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Hellas Channel

Hellas Channel

Titel: Hellas Channel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petros Markaris
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ausgeschlossen, doch ziemlich unwahrscheinlich. Wenn es jemand mit Schlüssel gewesen wäre, wie etwa die Putzfrau, dann hätte sie doch sofort ein Gezeter angefangen und die Nachbarn aufgeschreckt. Die Frau, die die Tote fand, dürfte die Kostarakou persönlich nicht gekannt haben. Die Tür war offen, sie ging hinein, sah sie tot daliegen und verschwand lautlos. Danach benachrichtigte sie die Polizei, ohne ihren Namen zu nennen, um sich aus der Affäre zu ziehen.«
    Sotiris sieht mich nachdenklich an. »Wer könnte es bloß gewesen sein?« fragt er, mehr aus Verlegenheit als aus Neugier, weil er keinen blassen Schimmer hat.
    »Am ehesten könnte es eine dieser jungen Frauen gewesen sein, die Befragungen oder Werbekampagnen durchführen. Sie gab Fersengeld, um ihren Job nicht zu gefährden. Habt ihr ein Stück Draht oder ein Drahtseil gefunden?«
    »Nein.«
    »Damit ist sie nämlich erdrosselt worden. Habt ihr mit den Nachbarn gesprochen?«
    »Ja. Sowohl die oberhalb als auch die unterhalb wohnenden Nachbarn waren zu Hause gewesen, hatten aber nichts gehört.«
    Daß sie keinerlei Gepolter vernahmen, läßt darauf schließen, daß sie keinen Widerstand leistete. Er brachte sie genau auf dieselbe Weise um wie die Karajorgi. Beide kannten ihn und hatten ihn nicht im Verdacht, deshalb konnte er sie überrumpeln. Er tat, was er tun mußte, steckte dann den Draht in die Jackentasche und ging unbehelligt davon.
    »Haben die Nachbarn vielleicht eine unbekannte Person zwischen sechs und acht Uhr, als der Mord geschah, in der Nähe der Wohnung gesehen?«
    »Ich habe danach gefragt, doch niemand hat irgend jemanden bemerkt. Einen Hausmeister gibt es auch nicht. Die Besitzerin des Ladens von gegenüber sagt, daß es ein großes Wohnhaus sei und viele Leute ein- und ausgingen. Ihr sei nichts aufgefallen.«
    »Mann, Sotiris! Wie sollte der Mörder auch auffallen? Der trug doch kein Schild um den Hals!«
    Bei mir stehen alle Anzeichen auf Sturm, und Sotiris kriegt es als erster ab, obwohl er gar nichts dafür kann. Er begreift meinen Gemütszustand und hält sich zurück.
    »Ich gehe zu Gikas«, sage ich und klopfe ihm freundschaftlich auf die Schulter. »Er möchte den Bericht hören. Wenn es was Neues gibt, ruf mich im Büro an.«
    Koula lauert bereits auf mich, mit dem Gewehr im Anschlag. Sobald sie mich in den Vorraum treten sieht, drückt sie ab.
    »Na so was, was ist denn jetzt schon wieder los?!« fragt sie und bemüht sich, mir ihre unbezähmbare Neugier als Besorgtheit um mein Wohlergehen zu verkaufen. »Ist unter euch eine tödliche Seuche ausgebrochen?«
    »Unter uns? Seit wann bin ich denn beim Fernsehen?«
    »Das wollte ich damit nicht sagen«, entgegnet sie und setzt ihr kindlich verspieltes Lächeln ein, mit dem sie bei Gikas immer landen kann. »Nur, Sie scheinen jetzt ja Beziehungen geknüpft und eine Menge Busenfreunde gefunden zu haben. Die stehen alle schon unten und warten auf Sie.« Sie deutet mit dem Kopf auf Gikas’ Büro. »Er wollte sie nicht sehen und hat sie an Sie weitergeleitet.«
    Der böse Bube und der gute Bube. Er ist der gute Bube, der ihnen nur Erfreuliches verkündet und sich damit in Positur wirft. Ich bin der böse Bube, der die Kastanien aus dem Feuer holt und dabei auf die Schnauze fällt.
    »Soll ich reingehen?« frage ich Koula.
    »Da fragen Sie noch? Er sitzt auf glühenden Kohlen.«
    Gikas sitzt nicht einmal mehr, er steht. Von seinem Platz hinter dem Schreibtisch zeigt er auf einen Sessel, während er sich selbst auf die Kante seines Stuhls hockt.
    »Nun?« fragt er ungeduldig.
    Ich stelle ihm alle Ermittlungsergebnisse nacheinander dar, inklusive Markidis’ Ansicht, daß es sich um denselben Täter handelt. Er sieht mich in Gedanken versunken an.
    »Glauben Sie auch, daß es derselbe Täter war?« fragt er zu guter Letzt.
    »Alles deutet darauf hin.«
    Er stöhnt auf, als hätte er den Lottosechser um just eine richtige Zahl verpaßt. »Dann rückt der Fall Kolakoglou wohl in den Hintergrund. Selbst wenn man annimmt, daß er seine Drohung in die Tat umgesetzt und die Karajorgi umgelegt hat. Die Kostarakou zu beseitigen hatte er wirklich keinen Grund.«
    Mit letzter Kraft halte ich ein »Hab ich’s nicht gleich gesagt!« zurück, doch er schnappt mir das Häppchen aus dem Maul.
    »Aus denselben Gründen fällt jedoch auch Petratos als Täter weg«, setzt er hinzu, ohne seine Genugtuung über mein Unvermögen zu verbergen. »Zu Unrecht haben Sie diesen Schlamassel mit Delopoulos

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