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Hellas Channel

Hellas Channel

Titel: Hellas Channel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petros Markaris
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angezettelt. Selbst wenn Petratos die Karajorgi getötet hätte, weil sie ihn sitzenließ und er seinen Posten durch sie bedroht sah … Es ist zwar an den Haaren herbeigezogen, aber nehmen wir es mal an. Aber warum, um Himmels willen, sollte er die Kostarakou umbringen?«
    »Er hätte einen Grund, wenn sie ihn zum Beispiel erpreßte.«
    »Ihn erpreßte? Die Kostarakou?« Das erscheint ihm unglaubwürdig.
    »Nehmen wir einmal an, sie war im Besitz irgendeiner Information, die auf Petratos als Karajorgis Mörder hinwies. Sie gibt sie nicht an mich weiter, als ich sie verhöre, sondern geht zu Petratos und erpreßt ihn damit. Sie erkennt darin eine Möglichkeit, ihre Schäfchen ins trockene zu bringen. Vergessen wir nicht, daß er sie abgesägt hatte, um die Karajorgi zu protegieren. Petratos sagt ihr, er käme bei ihr zu Hause vorbei, um die Sache zu besprechen. Er geht hin, ausgerüstet mit dem Stück Draht, und erdrosselt sie. Danach stellt er die Bude auf den Kopf. Er sucht nach der ihn belastenden Information. Die Karajorgi setzte sich hin und unterhielt sich mit dem Täter. Die Kostarakou öffnete ihm die Tür. Höchstwahrscheinlich hätte sie Kolakoglou nicht hereingelassen. Petratos jedoch? Beide Opfer wurden nichtsahnend und Knall auf Fall überwältigt. Hätten sie jemals daran gedacht, daß von Petratos irgendeine Gefahr ausging? Das profile paßt wie angegossen.«
    Das profile habe ich mir bis ganz zum Schluß aufgehoben. Es ist das Tüpfelchen auf dem i. Er nimmt es gedankenschwer und wortlos zur Kenntnis.
    »Das Ganze kann als Hypothese gelten«, entgegnet er vorsichtig, »unter der Voraussetzung, daß Petratos kein Alibi hat. Wenn er, beispielsweise, zur Tatzeit nachweislich nicht im Sender war, geht Ihre schöne Theorie baden.«
    »Beim Sender trifft er zwischen sieben und halb acht ein, eine Stunde vor der großen Nachrichtensendung. Ich habe das vorhin nachgeprüft. Markidis meint, daß der Mord zwischen sechs und acht Uhr begangen wurde. Wenn er sie ungefähr um sechs Uhr getötet hat, blieben ihm eineinhalb Stunden Zeit, von der Ieronos-Straße nach Spata zu gelangen. Bei seiner überstürzten Flucht ließ er die Tür offenstehen. Mein Fehler war, daß ich nicht von Anfang an gründlicher gegen ihn ermittelt habe.«
    Das ist, als sagte ich zu ihm: »Mein Fehler war, daß ich mich von Ihnen und Delopoulos ins Bockshorn jagen ließ und meinen Kopf nicht von Anfang an durchsetzte, wo ich doch recht hatte.« Er schluckt es widerwillig hinunter und verzieht sein Gesicht dabei genau so, wie ich es tat, wenn ich als kleiner Junge den Lebertran herunterwürgte, den mir meine Mutter zur Stärkung verabreichte.
    »Mit anderen Worten: Wir haben den Mörder? Und Kolakoglou lassen wir ganz außer acht?«
    Er tastet sich vor, um zu sehen, ob ich noch weitere Unannehmlichkeiten aus dem Ärmel schüttle. Halt dich zurück, Charitos, und beherrsche dich, sage ich zu mir selbst. Zuckerbrot und Peitsche ist die richtige Strategie.
    »Nein, es handelt sich um eine reine Hypothese. Die Fahndung nach Kolakoglou wird fortgesetzt.«
    »Wenn wir eine Schriftprobe von Petratos hätten, könnte uns das vermutlich weiterhelfen«, sagt er halbherzig.
    Mit Freuden würde ich nun Vergeltung üben, doch nach kurzem Überlegen erlischt mein Elan.
    »Teilweise.«
    »Warum nur teilweise?«
    »Nehmen wir einmal an, Petratos hat die Schreiben verfaßt. Das heißt nicht notwendigerweise, daß er sie auch getötet hat. Und umgekehrt. Die Karajorgi hatte überall ihre Finger im Spiel. Kann sein, daß jemand anderer sie bedrohte. Das jedoch spricht Petratos noch nicht frei. Es gibt eine Reihe weiterer belastender Hinweise. Lassen Sie mich erst herausfinden, wo Petratos gestern nachmittag zwischen sechs und acht Uhr war. Dann sehen wir weiter.«
    »Nehmen wir einmal an, ein anderer hat sie getötet. Derjenige, der sie erpreßte. Wie hat er in Erfahrung gebracht, daß sich das von ihm Gesuchte bei der Kostarakou befand?«
    »Aus den Fernsehnachrichten. Sie haben Karajorgis Telefongespräch mit der Kostarakou an die große Glocke gehängt.«
    Das einzige, was er vor meinem Abgang zu sagen weiß, ist, ich solle ihn auf dem laufenden halten. Nur so, wegen der Berufsehre.
    Sobald sie mich auf den Korridor kommen sehen, laufen sie mir schon entgegen, als kehrte ich von einer langen Reise zurück. Ich suche mit meinem Blick nach einem unbekannten Gesicht, dem neuen Reporter des Hellas Channel , doch alle Personen kommen mir bekannt vor, und das

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