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Helle Barden

Helle Barden

Titel: Helle Barden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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gesungen wurde. Der Text lautete:
    ›U-und als ich über den Unteren Breiten Weg ging,
    Kam der Rekrutierungstrupp dahergestapft, packte die Leute am Kragen und
    drohte damit, ihnen die Goohuloog-Köpfe einzuschlagen, wenn sie sich
    nicht freiwillig für die Wache meldeten.
    Deshalb beschloß ich, den Weg durch die Pfirsichblütenstraße fortzusetzen, und dabei sang ich Tu-rah-li und so weiter.‹
    Das Lied war nie besonders beliebt.

    Er konnte sich nicht mehr daran erinnern, wann die Nachtwache zuletzt zwanzig Mann stark gewesen war.
    Es erwies sich als gute Idee. So blieb die Situation immerhin unter
    Kontrolle. Aber am nächsten Morgen würde der Patrizier davon erfah-
    ren, und bestimmt versäumte er es nicht, den ranghöchsten Offizier zu
    sich zu bestellen.
    Feldwebel Colon wußte nicht genau, wer derzeit der ranghöchste Offi-
    zier war. Irgend etwas teilte ihm mit, daß es Hauptmann Mumm sein
    sol te, oder aber – aus welchen Gründen auch immer – Korporal Karot-
    te. Doch der Hauptmann glänzte durch Abwesenheit, und der Korporal
    blieb ein Korporal. Dieser Umstand erklärte Feldwebel Colons wachsen-
    des Unbehagen. Wenn der Patrizier am kommenden Morgen nach dem
    ranghöchsten Offizier schickte, so befürchtete Fred Colon, das er sich ironische Fragen in der Art von »Ach, und wer sol den Sold der neuen
    Rekruten bezahlen?« anhören mußte.
    Ein anderes Problem kam hinzu: Ihnen gingen allmählich die Ränge
    aus. Es gab nur vier Ränge unter dem des Feldwebels. Nobby wol te
    nicht, daß noch jemand zum Korporal befördert wurde, und deshalb gab
    es an manchen Stel en erhebliches Gedrängel auf der Karriereleiter. Au-
    ßerdem hatten es sich einige Wächter in den Kopf gesetzt, daß man be-
    fördert wurde, wenn man weitere Wächter rekrutierte. Detritus war dabei
    so erfolgreich, daß er sicher bald zum Oberobergeneralmajor aufstieg.
    Wie seltsam, daß Karotte noch immer nur…
    Colon blickte auf, als er das Klirren von Glas hörte. Ein goldbrauner
    Schemen raste durch ein weiter oben gelegenes Fenster, landete im
    Schatten und floh, bevor der Feldwebel erkennen konnte, was das gewe-
    sen war.
    Die Tür des Wachhauses schwang auf, und Karotte trat mit dem
    Schwert in der Hand nach draußen.
    »Wohin ist es gelaufen? Wohin?«
    »Keine Ahnung. Was war’s überhaupt?«
    Karotte zögerte.
    »Ich bin mir nicht sicher.«
    »Karotte?«

    »Feldwebel?«
    »Du solltest dir was anziehen, Junge.«
    Karotte starrte in die Dunkelheit.
    »Ich habe mich umgedreht, und ganz plötzlich sah ich…«
    Er blickte auf das Schwert hinab und schien es erst jetzt richtig zur
    Kenntnis zu nehmen.
    »Oh, verdammt!« stöhnte er.
    Rasch kehrte er in sein Zimmer zurück und griff dort nach seiner Ho-
    se. Als er sie anzog, durchfuhr ihn ein Gedanke, so klar wie klares Eis.
    Du bist doch wirklich ein Blödmann. Hast ganz automatisch das
    Schwert gezückt. Wie dumm von dir! Jetzt ist sie weggelaufen, und wahr-
    scheinlich siehst du sie nie wieder!
    Er drehte sich um. Ein kleiner grauer Hund stand in der Tür und beo-
    bachtete ihn aufmerksam.
    Nach einem solchen Schock verwandelt sie sich vielleicht nie zurück,
    fuhren die Gedanken fort. Was spielt es für eine Rol e, daß sie ein Wer-
    wolf ist? Bis vor kurzem hat es dich überhaupt nicht gestört, oder? Wenn
    du übrigens irgendwelche Kekse hast, kannst du sie dem kleinen grauen
    Hund in der Tür geben. Allerdings stehen die Chancen dafür, daß du
    derzeit Kekse bei dir hast, ziemlich schlecht, denn in nicht existierenden Taschen lassen sie sich wohl kaum verstauen. Wie dem auch sei: Du hast
    die Sache ganz schön vermasselt.
    … dachte Karotte.
    »Wuff, wuff«, sagte der Hund.
    Karotte runzelte die Stirn.
    »Die Worte stammen von dir, nicht wahr?« Er deutete mit dem
    Schwert auf die Promenadenmischung.
    »Von mir?« erwiderte Gaspode. »Hunde können nicht sprechen. Ich
    muß es wissen – ich bin einer.«
    »Sag mir sofort, wo sie hingelaufen ist! Sonst…«
    »Sonst was?« Gaspode seufzte. »Weißt du, was die erste Erinnerung in
    meinem Leben ist? Die allererste? Man hat mich in den Fluß geworfen.
    In einem Sack. Mit einem Backstein. Mich. Ich meine, ich habe richtig

    niedlich gewatschelt. Und ich hatte ein lustig umgeknicktes Ohr. Und ich bin flauschig gewesen. Der Sack landete im Ankh, besser gesagt, darauf.
    Ich konnte ans Ufer gehen. Aber so begann es, und später wurde es nicht besser. Ich meine, ich bin in dem Sack ans Ufer gegangen und habe den Backstein hinter

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