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Helle Barden

Helle Barden

Titel: Helle Barden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Automatik
    umschaltete.
    Selbst jetzt noch fiel es ihm schwer, darüber nachzudenken. Wenn er
    es versuchte, drifteten seine Gedanken fort. Sie glitten in eine bestimmte Richtung, wie immer, wenn die Welt zuviel für ihn wurde.
    Mumm zog die Schublade des Schreibtischs auf und starrte auf eine
    glänzende Flasche Jimkin Bärdrückers Sehr Guten Whisky. Er wußte gar
    nicht mehr, wie sie in die Schublade gelangt war. Irgendwie hatte er es
    nie geschafft, sie verschwinden zu lassen.
    Wenn du damit wieder anfängst, schaffst du es nicht bis zur Pensionie-
    rung, warnte er sich selbst. Bleib bei den Zigarren.
    Er schloß die Schublade, lehnte sich zurück und holte eine halb ge-
    rauchte Zigarette hervor.
    Vielleicht konnte es sich die Wache gar nicht leisten, ihn zu verlieren.
    Politik. Ha! Wächter wie Keppel würden sich im Grab umdrehen, wenn
    sie von den neuen Rekruten erfuhren…
    Und die Welt explodierte.
    Das Fenster zerbarst. Glassplitter bohrten sich auf der anderen Seite
    des Zimmers in die Wand; eine Scherbe schnitt in Mumms Ohr.
    Er warf sich zu Boden und rol te unter den Schreibtisch.

    Jetzt war das Maß voll! Die verdammten Alchimisten hatten ihr Gil-
    denhaus zum letztenmal in die Luft gejagt, wenn es nach Mumm ging.
    Doch als er über den Fenstersims blickte, sah er auf der anderen Seite
    des Flusses eine Rauchwolke über dem Gebäude der Assassinengilde…

    Die übrigen Wächter eilten über die Filigranstraße, als Mumm den Ein-
    gang des Gildenhauses erreichte. Zwei in Schwarz gekleidete Assassinen
    versperrten ihm den Weg. Sie blieben höflich, gaben jedoch zu erkennen,
    daß Unhöflichkeit zu den Optionen für die nahe Zukunft gehörte. Hin-
    ter dem Tor erklangen die typischen Geräusche hastiger Schritte.
    »Seht ihr diese Dienstmarke?« fragte Mumm. »Seht ihr sie?«
    »Und wenn schon«, erwiderte ein Assassine. »Dies ist Gildengelände.«
    »Im Namen des Gesetzes – laßt uns eintreten!« donnerte Mumm.
    Der Assassine lächelte nervös. »Das Gesetz sagt, daß hier bei uns allein
    die Regeln der Gilde gelten.«
    Mumm bedachte ihn mit einem finsteren Blick. Unglücklicherweise
    hatte er recht. Die Gesetze von Ankh-Morpork reichten – wenn über-
    haupt – bis zu den Eingangstüren der Gildenhäuser, weiter nicht. Die
    Gilden hatten ihre eigenen Vorschriften. Die Gilden…
    Der Hauptmann unterbrach seine Überlegungen.
    Hinter ihm bückte sich Obergefreite Angua und griff nach einem Glas-
    splitter.
    Dann scharrte sie mit dem Fuß in dem Durcheinander auf dem Boden.
    Kurze Zeit später begegnete sie dem Blick einer kleinen, unscheinbaren
    Promenadenmischung, die unter einem Karren hockte und sie aufmerk-
    sam beobachtete. Der Hund sah aus wie akuter Mundgeruch mit feuch-
    ter Nase.
    »Wuff, wuff«, sagte der Köter gelangweilt. »Wuff, wuff, wuff. Knurr,
    knurr.«
    Er lief in eine Gasse. Angua sah sich kurz um, bevor sie ihm folgte.
    Die anderen Wächter standen bei Mumm, der sehr still geworden war.
    »Hol das Oberhaupt der Assassinen«, sagte er. »Und zwar sofort .«
    Der junge Assassine versuchte, spöttisch zu lächeln.

    »Ha!« erwiderte er. » Mich beeindruckt deine Uniform überhaupt nicht.«
    Mumm senkte den Kopf, betrachtete seinen verbeulten Brustharnisch
    und das recht abgenutzte Kettenhemd.
    »Ja«, brummte er. »Dies ist keine sehr beeindruckende Uniform. Tut
    mir leid. Vortreten, Korporal Karotte und Obergefreiter Detritus.«
    Der Assassine merkte, wie es plötzlich finster wurde. Irgend etwas
    blockierte das Sonnenlicht.
    »Nun«, erklang Hauptmann Mumms Stimme hinter der Eklipse, »ich
    schätze, dies sind beeindruckende Uniformen, nicht wahr?«
    Der Assassine nickte langsam. Die Situation bekam einen ganz neuen
    Aspekt. Für gewöhnlich hielten sich jenseits der Gildenmauern nie
    Wächter auf. Warum auch? Und normale Wächter waren ohnehin kein Problem. In seiner perfekt geschneiderten, schwarzen Kleidung steckten
    mindestens achtzehn Vorrichtungen, die das Töten von Personen er-
    leichterten, doch jetzt wurde ihm klar: Obergefreiter Detritus verfügte
    am Ende seiner Arme über zwei Dinge, die dem gleichen Zweck dienten.
    Er mußte sie nicht extra hervorholen.
    »Ich… äh… gehe jetzt und hole das Gildenoberhaupt, in Ordnung?«
    fragte er.
    Karotte beugte sich vor.
    »Das ist sehr freundlich von dir«, erwiderte er ernst.

    Angua beobachtete den Hund. Und der Hund beobachtete Angua.
    Sie ging in die Hocke, als sich das Tier hingebungsvol am Ohr kratzte.
    Mit einem

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