Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hellas Channel

Hellas Channel

Titel: Hellas Channel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petros Markaris
Vom Netzwerk:
darüber Bescheid geben, daß ich die Untersuchung vorläufig hintanstelle.« Er packt den Aktenordner wieder zusammen und überreicht ihn mir. »Schließen Sie ihn in Ihrem Schreibtisch ein. Es ist besser, wenn niemand sonst von seiner Existenz weiß.«
    Ich bin so tatendurstig, daß ich keine Geduld aufbringe, auf den Fahrstuhl zu warten. Ich laufe die Treppe hinunter und nehme dabei gleich zwei Stufen auf einmal. Als ich den Korridor betrete, stoße ich auf die übliche Horde, die sich vor meiner Tür drängelt.
    »Leute, wegen der offiziellen Stellungnahme müßt ihr euch an Herrn Gikas wenden. Wie ihr wißt, hat er den Fall persönlich übernommen.«
    Sie nehmen es zur Kenntnis und bedrängen mich nicht weiter. Sie setzen sich in Richtung des Fahrstuhls in Bewegung. Sotiropoulos tut zunächst so, als folge er ihnen, doch dann bleibt er zurück.
    »Haben Sie Zeit auf ein Schwätzchen?«
    »Man hat mir einen Maulkorb verpaßt. Bringen Sie mich nicht in Verlegenheit.«
    Er grinst verständnisinnig und klopft mir freundschaftlich auf die Schulter. »Das Schlimmste haben Sie schon hinter sich. Wird schon wieder«, meint er ganz im Stil einer trostspendenden Krankenschwester.
    Ich nehme ein Blatt Papier und schreibe am oberen Rand die Ankunftszeiten der Kühlwagen und am unteren Rand die Ankunftszeiten der Reisegruppen und Charterflüge ab. Auf einem anderen Blatt notiere ich die fünf Namen aus Karajorgis zweiter Aufstellung. Auf einer Dienstleitung rufe ich Sotiris herbei.
    »Frag mal beim Zoll nach, was für eine Ladung diese Kühlwagen hatten. Aller Wahrscheinlichkeit nach gehören sie zu Transpilar , dem Pylarinos-Unternehmen. Und frag beim Flughafen an, ob es Passagierlisten für diese Reisegruppen und Charterflüge gibt. Vermutlich hat ein Reisebüro, das auch Pylarinos gehört, die Fluggäste in Empfang genommen. Und diese fünf befragst du persönlich. Uns interessiert, aus welchem Grund sie verreist sind.«
    Er nimmt das Papier entgegen, doch er rührt sich nicht von der Stelle. Die Erwähnung von Pylarinos’ Namen hat seine Neugier angestachelt, und er will Genaueres wissen.
    »Komm schon, steh nicht tatenlos herum. Ich kläre dich schon zum richtigen Zeitpunkt auf. Und schick Thanassis zu mir herein.«
    Bis Thanassis eintrifft, möchte ich noch schnell meinen Bericht ergänzen. Doch so schnell kann ich gar nicht bis drei zählen, als er schon zur Tür hereinkommt.
    »Die Jungs aus dem Labor haben sich gemeldet«, sagt er. »Der Draht ist der gleiche wie der, mit dem die Kostarakou erdrosselt wurde. Nur können sie nicht eindeutig dazu Stellung nehmen, ob der Mord damit verübt wurde. Wenn man das Stück Draht vorgefunden hätte, das der Täter verwendet hat, dann könnte man eventuell feststellen, ob er von derselben Drahtrolle stammt. Jedenfalls sind sie sicher, daß er nicht mit einer Schere oder Zange abgeschnitten, sondern von Hand durchtrennt wurde.«
    Das ist ein Hinweis. Wenn Petratos den Draht per Zufall entdeckte und ihm der Gedanke kam, ihn zu verwenden, hat er ihn in seinem Ingrimm von Hand und ohne Werkzeug durchtrennt. Freilich hätte das gleiche jedermann getan, der ein Stück Draht gebraucht hätte und zu faul gewesen wäre, sich eine Zange zu besorgen.
    »Petratos fährt einen Renegade. Ich möchte, daß du die ganze Gegend, in der die Kostarakou wohnte, durchkämmst, ob vielleicht jemand den Wagen zur Tatzeit gesehen hat. Es ist eher unwahrscheinlich, daß sich jemand an das Kennzeichen erinnert, aber schreib es dir für alle Fälle auf. Es lautet CHRA-4318. Und bring diese Negative ins Labor.«
    Ich scheuche Thanassis hinaus und stürze mich auf meinen Bericht. Innerhalb einer Viertelstunde habe ich ihn fertiggeschrieben. Bevor ich ihn abgebe, rufe ich die Politou an, die Untersuchungsrichterin, die den Fall des Albaners übernommen hat, und erläutere ihr die neu aufgetauchten Indizien.
    »Wie ernstzunehmend ist die Wahrscheinlichkeit, daß es sich um Kinderhandel dreht?« fragt sie mich.
    »Kann ich noch nicht sagen. Jedenfalls ist nicht ausgeschlossen, daß der Albaner das Ehepaar aus den von der Karajorgi angenommenen Gründen umgebracht hat und nicht aus denjenigen, die er selbst in seinem Geständnis anführt.«
    »Na schön. Ich benachrichtige Sie, sobald ich ihn zum Verhör vorlade«, sagt sie und legt auf.
    Ich übergebe Koula die beiden Berichte und fahre dann in den Keller hinunter, wo sich das Archiv befindet.
    Der Archivar ist überrascht, mich zu sehen. »Welch seltener

Weitere Kostenlose Bücher