Hellas Channel
Geheimnis bleibt vorerst ungelüftet.
»Ich habe für Ihre Betroffenheit Verständnis und weiß, wie Sie sich in diesem Augenblick fühlen«, sage ich mit Trauermiene. »Es wurden innerhalb weniger Tage zwei Ihrer Kolleginnen ermordet. Doch kann ich Ihnen vorläufig nur über den Tathergang berichten.«
Und ich beginne sie rückhaltlos mit Informationen zu bombardieren. Sie halten mir ihrerseits die Mikrofone entgegen und hören mir stumm zu. Ich komme zum Ende, und sie schweigen immer noch. Der Schock sitzt ihnen tief in den Knochen, und deshalb bedrängen sie mich nicht weiter, um mir noch irgendeine Auskunft zu entreißen. Nur der schrumpelige Rotstrumpf stellt nach einer kurzen Pause die Frage: »Glauben Sie, daß es sich um denselben Täter handelt, Herr Kommissar?«
»Alles deutet bisher darauf hin, daß es derselbe Täter ist.«
Nun faßt sich auch ein anderer ein Herz und bringt eine Frage vor, um die Monopolstellung des Rotstrumpfs zu brechen. »Halten Sie weiter daran fest, daß Kolakoglou der Täter ist?«
»Vorläufig gehen wir jeder Möglichkeit nach. Man kann nichts ausschließen.«
Ich beende den Satz und trete einen Schritt nach vorn, um die Menschenmauer zu durchbrechen. Vielleicht zum ersten Mal werde ich nicht zurückgehalten. Sie treten wortlos zur Seite und lassen mich durch. Thanassis, der meine Verlautbarung vom Eingang meines Büros aus mitgehört hat, folgt mir auf den Fersen.
»Wie gehen wir jetzt mit Kolakoglou vor?« bohrt er. »Bleibt die Fahndung aufrecht?«
Ich blicke ihn gedankenverloren an. Die Vernunft sagt mir, daß ich die Jagd einstellen und ihn in Ruhe lassen sollte. Mittlerweile hätte nicht einmal Gikas Einwände. Andererseits jedoch streut die Jagd auf Kolakoglou Delopoulos und Petratos Sand in die Augen und gibt mir die Möglichkeit, unbemerkt gegen sie vorzugehen.
»Macht weiter, bis ich dir Bescheid gebe«, sage ich zu Thanassis.
»Aber glauben Sie denn im Ernst, daß Kolakoglou die Karajorgi und die Kostarakou umgebracht hat?«
Ich höre Sotiropoulos’ Stimme und drehe mich um. Er ist lautlos eingetreten. Er lehnt mit dem Rücken an der Wand, direkt neben der Tür, und sieht mich spöttisch an.
»Geh nur, wir sprechen nachher noch mal darüber«, sage ich zu Thanassis.
Sotiropoulos blickt hinter Thanassis her, kommt dann auf mich zu und setzt sich unaufgefordert auf den mir gegenüberstehenden Stuhl.
»Mit dem Tod der Kostarakou hat auch Petratos’ letztes Stündlein geschlagen«, meint er voll diebischer Freude.
»Warum?«
»Na, begreifen Sie denn nicht? Er hat Kolakoglou zum Mörder aufgebauscht und muß jetzt zugeben, daß er sich geirrt hat. Er hat den Sender in Verruf gebracht, und Delopoulos wird ihm das nicht verzeihen.« Er verstummt und blickt mich an. Seine beiden Knopfaugen grinsen verschlagen hinter den runden Brillengläsern.
»Haben Sie meine gestrige Reportage gesehen?« will er wissen.
»Ich habe sie mir angeschaut.«
»Heute abend werde ich noch eins draufsetzen. Wer sind diejenigen, die aus Kolakoglous Verurteilung Gewinn zogen? Und wer benutzt ihn nach wie vor als Sündenbock? Ab morgen ist Petratos abserviert und Schnee von gestern.«
»Warum hassen Sie ihn so sehr?«
Meine Frage trifft ihn unvorbereitet und verdutzt ihn zunächst. Dann setzt er eine ernste Miene auf und scheint um eine Antwort zu ringen.
»Ich habe meine Gründe, doch ich nenne sie nicht, weil sie meine Privatangelegenheit sind«, sagt er schließlich. »Eines sage ich Ihnen nur. Petratos ist über Leichen gegangen, um aufzusteigen. Mir wird das Herz im Leibe lachen, wenn er eins auf die Nase bekommt.«
»Sie würden sich noch mehr freuen, wenn er der Mörder wäre.«
Er sieht mich an und versucht herauszufinden, worauf ich hinauswill. »Wieso?« fragt er. »Haben Sie ihn im Verdacht?«
»Mit blankem Haß macht man sich immer verdächtig. Das gilt für alle Beteiligten.«
Er lacht laut auf. »Was soll denn das heißen? Daß Sie auch mich verdächtigen?«
Ich entgegne nichts. Ich lasse das Unausgesprochene im Raum stehen, um ihn zum Weiterreden zu bringen. Doch nach wie vor lacht er.
»Ich gebe zu, ich würde ihn liebend gern in Handschellen sehen und ihm das Mikrofon unter die Nase halten, um ihn zu fragen, warum er die beiden umgebracht hat. Doch das sind Träume. Petratos hat sie nicht getötet. Sie müssen woanders suchen.«
»Warum? Sie verheimlichen mir doch etwas.«
»Nein, auf mein Ehrenwort. Mein Instinkt sagt mir, daß hinter den beiden Morden
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