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Helle Barden

Helle Barden

Titel: Helle Barden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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sich Samuel Mumm unter einer besonders guten Mahl-
    zeit Fleisch ohne Sehnen und Knorpel vorgestel t. Die Haute cuisine waren für ihn aufgespießte Käsestücke, deren Stäbchen in einer Pampelmu-
    se steckten.
    Er ahnte, daß angehende Bräutigame am Hochzeitsmorgen nicht ihre
    mutmaßliche Braut sehen durften – dadurch sol ten sie vermutlich an der

    Flucht gehindert werden. Mumm bedauerte das. Er hätte gern mit je-
    mandem gesprochen. Wenn er mit jemandem sprechen konnte, ergab
    vielleicht alles einen Sinn.
    Er griff nach der Rasierklinge, starrte in den Spiegel und erblickte das
    Gesicht von Hauptmann Samuel Mumm.

    Colon salutierte und sah Karotte groß an.
    »Ist alles in Ordnung mit dir? Du scheinst recht müde zu sein.«
    Diverse Glocken in der Stadt wiesen mehr oder weniger synchron dar-
    auf hin, daß es zehn Uhr geworden war. Karotte wandte sich vom Fen-
    ster ab.
    »Ich bin unterwegs gewesen und habe gesucht«, erwiderte er.
    »Heute morgen haben wir schon drei neue Rekruten bekommen«, sagte
    Colon. Die betreffenden Personen hatten darum gebeten, sich »Herrn
    Karottes Truppe« anschließen zu dürfen – das beunruhigte den Feldwe-
    bel ein wenig.
    »Gut.«
    »Detritus kümmert sich um die Grundausbildung«, fuhr Colon fort.
    »Es klappt gut. Nachdem er die Leute eine Stunde lang angeschrien hat,
    befolgen sie alle meine Anweisungen.«
    »Ich möchte, daß möglichst viele Wächter auf den Dächern zwischen
    dem Palast und der Universität postiert werden«, sagte Karotte.
    »Dort treiben sich bereits Assassinen herum«, entgegnete Colon. »Und
    die Diebesgilde hat einige ihrer Mitglieder auf die Dächer geschickt.«
    »Es sind Diebe und Assassinen. Wir sind Wächter. Schick auch jeman-
    den zum Kunstturm…«
    »Herr?«
    »Ja, Feldwebel?«
    »Wir haben uns beraten, die Jungs und ich. Und… nun…«
    »Ja?«
    »Es würde uns al en viel Mühe ersparen, wenn wir die Zauberer bit-
    ten…«

    »Hauptmann Mumm hat den Einsatz von Magie immer abgelehnt.«
    »Aber…«
    »Nein. Keine Zauberei, Feldwebel.«
    »Ja, Herr.«
    »Ist mit der Ehrenwache alles klar?«
    »Ja, Herr. Brustharnische, Helme und der ganze Rest: al es blitzblank,
    Herr.«
    »Tatsächlich?«
    »Ja, Herr. Blitzblanke Brustharnische sind sehr wichtig. Weil der Feind
    darin sein Spiegelbild sieht und so sehr erschrickt, daß er flieht.«
    »Gut.«
    »Äh. Korporal Nobbs scheint verschwunden zu sein, Herr.«
    »Ist das ein Problem?«
    »Eigentlich nicht, Herr. Es bedeutet, daß die Ehrenwache etwas besser
    aussieht.«
    »Ich habe ihn mit einer Sonderaufgabe beauftragt.«
    »Obergefreite Angua ist ebenfal s nicht da.«
    »Feldwebel?«
    Colon versteifte sich unwillkürlich. Draußen verklang das Läuten der
    Glocken.
    »Wußtest du, daß sie ein Werwolf ist?«
    »Äh… Hauptmann Mumm deutete es an, Herr…«
    »Auf welche Weise?«
    Colon trat einen Schritt zurück.
    »Mit folgenden Worten, Herr: ›Sie ist ein verdammter Werwolf, Fred.
    Es gefällt mir genausowenig wie dir, aber Vetinari besteht darauf, daß
    auch ein Untoter zur Wache gehört. Tja, ein Werwolf ist immer noch
    besser als ein Vampir oder ein Zombie.‹ So lautete der diskrete Hinweis
    des Hauptmanns, Herr.«
    »Ich verstehe .«
    »Äh. Es tut mir leid, Herr.«

    »Nun, bringen wir den Tag hinter uns, Fred. Das wäre alles…«
    … Abing, abing, a-bing-bong…
    »Wir haben vergessen, dem Hauptmann die Uhr zu geben«, sagte Ka-
    rotte und zog sie aus der Tasche. »Vielleicht denkt er jetzt, wir scheren uns nicht um ihn. Vermutlich freute er sich darauf, eine Uhr zu bekommen. Immerhin ist das eine Tradition der Wache.«
    »Einige ereignisreiche Tage liegen hinter uns, Herr. Wir können dem
    Hauptmann die Uhr nach der Trauung geben.«
    Karotte schob sie in die Tasche zurück.
    »Ja, du hast recht. Und jetzt… an die Arbeit, Feldwebel.«

    Korporal Nobbs stapfte durch die Dunkelheit unter der Stadt. Inzwi-
    schen hatten sich seine Augen an die Düsternis gewöhnt. Er sehnte sich
    nach einer Zigarette, aber Karotte hatte ihm ausdrücklich verboten, an
    diesem Ort zu rauchen. Er sol te einen Sack nehmen, der Spur folgen
    und die Leiche holen. Ohne ihr eventuel e Wertgegenstände wie
    Schmuck abzunehmen.

    Der Große Saal der Unsichtbaren Universität füllte sich allmählich.
    Mumm hatte darauf bestanden, diesbezüglich lehnte er jeden Kom-
    promiß ab. Er war kein Atheist in dem Sinn – Atheismus konnte recht
    gefährlich sein auf einer Welt, die mehrere tausend Götter kannte.

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