Hellas Channel
Gestern abend, nachdem Delopoulos gegangen war, habe ich dem Minister gegenüber dargelegt, daß Sie der einzige sind, der den Fall aufklären kann. Sie müssen nur ein wenig diskreter vorgehen und mich regelmäßig auf dem laufenden halten, damit ich Ihnen Rückendeckung geben kann.«
Ich frage mich ernsthaft, warum er mir das alles erzählt. Weil er selbst daran glaubt oder weil er mir demonstrieren möchte, wie man sich aalglatt verhält? Gerade war er bereit, mich den Hunden zum Fraß vorzuwerfen, und nun spielt er den Schutzengel. Kaum erkennt er, daß er mit Pylarinos in die Bredouille kommen könnte, vollführt er eine Hundertachtzig-Grad-Wendung, um mit heiler Haut davonzukommen.
»Sagen Sie schon. Was haben Sie vor?«
»Ich werde bei der Zollbehörde Auskunft verlangen über den Inhalt der Kühlwagen, die von der Karajorgi in ihren Auflistungen erwähnt werden. Des weiteren werde ich von der Flughafenbehörde Aufklärung über die Existenz von Passagierlisten der besagten Reisegruppen und Charterflüge einholen.«
»Und wenn es nichts Derartiges gibt?«
»Dann werde ich vorläufig nichts weiter unternehmen. Ich möchte sie nicht von Pylarinos’ Firmen anfordern, weil das Aufsehen erregen und uns nichts bringen würde. Ich werde Abzüge von den Negativen machen lassen, um zu sehen, was sie genau zeigen. Und ich werde diejenigen unserer Landsleute verhören, die nach Prag, Warschau und Budapest geflogen sind. Ich würde gerne den Grund ihrer Reise erfahren.«
»Die Frage ist, wie wir an Pylarinos herankommen können, ohne zuviel Staub aufzuwirbeln.«
»Ich kenne da jemanden, der uns vielleicht Hinweise liefern kann. Er ist keiner von uns, sondern ein alter Bekannter von mir, und ich möchte seine Identität nicht preisgeben. Er ist ein zuverlässiger Informant.«
Er sieht mich an und grinst. »In Ordnung. Und was geschieht mit Petratos?«
»Ich warte erst mal das Gutachten des Graphologen und den Laborbericht über den Draht ab. Unter uns gesagt hege ich jedoch keine großen Hoffnungen. Der Draht ist absolut handelsübliche Ware, den kann man in jeder Eisenwarenhandlung erstehen. Was die Briefe betrifft, glaube ich mittlerweile nicht mehr daran, daß Petratos sie verfaßt hat. Der Urheber ist derjenige, der auf Karajorgis Aktenordner scharf war. Es ist nicht ausgeschlossen, daß beide Fälle, ganz wie Sie sagen, nichts miteinander zu tun haben und Petratos der Mörder ist. Doch um das nachzuweisen, muß man weitere Nachforschungen anstellen.«
Ich verstumme und blicke ihn an. »Da ist noch etwas. Etwas Erfreuliches diesmal.«
Ich berichte ihm von Kolakoglou. Während er mir zuhört, hellt sich seine Miene auf. »Wieso haben Sie mir das nicht gleich gesagt?« strahlt er verzückt.
Er schnappt sich den Telefonhörer und läßt Koula eine Verbindung mit Delopoulos herstellen. Da verschlägt es mir die Sprache. Mein verdatterter Blick entgeht ihm nicht, und er grinst.
»Da wundern Sie sich, was?« meint er. »Jetzt werde ich Ihnen vorführen, wie man es anstellt, sich aus einer delikaten Lage herauszumanövrieren.«
Sobald er Delopoulos in der Leitung hat, gibt er ihm nahezu alle Informationen rückhaltlos weiter. Bis auf den Namen und die Adresse der Bar. Er legt den Hörer zufrieden auf die Gabel. »Delopoulos schwebt im siebten Himmel. Von jetzt an wird er sich nur mehr an mich wenden. Sie wird er in Ruhe Ihre Arbeit tun lassen. Und noch etwas: Ich hätte gern die beiden Berichte, Ihren und den über Kolakoglou, um sie an den Minister weiterzuleiten. Man muß eben wissen, wie man Lästermäuler zum Schweigen bringt.«
Sein Blick fällt auf die andere, die blaue Mappe. Er schlägt sie auf und blättert den Inhalt hastig durch. Er hebt langsam den Blick. »Sie verstehen, daß ich verpflichtet bin, gegen die fraglichen Mitarbeiter ein Disziplinarverfahren einzuleiten«, meint er.
»Dafür habe ich vollstes Verständnis. Nur sollten Sie damit noch etwas warten.«
»Weshalb?«
»Die Karajorgi ist ohnehin tot und wird uns keine Unterlagen mehr entwenden. Doch ihr Informant ist möglicherweise tiefer in die ganze Sache verstrickt. Jetzt wiegt er sich in Sicherheit, weil er denkt, niemand hätte ihn im Verdacht. Wenn wir zu einem Disziplinarverfahren schreiten, schrecken wir ihn vorzeitig aus seinem Schlummer. Lassen Sie die Ermittlungen ungestört weiterlaufen, um zu sehen, welche Hinweise sich noch ergeben.«
»Einverstanden«, sagt er nach kurzem Überlegen. »Ich werde dem Minister mündlich
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