Heliosphere 2265 - Band 4: Das Gesicht des Verrats (German Edition)
Commander?"
"Ich benötige Sie hier im Sicherheitsbüro, umgehend." Sekunden des Schweigens folgten. "Haben Sie mich verstanden?"
"Es tut mir leid, aber ich habe hier alle Hände voll zu tun, wie Sie vermutlich wissen."
"Umgehend, Commander."
Er beendete die Verbindung.
*
"Danke."
"Wofür?"
"Na für die ganze Recherche", sagte Lieutenant Commander Tess Kensington lächelnd. "Damit hast du die Suche nach diesem Schwein deutlich vorangebracht."
Lieutenant Sarah McCall wurde rot, wie sie es meist wurde, wenn man ein Lob aussprach. "Ach, das war doch nicht der Rede wert. Ich schuldete dir sowieso noch einen Gefallen."
"Was meinst du?" Tess durchstöberte den nächsten Datensatz. Mittlerweile konnte sie Code-Fragmente wirklich nicht mehr sehen.
Die L.I. war vor einigen Minuten wutschnaubend aus dem Maschinenraum gestürmt, während sie irgendetwas von einem "arroganten Alpha" gemurmelte hatte. Captain Cross hatte Sarah hierher geschickt, um Tess zur Hand zu gehen. Sie sollte ein paar gesonderte Datensätze dechiffrieren, um die Suche voranzutreiben.
"Weißt du nicht mehr, damals, auf der Akademie?" Sie sah Tess stirnrunzelnd an. "Die Sache mit Captain Duval."
Tess prustete. "Um Gottes Willen, da habe ich schon ewig nicht mehr dran gedacht."
"Dieser Arsch hätte mich doch hochkant rausgeworfen, wenn du nicht die Schuld auf dich genommen hättest." Sarah warf ihr ein Zwinkern zu. "Er stand auf dich. Du hättest alles von ihm haben können."
"Isch ärinnere misch", sagte Tess mit gespielt französischem Akzent, worauf sie beide lachten. "Es war eher eine Reflexhandlung. Und du hast ja auch schnell geschaltet."
"Ich hatte einfach solches Heimweh - heute komme ich mir dämlich dabei vor. Eine Studentin vor uns hatte diese Hintertür im System entdeckt und als ich davon erfahren hab, fiel mir natürlich nichts Besseres ein, als mir zusätzliche Phasenfunk-Zeit zu holen und meine Eltern zu kontaktieren."
Tess konzentrierte sich wieder auf den Code, doch immer wieder erschien das Gesicht des Schwerenöters Captain Duval vor ihrem geistigen Auge. "Und er kommt rein und erwischt dich. Ehrlich, als ich reingeplatzt bin, dachte ich zuerst, ihr hättet eine Affäre. Bis er begonnen hat, dich anzuschreien."
Sarah zuckte mit den Schultern. "Als du sagtest, dass in Wahrheit du den Kanal freigeschaltet hattest, wollte ich schon widersprechen. Aber als er damit anfing herumzustammeln und rot wurde, naja."
"Wir hatten Glück. Und du hast mir auch oft genug aus der Patsche geholfen. Denk nur an die Sache mit den fehlerhaft ausgerichteten Sensoren im Übungssimulator und die Reaktion von Captain Hartmann."
Sarah kicherte. "Da hast du dir einen Patzer erlaubt, holla. Die Sensoren auf streng geheime Anlagen der Akademie zu richten, das hätte böse ins Auge gehen können. Tess Kensington - Juniorspion und Sensor-Ass. Du wärst zur Legende geworden."
Sie unterhielten sich noch eine Weile über die damalige Zeit, was Tess wie selten zuvor genoss. Es lenkte ein wenig von all den traurigen, nervigen und deprimierenden Ereignissen der Gegenwart ab.
"Wo bleibt denn Lorencia?", fragte Sarah gedankenverloren. "Ich muss langsam wieder auf die Brücke."
Erst jetzt wurde Tess bewusst, dass die L.I. noch immer im Sicherheitsbüro war. Sie runzelte die Stirn. Das bedeutete hoffentlich nicht das, was sie vermutete.
*
SOL-CENTER, 25. Februar 2266, 22:30 Uhr
Tag 24
"Mister Präsident?"
"Admiral, bitte", sagte Björn kalt. "Durch den Tod von Präsidentin Kartess bin ich temporär der Führer der Solaren Union, bis wir Neuwahlen ansetzen können. Das geschieht, sobald das Kriegsrecht beendet werden kann. Hierfür wiederum muss ich Admiral Juri Michalew erwischen. Wo ist er, Mister Furlan?"
"Was reden Sie da? Ich habe keine Ahnung, wo dieses Arschloch ist!"
Björn lehnte sich in seinem Sessel zurück und strafte den Minister mit Missachtung. Der Mann wurde zunehmend unruhig; kleine Schweißperlen glitzerten auf seiner Stirn, seine Hände zitterten. Die beiden Sicherheitsbeamten, die sich links und rechts von ihm aufgebaut hatten, trugen ihr Übriges dazu bei, ihn aus der Fassung zu bringen.
Gut so. Björn war zufrieden. Ich brauche ein Geständnis. Ich kann schwer sagen, dass ich die ganze Zeit wusste, wer Michalews Leute waren und dass er dazugehörte. Ein wenig Fingerspitzengefühl ist noch immer notwendig.
"Verkaufen Sie mich nicht für dumm." Björn schlug mit der geballten Rechten auf den Tisch. "Ich
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