Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hellas Channel

Hellas Channel

Titel: Hellas Channel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petros Markaris
Vom Netzwerk:
die von der Karajorgi ausfindig gemacht wurden.
    »Gut, bin schon unterwegs. Schick in der Zwischenzeit einen Funkspruch an die Polizeidienststelle Patras, daß sie Papadopoulos festhalten und an uns überstellen sollen.«
    Pylarinos hat Wort gehalten. Bis fünf Uhr nachmittags hatte er uns mit allen Informationen, die ich von ihm kriegen wollte, versorgt. Was die Listen der Flugpassagiere betraf, lagen die Dinge nicht ganz so einfach. Diejenigen, die aus einem Land der Europäischen Union einreisten, mußten bloß den Personalausweis vorzeigen, um die Grenze passieren zu können. Ich hatte das Verzeichnis der Fluggäste aus den USA und Kanada an die Flughafenbehörde weitergeleitet, doch es war fast unmöglich festzustellen, welche von ihnen mit einem Familienpaß eingereist waren oder ein Kind in ihren Ausweispapieren anführten. Seit das Ehepaar in Dourous Kindergarten aufgetaucht ist, weiß ich ganz genau, wie das ganze Geschäft abläuft. Doch ohne das Ehepaar kann man schwer irgend etwas nachweisen. Meine einzige Hoffnung liegt darin, daß entweder die Dourou, Chourdakis oder einer der Fahrer ihr Schweigen brechen.
    Vor meinem Büro erwartet mich bereits ein dürrer Mann um die Dreißig mit Schnauzer und Dreitagebart auf den Wangen – Evangelos Milionis. Er hat eine blütenweiße Weste und absolut nichts auf dem Kerbholz. Keine Verurteilungen, keine Festnahmen, keine Unfälle. Er ist ledig und lebt bei seinen Eltern. Er sitzt mir mit verschränkten Armen gegenüber, mit dem lässigen Gesichtsausdruck eines mit allen Wassern gewaschenen Fernfahrers, der sich nicht so leicht ins Bockshorn jagen läßt.
    »Sie sind Fahrer bei der Transpilar ?«
    »Ja.«
    »Und Sie fahren Kühlwagen?«
    »Kühlwagen, Sattelschlepper, was auch immer ansteht.«
    »Führen Sie auch Ferntransporte nach Albanien durch?«
    »Nicht nur dorthin. Ich fahre auch nach Bulgarien, Italien und Deutschland.«
    »Welche Fracht befördern Sie, wenn Sie nach Albanien unterwegs sind?«
    »Mit dem Kühlwagen ist das tiefgefrorenes Fleisch, Tiefkühlfisch oder tiefgekühlte Wurstwaren. Mit dem Sattelschlepper transportiere ich alles mögliche, von Konserven bis Kleidung.«
    »Und welche Fracht führen Sie auf der Rückfahrt mit sich?«
    »Gar keine. Wir fahren immer ohne Ladung zurück.«
    »Sie haben am 25.8.91, am 22.4.92, am 18.7.92 und am 5.11.92 die Grenze von Albanien nach Griechenland überschritten.«
    »Kann sein. Wie soll ich mich bei den vielen Fahrten, die ich durchführe, noch daran erinnern!«
    »Mit welcher Fracht sind Sie zurückgekehrt?«
    »Hab ich doch schon gesagt. Ich hatte keine Ladung dabei.«
    »Da habe ich aber etwas anderes gehört. Ich weiß, daß Sie illegal erwachsene Albaner und Kinder befördert haben.«
    Er wirft mir einen forschenden Blick zu, doch dann bricht er in Gelächter aus. »Seit wann führen wir denn die Albaner tiefgefroren in Griechenland ein?«
    Ich schnelle in die Höhe und bringe meine Visage ganz nahe an die seine. »Hören Sie bloß auf, den Schlaumeier zu spielen, Milionis, sonst bleibt Ihnen das Lachen noch im Hals stecken!« brülle ich ihm ins Ohr. »Ich weiß, daß Sie auf allen vier Fahrten zwar mit einer Wagenladung Handelsgüter nach Albanien einreisten, aber mit einer Wagenladung kleiner Albaner zurückkehrten! Wir haben Eleni Dourou gefaßt, und sie hat restlos ausgepackt!«
    »Wer ist denn das?«
    »›Die kleinen Füchse‹ sagen Ihnen gar nichts?«
    »Nein.«
    »›Die kleinen Füchse‹ ist ein Kindergarten, den die Dourou im Stadtteil Gysi leitete. Ihr haben Sie die Ladung kleiner Albaner überbracht.«
    »Die Dourou kenne ich überhaupt nicht, und einen Kindergarten habe ich in meinem ganzen Leben noch nie von innen gesehen. Ich bin auf der Straße aufgewachsen und von meiner Mutter mit Schlägen großgezogen worden.«
    »Die Schläge könnten sich jetzt, wo Sie ins Gefängnis wandern werden, als gute Schule erweisen.«
    »Warten Sie erst mal ab, ob ich dorthin wandere«, entgegnet er kaltschnäuzig.
    »Das werden Sie ohne Frage, denn wir haben auch Chourdakis geschnappt.«
    »Wer soll denn das schon wieder sein?«
    »Der Zollbeamte, der beide Augen zudrückte, damit ihr die illegalen Einwanderer leichter vorbeischmuggeln konntet.«
    Er zuckt gleichgültig mit den Schultern. »Mir gegenüber hat keiner jemals beide Augen zugedrückt. Mich ließen sie immer stundenlang dunsten.«
    »Sie sind ein Stümper, Milionis. Sie spielen sich hier als hartgesottener Wichser auf, mit dem Resultat,

Weitere Kostenlose Bücher