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Helle Barden

Helle Barden

Titel: Helle Barden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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antworten… welche Farbe! Wir hierbei benutzen Zahlen. Und ich kenne jede Menge Zahlen!«
    »Ich nie nichts getan.«
    »Du da, Kohlenfresse, du bald klüger werden. Du den Knüppel eines
    Feldmarschalls im Rucksack hast!«
    »Ich auch nie nichts genommen.«
    »Du dich sofort hinlegen und machen zwei-und-dreißig Liegestützen!
    Nein! Du machen vier-und-sechzig!«

    Feldwebel Colon rieb sich den Nasenrücken. Wir leben noch, dachte
    er. Ein Troll hat einen Zwerg vor vielen anderen Zwergen beleidigt.
    Kohlenfresse, ich meine Kohlenfresse … im Vergleich zu ihm ist Detritus ein lieber netter Kerl. Und jetzt ist Kohlenfresse nicht nur frei, sondern auch ein Mitglied der Wache. Karotte hat Mayonnaise Schrul e seines
    Amtes enthoben und versprochen, bis morgen den Mörder zu finden.
    Und es ist bereits Abend. Und trotz al em leben wir noch.
    Korporal Karotte muß verrückt sein.
    Hör sich einer die Hunde an. Die Hitze – al e sind gereizt und nervös.

    Angua vernahm das Heulen der Hunde und dachte an Wölfe.
    Einige Male war sie mit einem Rudel unterwegs gewesen und wußte
    deshalb über Wölfe Bescheid. Diese Hunde waren keine Wölfe. Wölfe liebten den Frieden und das Unkomplizierte. Als Angua jetzt darüber
    nachdachte… Der Anführer hatte ähnliche Wesenszüge gehabt wie Ka-
    rotte. Der junge Korporal paßte in die Stadt wie das Rudeloberhaupt in
    den Wald.
    Hunde waren intelligenter als Wölfe. Wölfe brauchten keine Intelligenz.
    Ihnen standen andere Dinge zur Verfügung. Aber Hunde hatten Intelli-
    genz von den Menschen erhalten. Ob es ihnen gefiel oder nicht. Darüber
    hinaus waren sie gemeiner und hinterhältiger als Wölfe. Auch diese Ei-
    genschaft stammte von den Menschen.
    Fido hingegen verwandelte den Haufen Streuner in etwas, das Unwis-
    sende für ein Wolfsrudel hielten: in eine pelzbesetzte Tötungsmaschine.
    Angua sah sich um.
    Große Hunde, kleine Hunde, dicke Hunde, dürre Hunde. Sie al e
    lauschten mit glänzenden Augen, während der Pudel sprach.
    Über Schicksal.
    Über Disziplin.
    Über die natürliche Überlegenheit der Spezies Hund.
    Über Wölfe. Doch die Vorstellungen, die sich der Große Fido von
    Wölfen machte, unterschieden sich von der Angua bekannten Realität.
    Die Wölfe in den Träumen des Großen Fido waren größer, wilder und

    klüger. Er beschrieb sie als Könige des Waldes, als Schrecken der Nacht.
    Ihre Namen lauteten Schnellbeiß und Silberrücken. Sie stellten etwas dar, das sich jeder Hund wünschte.
    Der Große Fido hatte Angua akzeptiert. Sie sah einem Wolf sehr ähn-
    lich, wie er meinte.
    Wie gebannt hörten die versammelten Hunde einem kleinen weißen
    Pudel zu, der nervös furzte, während er seine Rede fortsetzte, und be-
    hauptete, Hunde seien nach ihrer Natur eigentlich größer. Angua hätte
    am liebsten laut gelacht; sie blieb nur deshalb stumm, weil sie wußte, daß sie kaum mit dem Leben davongekommen wäre.
    Sie beobachtete, was mit einer kleinen, rattenartigen Promenadenmi-
    schung geschah, die von einigen Terriern zur Mitte des freien Bereichs
    gezerrt wurde. Ihr wurde vorgeworfen, einen weggeworfenen Stock ge-
    holt zu haben. Die Strafe… Nicht einmal Wölfe taten sich so etwas an.
    Bei Wölfen gab es keine Verhaltensregeln. Das war auch gar nicht nötig.
    Wölfe brauchten keine Vorschriften, die richtiges Wolfsein betrafen.
    Nach der Exekution kehrte Angua zu Gaspode zurück, der in einer
    Ecke hockte und versuchte, möglichst unauffällig zu sein.
    »Verfolgen sie uns, wenn wir jetzt verschwinden?« fragte sie.
    »Das glaube ich nicht. Die Versammlung ist vorbei.«
    »Gut. Dann komm.«
    Sie schlenderten in eine Gasse – und liefen los, als sie sicher sein konnten, daß niemand auf sie achtete.
    »Meine Güte«, sagte Angua, als mehrere Straßen zwischen ihnen und
    der Meute lagen. »Er ist wahnsinnig, nicht wahr?«
    »Nein«, widersprach Gaspode. »Wahnsinn bedeutet Schaum vorm
    Mund. Der Große Fido ist vol kommen ausgerastet. Und das bedeutet
    Schaum im Gehirn.«
    »All der Unsinn über Wölfe…«
    »Ich nehme an, jeder Hund hat das Recht, ein wenig zu träumen«, er-
    widerte Gaspode.
    »Aber Wölfe sind ganz anders! Sie haben keine Namen!«
    »Jeder hat einen Namen .«

    »Wölfe nicht. Warum auch? Sie wissen, wer sie sind, und sie wissen
    auch, aus wem der Rest des Rudels besteht. Sie erkennen sich mit… den
    Sinnen. Geruch, Gefühl, Gehör. Wölfe haben nicht einmal ein Wort für
    Wölfe! Bei ihnen ist das ganz anders. Namen sind eine

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