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Helix

Helix

Titel: Helix Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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für immer zu verlassen, damit ihr Volk, die Amoiete-Spectrum-Helix-Kultur, seine eigene Bestimmung finden und unbeeinflusst von aeneanischer Einmischung seinen Weg gehen konnte. Die Ousters waren jedoch ein Zweig der Menschheit, der versuchte, einen ganz anderen evolutionären Weg zu gehen und sich dem Weltraum anzupassen. Die Tempelritter, die als Verbündete mit ihnen reisten, kannten die Geheimnisse der Genetik und verstanden sich darauf, orbitale Waldringe und sphärische Sternenbäume rings um ihre Sonnen wachsen zu lassen.
    »Wie viele Ousters leben deiner Schätzung nach im orbitalen Waldring?«, fragte Den Soa, die mit ihrer weißen Ausbildung vermutlich als Diplomatin tätig werden musste, wenn und falls sie Kontakt aufnahmen.
    »Siebenhundert Millionen auf dem dreißig Grad großen Kreisbogen, den wir auf dieser Seite der Sonne erfassen können«, berichtete die KI. »Wenn sie sich auf dem Ring weit genug ausgebreitet haben, können wir wohl mit einer Bevölkerungszahl von mehreren Milliarden rechnen.«
    »Gibt es Anzeichen von Akerataeli oder Zeplins?«, wollte Patek Georg wissen. Alle großen Waldringe und Sternsphären waren durch Zusammenarbeit mit diesen beiden nichtmenschlichen Rassen entstanden, die sich während des Falls der Hegemonie mit den Ousters und Tempelrittern zusammengetan hatten.
    »Keine«, erklärte Saigyō. »Ich bitte aber zu beachten, dass wir im zentralen Fenster nur einen Ausschnitt des weit entfernten Rings darstellen können. Wir sind noch dreiundsechzig AE vom Ring entfernt … dies ist eine zehntausendfache Vergrößerung.« Sie blickten alle zum vorderen Fenster, in dem der Waldring nur noch tausend Kilometer entfernt zu sein schien. Die grünen Blätter, die gelben und braunen Äste und der verflochtene Hauptstamm wanden sich aus dem Fenster heraus, dahinter lohte der G8-Stern.
    »Es sieht nicht richtig aus«, sagte Dem Lia.
    »Dies ist die Anomalie, die noch zum Notsignal hinzukam, sodass wir beschlossen haben, Sie aus dem Tiefschlaf zu wecken«, sagte Saigyō. Seine Stimme klang jetzt wieder leicht amüsiert. »Dieser orbitale Waldring entspricht nicht den Biokonstruktionen der Ousters oder der Tempelritter.«
    Doktor Samel Ria Kem Ali pfiff leise durch die Zähne. »Ein von Außerirdischen gebauter Waldring. Doch die von Menschen abstammenden Ousters leben darin.«
    »Nachdem wir in das System eingedrungen sind, haben wir noch etwas anderes herausgefunden«, fuhr Saigyō fort. Schlagartig tauchte im linken Fenster eine Maschine auf – ein Raumschiff –, die so riesig und plump wirkte, dass sie beinahe jeglicher Beschreibung Hohn sprach. Unten war eine Abbildung der Helix über den Bildschirm gelegt, um den Betrachtern eine Vorstellung von der Größe zu geben. Die Helix war einen Kilometer lang. Die Basis dieses anderen Raumschiffs war mindestens tausendmal so lang. Das Monsterschiff war riesig und breit, bauchig und hässlich, es war pechschwarz und erinnerte an ein Insekt. Es vereinte die schlimmsten Züge organischer Evolution und industrieller Fertigung in sich. Vorne in der Mitte war etwas angebracht, das an ein mit Stahlzähnen besetztes Maul erinnerte, eine Öffnung mit einer anscheinend endlosen Reihe von Mandibeln und Häckselmessern und rasiermesserscharfen Rotoren.
    »Das sieht aus wie Gottes Rasierapparat«, sagte Patek Georg Dem Mio. Trotz der scheinbar kühlen Ironie bebte seine Stimme fast unmerklich.
    »Gottes Rasierapparat, du meine Güte«, erwiderte Jon Mikail Dem Alem leise. Der Elfenbeinmann war auf Lebenserhaltungssysteme spezialisiert und hatte in seiner Jugend die riesigen Farmen auf Vitus-Gray-Balianus B gehütet. »Das ist eine Dreschmaschine aus der Hölle.«
    »Wo ist dieses Ding?«, wollte Dem Lia fragen, doch Saigyō hatte bereits ihren Bremsweg in Richtung des Waldrings auf den Bildschirm projiziert. Die hässliche Maschine kam von oberhalb der Ekliptik herein und war etwa achtundzwanzig AE vor ihnen. Sie bremste rasch ab, jedoch nicht ganz so aggressiv wie die Helix, und hielt direkt auf den Ousters-Waldring zu. Die Flugbahn sprach für sich – mit der augenblicklichen Bremsleistung und Flugbahn musste die Maschine in neun Standardtagen direkt auf den Ring treffen.
    »Möglicherweise ist dies die Ursache für das Notsignal«, meinte Res Sandre, die andere Grüne, trocken.
    »Wenn so etwas auf mich oder meine Welt zukommen würde, dann würde ich so laut schreien, dass ihr mich auch ohne Funk noch zweihundertachtundzwanzig Lichtjahre

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