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Helle Barden

Helle Barden

Titel: Helle Barden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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raschen Blick vergewisserte sie sich, daß niemand in der
    Nähe weilte. Dann bel te sie eine Frage.
    »Spar dir die Mühe«, sagte der Hund.
    »Du kannst sprechen ?«
    »Ach, das erfordert nicht viel Intelligenz«, lautete die Antwort. »Und
    man muß auch nicht besonders gescheit sein, um zu erkennen, was du
    bist.«
    Panik huschte über Anguas Gesicht.

    »Woran zeigt es sich?«
    »Am Geruch, Teuerste. Hast du denn nichts gelernt? Ich habe dich schon aus einer Entfernung von anderthalb Kilometern gerochen und
    dachte mir: Oh-ho, jetzt ist eine von ihnen in der Wache.«
    Angua hob den Zeigefinger.
    »Wenn du es jemandem verrätst…«
    Der Hund wirkte noch etwas kummervoller als vorher.
    »Niemand würde mir zuhören«, sagte er.
    »Warum?«
    »Weil al e davon überzeugt sind, daß Hunde nicht sprechen können. O
    ja, die Leute hören mich, aber in den meisten Fäl en glauben sie, daß es ihre eigenen Gedanken sind.« Der kleine Hund seufzte. »Glaub mir, ich
    weiß, wovon ich rede. Ich habe Bücher gelesen. Besser gesagt: gekaut.«
    Wieder kratzte er sich am Ohr. »Mir scheint, wir könnten uns gegensei-
    tig helfen…«
    »Wie denn?«
    »Nun, was hältst du davon, wenn du mir ein Steak besorgst? Minde-
    stens ein Pfund schwer und schön zart. Steaks haben eine sehr positive
    Wirkung auf mein Gedächtnis. Sie sorgen dafür, daß ich mich an alles
    erinnere.«
    Angua runzelte die Stirn.
    »Das Wort ›Erpressung‹ mögen die Leute nicht«, sagte sie.
    »Es gibt noch andere Wörter, die sie nicht mögen«, erwiderte der
    Hund. »Nimm mich zum Beispiel. Ich leide an chronischer Intelligenz.
    Was kann ein Hund damit anfangen? Habe ich vielleicht darum gebeten?
    Nein. Ich habe nur ein gemütliches Plätzchen für die Nacht gesucht,
    zufälligerweise in der Nähe der Unsichtbaren Universität, besser gesagt:
    unweit des Forschungstraktes für hochenergetische Magie. Niemand
    wies mich darauf hin, daß dort die Thaumaturgie leckt. Tja, als ich am
    nächsten Morgen die Augen öffnete, zischte und sprudelte es wie Sekt in
    meinem Kopf, und ich überraschte mich beim Denken. Oh, hal o, dach-
    te ich, da seid ihr wieder, abstrakte Vorstellungen und intellektuelle Entwicklung… Was kann ich schon damit anfangen, hm? Als es zum letz-

    tenmal geschah, lief es darauf hinaus, daß ich die ganze Welt vor irgend-
    welchen schrecklichen Dingsbumsdingern aus den Kerkerdimensionen
    retten mußte, und hat mir viel eicht jemand dafür gedankt? ›Liebes
    Hündchen, möchtest du einen Knochen?‹ Har, har.« Das Tier hob eine
    abgewetzte Pfote. »Ich heiße Gaspode. Praktisch jede Woche passiert
    mir so was. Abgesehen davon bin ich ein ganz normaler Hund.«
    Angua gab auf, griff nach der von Motten zerfressenen Pfote und
    schüttelte sie behutsam.
    »Mein Name ist Angua. Und du weißt, was ich bin.«
    »Hab’s schon vergessen«, sagte Gaspode.

    Hauptmann Mumm betrachtete die Trümmer auf dem Hof. Sie lagen
    vor einem großen Loch in einer der Erdgeschoßkammern. Al e Fenster
    waren geborsten, und zahllose Glassplitter lagen auf dem Boden. Glas
    von einem Spiegel. Assassinen standen zwar in dem Ruf, sehr eitel zu
    sein, aber normalerweise befanden sich Spiegel in einem Zimmer. Diese
    Fragmente sol ten eigentlich in einem Raum liegen, nicht hier draußen.
    Mumm sah, wie sich Obergefreiter Knuddel bückte und nach einigen
    Rol en griff, die mit einem halb verbrannten Seil verschnürt waren.
    Ein Stück Pappe lag in dem Durcheinander.
    Die Haare auf Mumms Handrücken prickelten.
    Er nahm einen charakteristischen Geruch wahr.
    Er war bereit zuzugeben, daß er kein besonders guter Polizist war –
    aber wahrscheinlich wäre ihm das erspart geblieben, da andere Leute
    darauf hingewiesen hätten. Zu seinen Charaktereigenschaften gehörte
    eine sture Entschlossenheit, die gewisse wichtige Personen als unange-
    nehm empfanden. Und was gewisse wichtige Personen als unangenehm
    empfanden, konnte unmöglich Teil der Eigenschaften eines guten Polizi-
    sten sein. Wie dem auch sei: Mumm hatte Instinkte entwickelt. Ohne
    gute Instinkte konnte man auf den Straßen von Ankh-Morpork nicht
    überleben. Der Dschungel verändert sich auf subtile Weise, wenn ein
    Jäger eindringt, und eine solche Veränderung spürte Mumm nun in der
    Stadt.

    Etwas geschah, etwas Falsches, aber er wußte nicht genau, wo er danach suchen sol te. Er bückte sich, um das Stück Pappe aufzuheben…
    »Was geht hier vor?«
    Mumm neigte den Oberkörper wieder nach oben, drehte

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