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Helle Barden

Helle Barden

Titel: Helle Barden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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diesmal der be-
    kannte »Idiotenmarsch«. Das Ende einer Posaune sauste an den Hinter-
    kopf eines Clowns. Der Betreffende drehte sich um und holte aus, doch
    der erste Clown duckte sich rechtzeitig. Die Gestalt hinter ihm erhielt
    eine saftige Ohrfeige und fiel in die große Trommel.
    Colon und Nobby wechselten einen Blick und schüttelten den Kopf.
    Boffo holte ein großes, rot-weiß gemustertes Taschentuch hervor und
    putzte sich die Nase, wobei er es angeblich sehr lustig tuten ließ.
    »Das klassische Ritual«, meinte er. »Beano hätte es sich auf diese Weise
    gewünscht.«
    »Hast du eine Ahnung, wie es geschehen ist?« fragte Colon.
    »O ja. Bruder Grineldi hat die Urne mit dem alten Fußtrick…«
    »Ich meine, wie kam Beano ums Leben?«
    »Ähm«, sagte Boffo. »Wir glauben, es war ein Unfall.«
    »Ein Unfall«, wiederholte Colon monoton.

    »Das stimmt. Davon geht Herr Weißgesicht aus.« Boffo sah kurz nach
    oben, und die beiden Wächter folgten seinem Blick. Die Dächer der As-
    sassinengilde reichten an die der Narrengilde. Solche Nachbarn verärger-
    te man nicht, solange als Waffen nur Sahnetorten mit Zuckerguß zur
    Verfügung standen.
    »Ja, davon geht Herr Weißgesicht aus«, sagte Boffo noch einmal und
    starrte auf seine großen Schuhe hinab.
    Feldwebel Colon bevorzugte ein friedliches Leben, und die Stadt konn-
    te durchaus auf den einen oder anderen Clown verzichten. Seiner An-
    sicht nach wurde Ankh-Morpork zu einem wesentlich besseren Ort,
    wenn die ganze Sippschaft von heute auf morgen verschwand. Und
    doch… und doch… Er wußte gar nicht, was seit einiger Zeit mit der
    Wache geschah. Vermutlich lag’s an Karotte. Selbst der alte Mumm hatte
    sich an ihm angesteckt. Wir kümmern uns um alles, dachte Colon be-
    trübt. Wir lassen überhaupt nichts mehr ruhen…
    »Viel eicht hat er einen Knüppel gereinigt, und dabei ging das Ding auf
    einmal los«, sagte Nobby. Er hatte sich ebenfal s infiziert.
    »Niemand hatte etwas davon, Beano umzubringen«, erwiderte der
    Clown leise. »Er war immer freundlich und hatte keine Feinde.«
    »Fast keine«, korrigierte Colon.
    Die Bestattungszeremonie ging zu Ende. Die Narren, Witzbolde und
    Spaßvögel kehrten ins Gebäude zurück. In den Zugängen kam es zu
    erheblichem Gedränge. Es tutete immer wieder, und dauernd stolperten
    die Trottel. Der Anblick hätte einen glücklichen Mann an einem schönen
    Morgen im Frühling dazu bringen können, sich die Pulsadern aufzu-
    schneiden.
    »Ich weiß nur eins.« Boffo sprach jetzt noch leiser. »Als ich ihm gestern begegnete, sah er… seltsam aus. Ich rief seinen Namen, als er durchs
    Tor ging, und…«
    »Was soll das heißen, seltsam?« fragte Colon. Ich ermittle, dachte er in
    einem Anflug von Stolz. Die Leute helfen mir bei den Nachforschungen.
    Erstaunlich.
    »Ich weiß nicht recht. Er wirkte irgendwie komisch. Nicht ganz wie er
    selbst…«

    »Und das war gestern?«
    »Ja. Morgens. Ich bin mir deshalb so sicher, weil die Torwache…«
    » Gestern morgen?«
    »Das habe ich gesagt. Nun, wir waren al e ein wenig nervös nach dem
    Knall…«
    »Bruder Boffo!«
    »O nein…«, stöhnte der Clown.
    Eine Gestalt schritt ihnen entgegen. Eine schreckliche Gestalt.
    Es gab keine lustigen Clowns – sie sollten überhaupt nicht lustig sein.
    Die Leute lachten über Clowns, aber nur aus Nervosität. Wenn man
    Clowns beobachtet hatte, erschien einem anschließend al es besser. Ge-
    nau darum ging’s: Es war angenehm zu wissen, daß jemand noch ärmer
    dran war als man selbst. Es muß jemanden geben, dem es von al en am
    schlechtesten geht.
    Aber selbst Clowns haben vor etwas Angst: vor dem Clown mit dem
    weißen Gesicht. Er wird nie von irgendwelchen Sahnetorten getroffen.
    Er trägt glänzend weiße Kleidung, und seine kalkweiße Miene bleibt im-
    mer völlig unbewegt. Er hat einen spitzen Hut, dünne Lippen und noch
    dünnere Brauen.
    Herr Weißgesicht.
    »Wer sind diese Herren?« fragte er.
    »Äh…«, begann Boffo.
    »Wir sind von der Nachtwache«, stellte sich Colon vor und salutierte.
    »Und warum seid ihr hier?«
    »Wir ermitteln wegen des fatalen Todes des Clowns Beano«, sagte Co-
    lon.
    »Ich glaube, dafür ist die Gilde zuständig, Feldwebel. Findest du nicht
    auch?«
    »Nun, man fand ihn im…«
    »Ich bin sicher, daß wir die Wache nicht damit belästigen müssen«,
    meinte Herr Weißgesicht.

    Colon zögerte. Er hätte sogar eine Begegnung mit Professor Kreuz
    vorgezogen. Von den Assassinen erwartete

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