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Hellas Channel

Hellas Channel

Titel: Hellas Channel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petros Markaris
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daß wir Ihnen alles mögliche aufhalsen werden, während die anderen, die den dicken Gewinn einstreichen, sich die Hände reiben, weil sie eine Niete wie Sie hereingelegt haben. Reden Sie, um sich eine bessere Ausgangsposition zu verschaffen! War es Sovatzis, von dem Sie die Anordnungen entgegengenommen haben?«
    »Mit Sovatzis habe ich in meinem ganzen Leben kein einziges Wort gewechselt. Ich habe ihn überhaupt erst ein einziges Mal zu Gesicht bekommen, und das von weitem, als er die Garage besichtigte. Er unterhielt sich nur mit dem Chef der Speditionsabteilung, uns würdigte er keines Blickes.«
    »Wo waren Sie am 27. November?« Das ist der Tag von Karajorgis Ermordung.
    »Lassen Sie mich nachdenken … Am 20. bin ich in Richtung Italien und Deutschland abgefahren. Am 27. war ich in München gerade dabei, Güter einzuladen.«
    Er sagt mit Sicherheit die Wahrheit, denn ihm ist bewußt, daß ich seine Angaben jederzeit nachprüfen kann. »Und am 30.?« Das ist der Tag, an dem die Kostarakou umgebracht wurde.
    »War ich hier, in Athen.«
    Ich könnte bezüglich des Kostarakou-Mordes gegen ihn Ermittlungen einleiten. Doch von dem Zeitpunkt an, wo er für den Karajorgi-Mord ein Alibi nachweisen kann, erscheint das zwecklos.
    Das Verhör zieht sich bis sieben Uhr morgens hin. Ständig werden dieselben Fragen und Antworten wiedergekäut, einmal untermalt von wachsendem Ingrimm meinerseits, dann wieder von steigender Gereiztheit seinerseits. Es führt jedoch zu keinerlei handgreiflichen Ergebnissen. Milionis ist jung, Fernfahrer und an Nachtschichten gewöhnt, und um sieben Uhr früh ist er genauso frisch wie um zehn Uhr abends, als wir loslegten. Er verläßt sich auf sein Durchhaltevermögen und zielt darauf ab, meine Kräfte auszulaugen. Mir dämmert, was er vorhat, und ich ändere meine Vorgehensweise. Ich verhöre ihn nunmehr eine halbe bis eine dreiviertel Stunde lang und setze danach Thanassis auf ihn an. Ich trinke einen Kaffee, erhole mich etwas, und trete danach wieder meine Schicht für eine weitere halbe bis dreiviertel Stunde an, so als sei nichts gewesen. Ich möchte ihm auf diese Weise die Nerven zerrütten und gleichzeitig mich selbst mit Kaffee wachhalten, denn seit drei Uhr nachts hat mich eine unwiderstehliche Schläfrigkeit übermannt.
    Ich bin gerade bei der fünften Tasse Kaffee, habe mich in den Bürosessel zurückgelehnt und halte die brennenden Augen zur Erholung geschlossen, als das Telefon schellt.
    »Herr Kommissar, man hat soeben einen gewissen Papadopoulos hereingebracht. Er ist für Sie bestimmt«, meldet mir der Polizeibeamte aus dem Trakt, in dem das Untersuchungsgefängnis untergebracht ist.
    »Holen Sie Milionis vom Verhör ab und bringen Sie mir dafür Papadopoulos. Ich möchte, daß die beiden voneinander isoliert werden. Sie dürfen auf keinen Fall miteinander in Kontakt kommen.«
    Ich lege Papadopoulos’ Personenbeschreibung vor mich hin und versuche sie konzentriert durchzulesen. Papadopoulos ist um die Fünfzig, hat eine Ehefrau und zwei Kinder. Seine Tochter ist verheiratet und hat einen einjährigen Jungen. Der Sohn leistet gerade seinen Militärdienst ab.
    Ich lasse noch eine halbe Stunde verstreichen und begebe mich wieder in das Büro, wo die Verhöre durchgeführt werden. Ich treffe auf einen kahlköpfigen Mann mit einem über den Hosenbund quellenden Wanst. Das Lenkrad hält er bestimmt mit seinem Schmerbauch in der Geraden, und wenn er gerade keine Mokassins trägt, muß ihm sicher seine Frau die Schnürsenkel binden. Sobald er mich erblickt, stützt er sich mit den Armen auf die Tischplatte, um seine Leibesfülle zu voller Höhe aufzurichten.
    »Warum haben Sie mich hierherbringen lassen? Was habe ich denn verbrochen? Ich habe weder im Straßenverkehr Unruhe gestiftet noch einen Unfall verursacht, rein gar nichts habe ich angestellt! Ich frage Ihre Leute, wohin sie mich führen, und keiner sagt mir, was los ist!«
    Er hält inne, damit ich ihm etwas entgegnen kann, doch er merkt, daß er keine Antwort erhält, und hebt erneut an, Zeter und Mordio zu schreien. »Ich habe meinen Lastwagen mit der ganzen Ladung in Patras zurücklassen müssen, nur Gott allein weiß, was damit passieren wird! Wenn die Langfinger davon Wind bekommen und ihn leer räumen, dann wird die Firma mich zur Verantwortung ziehen!«
    Er bemüht sich redlich, mir sein Geschrei als rechtschaffenen Wutausbruch zu verkaufen, doch, er macht damit eher den Eindruck, durch sein Gezeter seinen eigenen

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