
    damals, als ich fortgegangen bin, alles über meine bekla-genswerte Haltung gegenüber Pferden gehört.«
    »Ich habe dein Wanderpferd geerbt«, sagte Luci, ohne auf diese Bemerkung einzugehen. Sie sagte es in einem Ton, als wäre Esmay womöglich böse darüber. Esmay hatte jedoch seit Jahren nicht mehr an –wie hieß er noch gleich? Red? – gedacht.
    »Gut«, sagte sie.
    »Es macht dir nichts aus?« Luci klang erstaunt.
    »Warum sollte es? Ich bin von zu Hause weggegangen; ich
    konnte nicht erwarten, dass niemand mehr das Pferd benutzt.«
    »Ein Jahr lang durfte niemand ihn reiten«, sagte Luci.
    »Sie dachten also, ich würde durch die Prüfung fallen und zurückkommen?«, fragte Esmay. Es überraschte sie nicht, aber sie war froh, dass sie es nicht gewusst hatte.
    »Natürlich nicht!«, erwiderte Luci. »Es ist nur …«
    »Natürlich haben sie das«, sagte Esmay. »Aber ich habe nicht versagt und bin nicht zurückgekommen. Ich bin froh, dass du das Pferd bekommen hast… du scheinst die Begabung der
    Familie geerbt zu haben.«
    »Ich kann gar nicht glauben, dass du wirklich nicht…«
    »Ich kann gar nicht glauben, dass irgendjemand wirklich auf einem bestimmten Planeten bleiben möchte«, warf Esmay

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