Hellas Channel
»Es liegt auch in Ihrem Interesse, wenn wir die Affäre rasch und diskret beilegen.«
Die Betonung liegt auf ›diskret‹, und Pylarinos horcht angenehm berührt auf. »Sagen Sie mir, was ich für Sie tun kann.«
Gikas wendet sich wieder an mich, den Tellerwäscher. »Wir brauchen die Namen und Adressen der Fahrer der in Karajorgis Tabelle angeführten Kühlwagen. Dazu noch ein Verzeichnis der Kühltransporte nach Albanien, die in den vergangenen sechs Monaten durchgeführt wurden, mitsamt den Namen der Fahrer. Wir brauchen zudem die Passagierlisten der Charterflüge und Reisegruppen, die in Karajorgis zweiter Aufstellung erscheinen.«
»Sie werden alles noch innerhalb des heutigen Tages erhalten.«
»Ich möchte Sie ersuchen, unsere Unterredung Sovatzis gegenüber mit keinem Wort zu erwähnen«, setzt Gikas hinzu. »Lassen Sie uns zuerst die restlichen Indizien zusammentragen. Es ist nicht auszuschließen, daß er der Mörder ist.«
»Das wird mir zwar schwerfallen, doch Sie haben mein Wort.«
Er gibt mir die Fotografie zurück. Ich stecke sie wieder in den Aktenordner und klappe ihn zu. Pylarinos wendet sich zu Gikas. Er spricht zu ihm, doch er richtet seine Worte an uns beide.
»Meine Herren, ich möchte Ihnen herzlich danken, daß Sie die Freundlichkeit hatten, mich zu benachrichtigen.«
Er ist zumindest höflicher als Petratos und Delopoulos, sage ich mir, als ich ihn zur Tür gehen sehe.
Gikas lehnt sich in seinem Sessel zurück, und ihm entfährt ein Seufzer der Erleichterung. »Das hätten wir auch erledigt«, meint er.
Er hat allen Grund, zufrieden zu sein. Ich jedoch hätte große Lust, Pylarinos am Schlafittchen zu packen, selbst wenn ich mir deswegen höheren Ortes eine blutige Nase holen sollte.
39
I ch sitze vor dem Fernseher und halte eine Plastiktüte auf meinen Knien. Die Tüte enthält eine Portion Gyros im Brotfladen mit Soße, Tomaten und Zwiebeln, eine Hackfleischbulette mit Soße, Tomaten und Zwiebeln, eine Portion Souflaki-Spießchen mit Soße, Tomaten und Zwiebeln, und Pommes Frites, die zunächst glühend heiß waren und sich mittlerweile in eine breiige Masse verwandelt haben. Ich löse alles Bissen für Bissen von seiner Unterlage und verspeise es. Ich habe mir keinen Teller aus der Küche geholt, weil ich die Souflaki gerne wie ein Prolet esse. Dann schmecken sie erst richtig. Wenn mich Adriani jetzt sehen könnte, würde sie mich mit dem Abbruch sämtlicher Beziehungen für die Dauer von mindestens einer Woche bestrafen.
Die Nachrichtensendung zeigt eine vollständige Reportage von Chourdakis’ Lebenslauf. Woher er stammt, wann er seinen Dienst beim Zoll antrat, wo er überall eingesetzt war, alles. Sie haben auch sein Haus ausfindig gemacht, doch seine Frau und die Schwiegermutter haben sich darin verbarrikadiert und lassen sich nicht sehen. So sind sie darauf angewiesen, den aus der Mani nach Milesi verpflanzten mittelalterlichen Wehrturm zu filmen und dieselbe Verwunderung wie meine eigene zum Ausdruck zu bringen: Woher nimmt ein einfacher Zollbeamter das Geld für ein solches Haus? Sein Sohn, den sie auf der Straße zur Rede stellen, gibt sich wortkarg. Ja, die Polizei habe ihn vorgeladen, um ihn nach dem Aufenthaltsort seines Vaters zu befragen. Doch er wisse einzig und allein, daß er verreist sei. Die Reporter konfrontieren ihn mit der Tatsache, daß ein Haftbefehl ausgestellt wurde. »Ich bin sicher, daß mein Vater auf alle Fragen der Polizei antworten wird, sobald er von seiner Reise zurückkehrt«, sagt er mit einer Gewißheit, die er während des Verhörs nicht aufwies. Die Dourou steht nicht mehr im Mittelpunkt des Medieninteresses, da über sie keine neueren Erkenntnisse im Umlauf sind. Es wird bloß angeführt, daß sie weiterhin festgehalten und verhört wird. Was Kolakoglou betrifft, so ist er vollkommen aus den Nachrichtensendungen verschwunden. Nach ihm kräht kein Hahn mehr, nicht einmal Sotiropoulos, der doch den Justizirrtum aufdecken und Kolakoglou rehabilitieren wollte.
Die Souflaki sind genau zum Ende der Nachrichtensendung ratzeputz aufgegessen. Ich schwanke gerade, ob ich weiter in die Glotze starren oder mich in meine Wörterbücher verkriechen soll, als das Telefon läutet. Es ist Thanassis.
»Wir haben sie aufgetrieben«, sagt er triumphierend. »Evangelos Milionis ist hier und wartet auf Sie. Christos Papadopoulos kommt heute abend mit der Fähre aus Ancona in Patras an.« Milionis und Papadopoulos sind zwei von den Fahrern der Kühlwagen,
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