Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Helikopter-Eltern: Schluss mit Förderwahn und Verwöhnung (German Edition)

Helikopter-Eltern: Schluss mit Förderwahn und Verwöhnung (German Edition)

Titel: Helikopter-Eltern: Schluss mit Förderwahn und Verwöhnung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josef Kraus
Vom Netzwerk:
genommen, um zu dokumentieren, welche Blüten die Eingriffe der Helikopter-Eltern treiben:
     
Da haben wir Eltern, bei denen es nichts gibt, woran sie sich nicht aufhalten könnten – über die Zahl der Englischvokabeln, über die Sitzordnung in der Klasse, über die unvermeidbare Zuteilung ihres Kindes zu einer bestimmten Klasse, über das Gewicht des Schulranzens, über das Fehlen eines Salatblatts auf dem in der Pause erworbenen Wurstbrötchen, über den fehlenden Wasserspender im Klassenzimmer.
Da haben wir die Mütter, die sich absolut nicht vorstellen können, dass ihre Töchter im Französischen eine Fünf eingefahren haben, wo sie doch selbst fließend Französisch sprechen und die Töchter am Vorabend der Prüfung zu Hause alle Vokabeln wie aus der Pistole geschossen aufsagen konnten.
Da haben wir den Vater, der es nicht akzeptieren will, dass sein verhaltensauffälliger Sohn binnen eines Quartals bereits sieben schriftliche Ermahnungen kassiert hat, und der auf drei Seiten ausführt, dass die Schule doch gefälligst kreative Menschen und keine Duckmäuser heranziehen solle.
Da haben wir den Schüler, der sich mit der Bemerkung weigert, ein herumliegendes Papier aufzuheben: «Dafür sind die Putzfrauen da!» Als er von der Schulleitung zu einer Extrarunde Reinigungsdienst verpflichtet wird, droht der Vater mit Aufsichtsbeschwerde.
Da haben wir die Mutter eines den Unterricht ständig heftig störenden Schülers, die sich der Kritik entzieht, indem sie dem Lehrer entgegenschleudert: «Sie wissen eben nicht, meinen Sohn richtig zu nehmen. Er verträgt keinen Druck, man muss ihn seinen eigenen Weg gehen lassen.»
Da haben wir den 14-jährigen Schüler, der bereits am Schulvormittag in stark alkoholisiertem Zustand angetroffen wurde und dessen Vater die Sorge der Schule mit der Bemerkung zurückwies: «Mein Sohn kann Alkohol trinken, weil ich es ihm erlaubt habe.»
Da haben wir die 12-jährige Göre, die sich vom Unterricht abmeldet und den Lehrern einen Brief der Mutter unter die Nase hält: «Ich hab ein Casting!»
Da haben wir die Eltern, die auf die 265 Jahreswochenstunden, die ein Schüler in den Jahrgangsstufen 5 bis 12 bzw. 13 nachweisen muss, damit sein Abiturzeugnis in Deutschland anerkannt wird, zwei oder noch mehr Stunden privates Golftraining angerechnet haben möchten.
Da haben wir die Mutter, die sich beim Elternabend darüber beschwert, dass die Kinder der ersten Klasse bereits bis 20 rechnen können sollten.
Da haben wir den Vater, der – aggressiv polternd – telefonisch, brieflich und persönlich vom Schulleiter erklärt haben möchte, warum sich sein Sohn als Torwart beim Parieren eines Torschusses in der Sportstunde die Speiche gebrochen hat und warum der Sportlehrer dies nicht zu verhindern wusste, und der sich natürlich rechtliche Schritte vorbehält.
Sodann haben wir immer häufiger Eltern, die ihrem Kind ohne genauere Kenntnis der Umstände in einer Klasse die Diagnose «Mobbingopfer» ausstellen, um Schulunlust, schlechte Noten oder eigenwilliges Verhalten ihres Kindes zu rechtfertigen. Hier sei die These gewagt, dass «Mobbing» zu einer elterlichen Trenddiagnose geworden ist, die in bald fünfzig Prozent der Fälle gar keine Grundlage hat.
Und nicht zuletzt haben wir so manche übersensiblen, aber trickreichen Eltern, die ständig auf der Jagd nach Gutachten sind, in denen ihrem Kind ADS, ADHS, Legasthenie, Dyskalkulie oder unentdeckte Hochbegabung attestiert wird.
    Gewiss gibt es Ungerechtigkeiten, Einschränkungen und Belastungen. Die davon betroffenen Kinder sind sehr zu bedauern, und sie brauchen Hilfe und Beistand. Aber nicht in jedem Fall sind die Diagnosen der soeben genannten Kritisierenden nachvollziehbar. Oft geht es nur darum, sich als Eltern und das Kind mit einer entsprechenden, scheinbar logischen Begründung zu entlasten. Wer solche Diagnosen bekommen oder selbst ausgestellt hat, der empfindet sich seiner eigenen Verantwortung enthoben. Und natürlich ist es einfacher, den Kindern Medikamente zu verabreichen oder sie in «Profiprogramme» zu bringen, als das eigene erzieherische Verhalten zu hinterfragen und mühsam zu verändern.
    Übrigens: Von Münchener Oberstufenschülern kann man lesen, dass sie zum Zweck des Schulbesuchs nach Berlin zogen – warum wohl nach Berlin? –, dort eine Wohngemeinschaft gründeten und im wochenweisen Wechsel von einer der Mütter betreut wurden.
    Ein besonderes Kapitel sind die Tricksereien mancher Eltern um die Schulferien

Weitere Kostenlose Bücher