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Helle Barden

Helle Barden

Titel: Helle Barden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Sie
    hielten es für unehrenhaft, jemanden zu töten, ohne dafür bezahlt zu
    werden.
    »Das scheint eine Art… Museum zu sein«, sagte Mumm. »Denkwür-
    digkeiten der Gilde und so?«
    »Genau. Und so. Dies und das. Krimskrams. Du weißt schon: Dinge,
    die sich im Lauf der Zeit ansammeln.«
    »Oh«, entgegnete Mumm. »Nun, ich glaube, hier ist alles in bester
    Ordnung. Entschuldige bitte, daß ich deine Zeit in Anspruch genommen
    habe, Professor. Ich hoffe, du hattest deshalb keine Unannehmlichkei-
    ten.«
    »Natürlich nicht! Es war mir eine Freude, dich zu beruhigen.«
    Mit sanftem Nachdruck geleitete man die Wächter zum Tor.
    »An eurer Stelle würde ich das Glas wegräumen«, sagte Mumm und sah
    sich noch einmal auf dem Platz um. »An den vielen Scherben könnte

    sich jemand verletzen. Und ich möchte nicht, daß jemand von euch zu
    Schaden kommt.«
    »Wir schaffen hier sofort Ordnung, Hauptmann«, versprach Professor
    Kreuz.
    »Gut, gut. Herzlichen Dank.« Im Tor verharrte Mumm noch einmal
    und schlug sich mit der flachen Hand an die Stirn. »Oh, meine Güte, seit
    einiger Zeit ist mein Gedächtnis wie ein Sieb… Du hast von einem
    Diebstahl gesprochen. Was wurde gestohlen?«
    In der Miene des Gildenoberhaupts rührte sich kein Muskel.
    »Ich habe nichts als gestohlen gemeldet, Hauptmann.«
    Mumm starrte ihn einige Sekunden lang an.
    »Ach? Oh. Entschuldigung. Es liegt am Streß, nehme ich an. Zuviel
    Arbeit. Bis dann.«
    Dicht hinter ihm fiel die große Tür ins Schloß.
    »Also gut«, sagte Mumm.
    »Hauptmann, was…«, begann Karotte. Mumm hob die Hand.
    »Das wär’s dann wohl«, sagte er etwas lauter als nötig. »Es besteht kein
    Anlaß zur Sorge. Kehren wir zum Wachhaus zurück. Wo ist Obergefrei-
    te Wiehießsienoch?«
    »Hier, Hauptmann«, sagte Angua und kam aus einer nahen Gasse.
    »Hast dich versteckt, wie? Und was ist das ?«
    »Wuff-wuff, jaul-jaul.«
    »Ein kleiner Hund, Hauptmann.«
    »Meine Güte.«

    Das Läuten der großen, korrodierten Inhumierungsglocke hallte durch
    den Gebäudekomplex der Assassinengilde. In Schwarz gekleidete Gestal-
    ten erschienen aus allen Richtungen, und in ihrer Hast, den Hof zu errei-
    chen, stießen sie sich gegenseitig beiseite.
    Vor dem Büro von Professor Kreuz versammelte sich der Gildenrat.
    Der Stellvertreter des Oberhaupts, Herr Witwenmacher, klopfte zaghaft
    an die Tür.

    »Herein.«
    Die Räte kamen der Aufforderung nach.
    Kreuz’ Büro war der größte Raum im ganzen Gildenhaus. Besuchern
    erschien es immer falsch, daß es bei der Gilde so viele große und hel e
    Zimmer gab. Dadurch wirkte das ganze Anwesen wie ein vornehmer
    Club und nicht wie ein Ort, an dem tagtäglich der Tod geplant wurde.
    Fröhliche Jagdbilder hingen an den Wänden, doch wenn man genau
    hinsah, erkannte man, daß nicht etwa Füchse oder Hirsche die Beute
    waren. Kupferstiche, Radierungen und einige neumodische ikonographi-
    sche Bilder präsentierten die Gilde: lange Reihen von lächelnden Gesich-
    tern über schwarzen Kutten. Die jüngsten Assassinen saßen vorn im
    Schneidersitz, und einer von ihnen schnitt eine Grimasse*.
    Vor der einen Wand erstreckte sich ein langer Mahagonitisch, an dem
    sich die Ältesten der Gilde einmal pro Woche versammelten. Die andere
    Seite des Raums enthielt Kreuz’ private Bibliothek und eine kleine
    Werkbank. Darüber hing ein Arzneischrank mit Hunderten von kleinen
    Schubladen. Die Schilder darauf waren im Assassinencode beschriftet,
    aber Fremde wären ohnehin nicht auf den Gedanken gekommen, hier
    nach einem Mittel gegen Kopfschmerzen zu suchen.
    Vier Säulen aus schwarzem Granit stützten die Decke. Hineingemeißelt
    waren die Namen berühmter Assassinen aus vergangenen Epochen.
    Kreuz’ Schreibtisch stand so, daß die Säulen genau an den vier Ecken
    aufragten. Dort wartete das Gildenoberhaupt und sah den Neuankömm-
    lingen entgegen.
    »Ich möchte, daß ein Anwesenheitsappell durchgeführt wird«, sagte er
    scharf. »Hat jemand das Gelände verlassen?«
    »Nein, Herr.«
    »Wie kannst du da so sicher sein?«
    »Die Wächter auf den Dächern in der Filigranstraße haben niemanden
    gesehen, der die Gilde betrat oder verließ.«
    »Wer beobachtet die Wächter?«
    »Sie beobachten sich gegenseitig, Herr.«

    * So einer fehlt nie.

    »Na schön. Hört gut zu. Ich möchte, daß al es in Ordnung gebracht
    wird. Falls jemand aus irgendwelchen Gründen das Gelände verlassen
    muß, wird er begleitet, klar? Niemand geht al ein irgendwohin.

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