Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Helle Barden

Helle Barden

Titel: Helle Barden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
Vom Netzwerk:
Fred. In dieser Woche üben wir ›Süßen Flieder Sammeln‹. Dabei
    gibt’s einen sehr schwierigen, doppelten Kreuzschritt.«
    »Du bist ein vielseitiges Talent, Nobby.«
    »Ja«, bestätigte Nobby. »Und ich habe Phantasie. Mir fal en immer
    neue Möglichkeiten ein, Ringe von widerspenstigen Fingern zu lösen.«
    »Ich meine, du bist eine bemerkenswerte Dichotomie.«
    Nobby trat nach einem verwahrlosten Hund.
    »Hast du wieder Bücher gelesen, Fred?«
    »Ich muß meinen Geist auf Vordermann bringen, Nobby. Wegen der
    neuen Rekruten. Karottes Nase steckt dauernd in irgendwelchen Bü-
    chern, sobald sie Zeit dazu findet. Angua kennt Wörter, die ich im Lexi-
    kon nachschlagen muß. Und selbst der Winzling weiß mehr als ich. Das
    geht mir echt auf die Nerven. Leider muß ich zugeben, daß ich wirklich
    ein wenig unterbelichtet bin.«
    »Du bist intelligenter als Detritus«, meinte Nobby.
    »Das habe ich mir auch schon gesagt. Immer wieder erinnere ich mich
    daran: ›Fred, was auch passiert, du bist gescheiter als Detritus.‹ Doch
    dann füge ich hinzu: ›Fred, das gilt auch für Hefe .‹«

    Er wandte sich vom Fenster ab.
    Die verdammte Wache!
    Der verfluchte Mumm! Genau der falsche Mann am falschen Ort. War-um lernten die Leute nicht aus der Geschichte! Der Verrat war praktisch
    in Mumms Genen verankert! Wie konnte eine Stadt richtig funktionie-
    ren, solange ein derartiger Mann herumschnüffelte? Er mißbrauchte sein
    Amt. Die Aufgabe der Wächter war es, Anweisungen zu befolgen – und
    dafür zu sorgen, daß auch die Bürger gehorchten.
    Jemand wie Mumm konnte die Dinge aus dem Gleichgewicht bringen.
    Nicht etwa, weil er über zuviel Intelligenz verfügte. Es gab keinen intelligenten Wächter. Intelligenz und Mitgliedschaft in der Wache schlossen
    sich gegenseitig aus. Aber der Zufal konnte Probleme verursachen.

    Das Gfähr lag auf dem Tisch.
    »Was soll ich mit Mumm machen?«
    Töte ihn.

    Angua erwachte. Es war fast Mittag, und sie lag in ihrem Bett in Frau
    Kuchens Pension. Jemand klopfte an die Tür.
    »Mhm?« fragte sie.
    »Isch weiß nicht«, erklang eine Stimme in Höhe des Schlüssellochs.
    »Soll ich ihn fortschicken?«
    Angua überlegte rasch. Die anderen Mieter hatten sie darauf hingewie-
    sen. Sie wartete auf einen Hinweis.
    »Oh, danke, Teuerste«, fügte die Stimme hinzu. »Isch hab’s vergessen.«
    Gespräche mit Frau Kuchen erforderten ein besonders hohes Maß an
    Aufmerksamkeit. Ihr Bewußtsein war nur nominell mit dem Gegenwär-
    tigen verbunden.
    Anders ausgedrückt: Frau Evadne Kuchen war ein Medium.
    »Du hast wieder die Vorahnung eingeschaltet, Frau Kuchen«, sagte
    Angua. Sie schwang die Beine aus dem Bett und griff nach ihren Klei-
    dungsstücken auf dem Stuhl.
    »Wie bitte?« fragte Frau Kuchen von der anderen Seite der Tür.
    »Du hast gerade gesagt: ›Ich weiß nicht. Sol ich ihn fortschicken?‹,
    Frau Kuchen«, sagte Angua. Kleidung war eins der Probleme. Ein männ-
    licher Werwolf brauchte nur eine kurze Hose und konnte dann behaup-
    ten, er hätte gerade sein Lauftraining absolviert.
    »Na schön.« Frau Kuchen hüstelte. »Unten wartet ein junger Mann. Er
    möchte dich sprechen«, erklärte sie.
    »Wer ist es?« erkundigte sich Angua.
    Einige Sekunden lang war es still.
    »Ja, isch glaube, jetzt haben wir al es«, erwiderte Frau Kuchen. »Ent-
    schuldige bitte. Isch bekomme schreckliche Kopfschmerzen, wenn je-

    mand die Konversationslücken nicht richtig fül t. Bist du schon mensch-
    lich, Teuerste?«*
    »Du kannst hereinkommen, Frau Kuchen.«
    Das Zimmer bot nicht viel, von braunen Farbtönen abgesehen: brau-
    ner Wachstuchboden, braune Wände, über dem braunen Bett das Bild
    eines braunen Hirschs, der in einer braunen Moorlandschaft von brau-
    nen Hunden gejagt wurde, vor dem Hintergrund eines ungeachtet me-
    teorologischer Fakten braunen Himmels. Hinzu kam ein brauner Klei-
    derschrank. Wenn man sich einen Weg durch die vielen mysteriösen
    Mäntel** darin bahnte, gelangte man viel eicht in ein magisches Reich mit sprechenden Tieren und Kobolden und dergleichen. Aber vermutlich
    war es die Mühe nicht wert.
    Frau Kuchen trat ein. Sie war klein und dick, glich ihren Mangel an
    Größe jedoch durch einen gewaltigen schwarzen Hut aus. Er lief nicht
    etwa spitz zu wie bei Hexen, sondern trug mehrere ausgestopfte Vögel,
    Wachsobst und andere dekorative Objekte, die al e schwarz waren. An-
    gua mochte die Vermieterin. Die Zimmer waren sauber*** und kosteten
    nicht viel

Weitere Kostenlose Bücher