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Hellas Channel

Hellas Channel

Titel: Hellas Channel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petros Markaris
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Schrecken überspielen zu wollen.
    »Setzen Sie sich doch«, sage ich mild zu ihm. Er gehorcht auf der Stelle und nimmt Platz.
    Ich verfahre mit ihm genauso wie mit Milionis. Ich erhalte dieselben Antworten, nur in einem anderen Tonfall. Er sei stets ohne Ladung zurückgekehrt, er wisse nichts von illegal eingeschleusten Kindern, was dächten wir uns denn dabei, ihm so etwas aufhalsen zu wollen, dreißig Jahre lang sitze er schon hinter dem Lenkrad, und noch nie habe er einen Unfall verursacht. Es ist nur auffällig, daß Milionis gefaßt und gleichgültig erschien, während er hingegen herumbrüllt und sich gewaltig in die Brust wirft.
    Folglich sitzt ihm die Angst im Nacken. Die Situation ändert sich, als wir auf Chourdakis zu sprechen kommen.
    »Kennen Sie Chourdakis?«
    »Ich kenne keinen Chourdakis.«
    »Chourdakis ist der Zollbeamte an der Grenze, der die Vöglein in den Bäumen betrachtete, damit ihr unbehelligt durchfahren konntet.«
    »Mir sind die Zollbeamten namentlich nicht bekannt. Wissen Sie, von wie vielen Zöllnern ich in dreißig Arbeitsjahren hinter dem Lenkrad schon abgefertigt wurde?«
    »Er kennt Sie aber. Er war in die ganze Sache eingeweiht. Er erhielt Schmiergeld, damit er euch ohne Kontrolle durchwinkte. Er hat uns Ihren Namen angegeben.«
    Er zerrt ein Stofftaschentuch aus seiner Hosentasche und wischt sich den Schweiß von der Stirn. Er blickt mich an und versucht zu erraten, ob ich ihm die Wahrheit sage oder bluffe. Doch er kann nicht wissen, daß Chourdakis vom Erdboden verschwunden ist und wir nach ihm fahnden.
    »Hören Sie zu, Papadopoulos«, sage ich sanft zu ihm, fast freundschaftlich. »Mir ist klar, daß Sie das kleinste Rädchen im Getriebe sind und daß andere den dicken Gewinn einsacken. Hinter denen bin ich her und nicht hinter Ihnen. Wenn Sie sich kooperativ zeigen, gebe ich Ihnen mein Wort, daß Sie nicht allzu hart auf die Schnauze fallen werden. Ich werde mit dem Untersuchungsrichter sprechen, und ich sehe die Möglichkeit, Ihre Strafe in eine Geldbuße umzuwandeln. Daraufhin können Sie sich vor alle hinstellen und sagen, die großen Tiere hätten versucht, sich auf Ihre Kosten aus der Affäre zu ziehen. Sollten Sie sich jedoch zickig anstellen, dann lasse ich Sie für mindestens fünf Jahre einbuchten. Denken Sie an den Schaden, den Sie Ihrem Sohn zufügen, der gerade seinen Militärdienst leistet. An den Schaden, den Sie Ihrer Tochter zufügen, deren Ehe möglicherweise in die Brüche geht. Sie werden im Gefängnis sitzen und nicht wissen, wo Ihnen vor lauter Ohrfeigen der Kopf steht.«
    Ich verstumme. Auch er sagt kein Wort. Wir blicken einander bloß in die Augen. Und da werde ich Zeuge, wie seine enorme Leibesfülle unvermutet von einem Weinkrampf geschüttelt wird. Sein Schmerbauch wogt und bebt und wölbt sich über die Tischkante wie der Reifen eines Lastwagens, der über die Bordsteinkante fährt. Tränen kullern mühsam seine prallen Backen hinab, bevor sie auf der Tischplatte landen. Er läßt sie ungehindert hinunterrinnen, ohne sie abzuwischen. Er bietet einen derartig erbärmlichen Anblick, daß ich wünschte, ich könnte mein Gesicht abwenden, um ihn mir zu ersparen.
    »Für meine Tochter habe ich das alles getan«, schluchzt er. »Ich hatte ihr eine Wohnung als Mitgift versprochen, kam aber mit den Wechseln nicht hinterher. Das ganze Geld, das ich bekommen habe, ist für die Wohnung meiner Tochter draufgegangen.«
    »Lassen Sie uns mal alles der Reihe nach durchgehen. Wer hat Sie in die ganze Sache reingezogen? Sovatzis?«
    Sein Heulen bricht schlagartig ab, und er blickt mich verdutzt an. »Welcher Sovatzis denn? Unser Sovatzis? Was hat Sovatzis mit alledem zu schaffen?«
    Nun bin ich an der Reihe, baff zu sein. Ich blicke ihn wortlos an und beiße mir gleichzeitig auf die Lippen, um mich nicht zu verplappern.
    »Wer war es dann? Die Dourou?«
    »Nein. Ein Ausländer.«
    »Ausländer?«
    »Ungefähr Mitte Juni ’91 war ich mit einer Transportladung in Tirana, und da kamen ein Ausländer und ein griechischstämmiger Albaner aus Nordepirus auf mich zu. Der Ausländer sprach mit dem anderen italienisch, und der übersetzte mir alles ins Griechische. Sie wußten, daß ich ohne Ladung zurückfuhr, und sie fragten mich, ob ich unter der Hand etwas für sie befördern und dafür jedesmal eine halbe Million einkassieren wollte. Ich meinte, ich ließe mich auf eine solche Geschichte nicht ein, doch der Ausländer ließ nicht locker. Er erklärte mir, die

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