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Helle Barden

Helle Barden

Titel: Helle Barden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Ohr. Niemandem mangelte es an Narben. Und al e verfügten über
    lange, spitze Zähne.
    »Wartet hier«, sagte der Schwarze Roger.
    »Versucht nicht wegzulaufen«, zischte Schlächter. »Sonst könnte es
    passieren, daß euch jemand die Eingeweide aus dem Leib reißt.«
    Angua senkte den Kopf, bis er sich auf einer Höhe mit Gaspodes be-
    fand. Der kleine Hund zitterte.

    »In welche Situation hast du mich gebracht?« fragte sie leise. »Dies ist
    die Hundegilde, nicht wahr? Und sie besteht aus Streunern?«
    »Pscht! Sag das bloß nicht! Das sind keine Streuner.« Gaspode sah sich
    um. »Die Gilde besteht nicht aus irgendwelchen Hunden. Nein. Diese Hunde hier sind…« Er senkte die Stimme. »… böse gewesen.«
    »Böse?«
    »Ja. Böse Hunde. Du weißt schon. Ungezogener Bursche! Willst du
    wieder den Pantoffel spüren?« Bei Gaspode klang es wie eine schreckli-
    che Litanei. »Al e Hunde, die du hier siehst… Jeder einzelne von ihnen
    ist von zu Hause abgehauen. Sie sind ihren Eigentümern entwischt.«
    »Das ist alles?«
    »Ob das alles ist? Al es? Ja. Natürlich. Du bist kein Hund in dem Sinne.
    Deshalb kannst du das kaum verstehen. Du weißt nicht, wie es ist. Aber
    der Große Fido… hat es ihnen erklärt. Streift eure Würgeketten ab, sagt
    er. Beißt in die Hand, die euch füttert. Steht auf und heult. Er gibt ihnen Stolz«, betonte Gaspode mit einer Mischung aus Furcht und Faszination.
    »Ja, er erklärt ihnen al es. Und wenn ein Hund nicht mit ganzem Herzen
    nach Freiheit strebt, dann ist er bald ein toter Hund. In der vergangenen Woche hat er einen Dobermann umgebracht, und zwar nur deshalb, weil
    er mit dem Schwanz wedelte, als ein Mensch vorbeikam.«
    Angua sah zu einigen der größeren Hunde, die ungepflegt und auf eine
    sonderbare Art unhündisch erschienen. Sie bemerkte einen kleinen, zierli-chen weißen Pudel, dessen Fell noch immer den letzten Trimm verriet,
    und einen Schoßhund, an dem die Überbleibsel eines karierten Jäckchens
    hingen. Die Tiere liefen nicht etwa bel end und jaulend umher. Sie stan-
    den stumm und still, strahlten eine Entschlossenheit aus, die Angua
    schon einmal gesehen hatte, al erdings nicht bei Hunden.
    Gaspode zitterte immer heftiger. Angua näherte sich dem Pudel, der
    ein glitzerndes Halsband trug – der Glanz verlor sich fast in seinem
    schmutzverkrusteten Fell.
    »Ist der Große Fido eine Art Wolf oder so?« fragte sie.
    »Im Grunde ihres Wesens sind alle Hunde Wölfe«, antwortete der Pu-
    del. »Aber die Manipulationen der Menschen haben viele von uns auf

    grausame und zynische Weise von unserer wahren Bestimmung ge-
    trennt.«
    Es klang wie ein Zitat. »Hat das der Große Fido gesagt?« spekulierte
    Angua.
    Der Pudel drehte den Kopf, und zum erstenmal sah sie seine Augen.
    In ihnen brannte das rote Feuer der Höl e. Ein Geschöpf mit solchen
    Augen konnte jedes andere Geschöpf töten, denn Wahnsinn – wahrer
    Wahnsinn – ist imstande, eine Faust durch dickes Holz zu rammen.
    »Ja«, erwiderte der Große Fido.

    Einst war er ein normaler Hund gewesen. Er hatte gebel t, sich auf den
    Rücken gerol t und fortgeworfene Gegenstände zurückgeholt. Er erin-
    nerte sich ans Gassigehen, jeden Abend um die gleiche Zeit.
    Als es geschah, kam es nicht wie ein Lichtblitz oder dergleichen. Er lag in seinem Körbchen, wie sonst auch, und dachte an seinen Namen, der
    außen am Korb stand. Er dachte an die Decke, in die »Fido« eingestickt
    war, und an den Freßnapf mit der Aufschrift »Fido«. Er grübelte auch
    über das Halsband nach, das ebenfal s den Namen »Fido« trug. Irgend-
    wann machte es tief in ihm Klick, woraufhin er die Decke fraß, sein Herrchen anfiel und anschließend durchs Küchenfenster floh. Draußen
    stand ein Labradorhund, mindestens viermal so groß wie Fido, und lach-
    te über das Halsband. Dreißig Sekunden später machte er sich winselnd
    auf und davon.
    So begann al es.
    Die Hundehierarchie war eine einfache Angelegenheit. Fido brauchte
    nur zu fragen, meistens mit relativ undeutlicher Stimme, weil er das Bein eines Rivalen zwischen den Zähnen hatte. Schon nach kurzer Zeit fand
    er den Anführer der größten Meute von wilden Hunden in der Stadt. Die
    Leute – beziehungsweise Hunde – sprachen noch immer über den
    Kampf zwischen Fido und dem Bellenden Irren Arthur, einem Rottwei-
    ler, der nur ein Auge und permanente schlechte Laune hatte. Die meisten
    Tiere kämpfen nicht um Leben und Tod, sondern nur um Sieg und Nie-
    derlage. Und Fido

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