Heliosphere 2265 - Band 10: Zwischen Himmel und Hölle (Science Fiction) (German Edition)
natürlich."
Sie lief los, Pavel folgte ihr. Irina keuchte, während sie den Gang entlang rannten, die Geheimtür öffneten und im Schein von Pavels Handlampe die Stufen hinab stiegen. Ihre Schuhe klackten auf den metallenen Treppenstufen.
"Was soll uns das nützen?"
"Über uns sind jetzt natürlich Gesteinsschichten, die die radioaktive Strahlung dämpfen. Den Rest könnten eventuell unsere Skinsuits schaffen."
"Meinst du wirklich?"
"Nein." Sie schüttelte den Kopf. "Die Wahrscheinlichkeit ist nicht sehr hoch. Doch eine andere Wahl haben wir schlicht und ergreifend nicht."
"Lass mich raten, du warst an Bord der HYPERION für deine herzliche Art bekannt."
Sie verzog die Mundwinkel, als sie an die einfachen Zeiten zurückdachte. Keine Politik, keine Intrigen, keine Überlebenskämpfe auf radioaktiv verseuchten Welten. Sie durfte ihrer wissenschaftlichen Arbeit nachgehen, musste ab und an einen nervenden Patienten abfertigen und konnte dabei sogar Aggressionen abbauen. Schöne Zeiten.
Sie erreichten die Kaverne. Da der Gang schräg nach oben führte, verzichteten sie darauf, weiter vorzudringen. Chen mochte noch immer unter dem Geröll liegen, kaum dazu in der Lage, sich zu befreien. Nachdem die Heil-Naniten nun deaktiviert waren, war glasklar, was die radioaktive Strahlung mit ihm anstellen würde.
Irina beobachtete auf dem kleinen Display ihres Hand-Coms, wie eine blassblaue Energiewelle in der Atmosphäre entstand und sich rasend schnell ausbreitete. Die Orbitalstationen wurden davon getroffen und im gleichen Moment fielen deren Energiesignaturen in sich zusammen. Nur eine kam noch dazu, einen Torpedo abzufeuern. Dessen empfindlicher Kern wurde jedoch von dem EMP zur Detonation gebracht und zerfetzte die Station. Trümmerteile trieben durch die Atmosphäre, wo sie innerhalb weniger Augenblicke verglühten.
"Wir haben es geschafft", flüsterte Pavel, als hätte er Angst, jemand könne sie belauschen.
"Ja." Irina gelang es nicht, die Bitterkeit aus ihrer Stimme zu verbannen. "Doch der Torpedo war außerhalb der Reichweite des Atmosphären-EMP‘s. Und jener auf der Oberfläche aktiviert sich erst, wenn die zerstörten Naniten in der Atmosphäre 'aufgefüllt' wurden."
"Wie lange dauert das?"
Sie zuckte mit den Schultern. "Ich habe keine Ahnung. Sekunden. Minuten. Stunden."
Es stand außer Frage, dass sie nicht einmal mehr Augenblicke hatten. Irina seufzte auf. Ein letztes Mal sah sie sich um. Der Geruch von Erde stieg an ihre Nase. Im Schein der Handlampe betrachtete sie die verschlossene Kaverne. Ein Rätsel, das sie nicht mehr hatte entschlüsseln können.
Andere werden kommen.
Ihr Hand-Com fiel aus, als der radioaktive Sprengkopf explodierte. Die Druckwelle fegte heran und verdampfte alles auf ihrem Weg.
*
IL HYPERION, auf dem Weg nach NOVA-Station, 18. September 2266, 06:30 Uhr
Jayden gähnte herzhaft, als er endlich den Skinsuit abstreifte und die Kommandobrücke verließ. Noch insgesamt vier mal war es zu kleineren Scharmützeln gekommen, die sie jedoch alle überstanden hatten. Seltsamerweise hatte die Space Navy es nicht geschafft, ihnen noch einmal echte Schwierigkeiten zu machen. Die Fluchtroute, die Lieutenant Task berechnet hatte, erwies sich als perfekt – wie nicht anders zu erwarten. Doch dass die Torpedoforts alle falsch ausgerichtet waren und obendrein kein starker Kampfverband gegen sie ins Feld geschickt hatte werden können – sie waren alle zu weit entfernt -, wunderte ihn doch sehr.
Sie hatten die feindlichen Schiffe also schließlich abgeschüttelt und befanden sich in einem stabilen Interlink-Flug. Die TORCH II war sicher angekoppelt und damit konnte er befreit das tun, was er sich so lange vorgenommen hatte: seine Eltern besuchen. Die geretteten Rebellen und Familienangehörigen von Rebellen waren über das ganze Schiff verteilt worden. Einige waren im Frachtraum untergebracht, andere in der frisch abgedichteten Messe oder in leer stehenden Mannschaftsquartieren.
Als Jayden durch die Gänge spazierte, roch er Schweiß und abgestanden Luft. Das Lebenserhaltungssystem arbeitete am absoluten Limit, die Essensrationen würden gerade so bis zur NOVA-Station reichen. Glücklicherweise benötigten sie für den Flug nur etwa drei Tage. Aufgrund der gestiegenen Energieanforderung des Antriebs wegen der größeren Masse würden sie allerdings öfter Zwischenstopps einlegen müssen, um den Speicherring neu aufzuladen.
Auf dem Weg zu seinem privaten Quartier, wo er seine
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