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Hellas Channel

Hellas Channel

Titel: Hellas Channel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petros Markaris
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nicht glauben, seinen eigenen Auszug vor Augen zu haben.
    »Machen Sie sich darüber keine Gedanken. Wir haben Ihr Konto auf legale Weise öffnen lassen, mit der Genehmigung der Staatsanwaltschaft. Über die Summen hätte ich gerne etwas erfahren.«
    Er wendet sich um und blickt auf seine Mutter. Doch die sonnt sich im Anblick ihrer Goldringe. Er sieht, daß er von dieser Seite keine Hilfestellung zu erwarten hat, und bequemt sich gezwungenermaßen zu einer Antwort. »Die Zweihundertfünfzigtausend sind mein Gehalt. Das übrige sind Extraeinkünfte.«
    »Was für Extraeinkünfte?«
    »Geschäfte, die ich außerhalb meiner Arbeitszeit abwickle.«
    Ich nehme den Kontoauszug der Chourdaki zur Hand und übergebe ihn ihr. »Und woher stammen die Summen auf Ihrem Konto? Von einem Modehaus?«
    »Meine Mutter überweist sie mir«, entgegnet sie schlagfertig. »Sie wohnt bei uns und beteiligt sich an den laufenden Ausgaben.«
    »Auf dem Konto Ihrer Mutter gehen ebenso Summen in der Höhe von zwei- bis dreihunderttausend ein, doch ich kann nirgends erkennen, daß sie sie regelmäßig abhebt und an Sie weiterüberweist.«
    Sobald sie sehen, daß ich auch über den Kontoauszug von Chourdakis’ Schwiegermutter verfüge, schwimmen ihnen die Felle davon, und sie hüllen sich in Schweigen. Jetzt werde ich ungemütlich. »Legen Sie den Kontoauszug Ihres Mannes daneben!« sage ich zur Chourdaki. »Die Summen gingen nacheinander auf alle vier Konten im Abstand von wenigen Tagen ein. Zählt man sie zusammen, so ergibt sich jedesmal eine Million. Woher nimmt Ihr Mann, schließlich ein Zollbeamter in Frührente, denn so viele Millionen? Machen Sie endlich den Mund auf!«
    »Wir leben nicht von der Rente, Lefteris macht noch anderweitig Geschäfte«, stammelt sie.
    »Und wieviel Gewinn bringen ihm diese Geschäfte ein, daß er alle naselang eine Million auf die Bank tragen kann und Sie im Besitz einer protzigen Villa in Milesi sind? Rücken Sie endlich mit der Wahrheit heraus, denn sonst sitzt ihr alle bis zum Hals im Dreck!« Ich wende mich an den Sohn. »Sie werden vollkommen auf den Hund kommen und Ihre Arbeit verlieren, Ihre Eltern werden auf der Straße sitzen, und alle zusammen werdet ihr ins Gefängnis marschieren!«
    Mit einem Mal platzt dem Sohn der Kragen, und er wendet sich an seine Mutter. »Ich hab es ihm doch gesagt!« schreit er. »Ich hab es ihm doch gesagt, daß ich damit nicht einverstanden bin, wenn er Geld auf mein Konto einzahlt, aber er ist ein Dickschädel und hört auf keinen!«
    »Sei still«, preßt die Mutter abgehackt hervor, als sei ihr vor Angst die Kehle zugeschnürt.
    Doch der Sohn ist keineswegs gewillt, sein Leben und seine Karriere für seinen Vater aufs Spiel zu setzen. Er zieht es vor, sich alles von der Seele zu reden. »Ich weiß nicht, woher mein Vater das Geld genommen hat, Herr Kommissar. Er sagte mir nur, daß er bestimmte Summen auf mein Konto einzahlen würde und daß ich sie ihm nach und nach wieder zurückzahlen sollte. Aus dem Kontoauszug geht hervor, daß ich kleinere Beträge von jeweils fünfzig- bis sechzigtausend abgehoben habe. Das sind die Rückzahlungen. Genauso hat er es auch mit meiner Mutter und meiner Großmutter gehalten.«
    Ich nehme ihm die Kontoauszüge wieder aus der Hand und betrachte sie. In der Tat scheinen nach ein bis zwei Monaten bei allen Beteiligten Abhebungen zwischen fünfzig- und sechzigtausend Drachmen auf.
    »Na schön, aber haben Sie denn Ihren Vater nie gefragt, woher er das ganze Geld hatte?«
    »Nein.«
    »Warum nicht?«
    »Aus Angst«, entgegnet er mir.
    Ich kann sie aufgrund der vorliegenden Hinweise nicht festhalten. Ich sage zu Chourdakis’ Frau, sie solle ihrem Mann ausrichten, daß ich ihn dringend in Athen sprechen wolle, und lasse sie abziehen.
    »Laß einen Haftbefehl für Chourdakis ausstellen«, sage ich zu Sotiris, als wir allein zurückbleiben. Er nickt und geht zur Tür. »Bist du denn gar nicht hinter den Trick mit den Konten gekommen?« frage ich ihn, als er hinausgehen will.
    »Nein. Mir ist nicht eingefallen, die Konten zu vergleichen.«
    Ich rufe im Gefangenentrakt an und lasse mir die Dourou heraufschicken. Sie ist augenscheinlich äußerlich etwas lädiert. Ihr Kleid ist zerknittert, das Haar steht ihr unfrisiert zu Berge, sie scheint keine sehr angenehme Nacht verbracht zu haben. Nur ihr Blick hat sich nicht verändert. Er ist gefaßt und herausfordernd.
    »Ich habe Sie rufen lassen, um Sie über Ihren Kindergarten auf dem laufenden zu

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