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Helle Barden

Helle Barden

Titel: Helle Barden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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durch die Stadt.
    »Hauptmann?«
    Mumm blinzelte.
    »Herr?«
    »Du hast keine Ahnung von dem empfindlichen Gleichgewicht der
    Dinge in Ankh-Morpork. Die Sache mit den Assassinen und dem Zwerg
    und dem Clown… Du hörst sofort auf zu ermitteln.«
    »Nein, Herr. Unmöglich.«
    »Gib mir deine Dienstmarke.«
    Eigentlich hatte Mumm nie richtig darüber nachgedacht. Die Marke
    war ein Teil von ihm geworden, etwas, das man einfach hatte und dem
    man kaum Beachtung schenkte.

    »Meine Dienstmarke?«
    »Und dein Schwert.«
    Langsam löste Mumm den Schwertgürtel. Seine Finger fühlten sich wie
    Bananen an – noch dazu wie Bananen, die ihm gar nicht gehörten.
    »Und die Dienstmarke?«
    »Äh. Nein. Die behalte ich.«
    »Und warum?«
    »Weil es meine Dienstmarke ist.«
    »Du ziehst dich ohnehin bald in den Ruhestand zurück. Wenn du hei-
    ratest.«
    »Ja.«
    Ihre Blicke trafen sich.
    »Wieviel bedeutet sie dir?«
    Mumm zögerte und suchte vergeblich nach den richtigen Worten. Er
    hatte immer eine Dienstmarke besessen; er wußte gar nicht, ob er ohne
    sie zurechtkam.
    »Na schön«, sagte Lord Vetinari schließlich. »Wenn ich mich recht ent-
    sinne, findet deine Hochzeit morgen mittag statt.« Seine langen Finger
    griffen nach der Einladungskarte mit Goldrand auf dem Schreibtisch.
    »Ja. Behalt die Dienstmarke. Ich erlaube dir, dich ehrenvol in den Ruhe-
    stand zurückzuziehen. Doch das Schwert behalte ich. Außerdem wird die
    Tagwache bald im Wachhaus eintreffen, um deine Leute zu entwaffnen.
    Die Nachtwache wird hiermit aufgelöst, Hauptmann Mumm. Viel eicht
    darf sie irgendwann in den Dienst zurückkehren, unter dem Befehl eines
    anderen Kommandanten – wenn und wann ich es für richtig halte. Bis
    dahin sind deine Männer beurlaubt.«
    »Du willst die Tagwache schicken? Einen Haufen von…«
    »Was hast du gesagt?«
    »Nichts, Herr.«
    »Und sol test du es noch einmal wagen, meine Anweisungen zu igno-
    rieren… dann gehört deine Dienstmarke mir, klar?«

    Knuddel öffnete die Augen. – »Lebst du?« fragte Detritus.
    Der Zwerg nahm vorsichtig den Helm ab. Auf der einen Seite zeigte
    sich eine Rille, und er hatte Kopfschmerzen.
    »Al es deutet auf eine geringfügige Hautabschürfung hin«, sagte Detri-
    tus.
    »Eine was? Ooooh .« Knuddel verzog das Gesicht. »Was ist mit dir?« Der Troll wirkte irgendwie seltsam. Er schien sich verändert zu haben – nicht nur wegen der Löcher.
    »Nun, der Brustharnisch hat mir zumindest etwas genützt«, erwiderte Detritus. Er zog an den Riemen, und im Bereich des Gürtels kamen fünf
    Metal scheiben zum Vorschein. »Hätte er nicht einen Teil der Aufpral -
    wucht absorbiert, hätte ich sicher tiefere Kratzer abbekommen.«
    »Was ist mit dir geschehen? Warum sprichst du so?«
    »Was meinst du?«
    »Wo hast du das Ich-großer-Troll-Gerede versteckt?«
    »Ich fürchte, ich verstehe nicht…«
    Knuddel fröstelte und stampfte mit den Füßen.
    »Laß uns von hier verschwinden.«
    Sie eilten zur Tür. Sie war verschlossen.
    »Kannst du sie aufbrechen?« fragte der Zwerg.
    »Nein. Hätte man dieses Lager nicht trol sicher gemacht, wäre es längst
    leer. Tut mir leid.«
    »Detritus?«
    »Ja?«
    »Stimmt was nicht? Dein Kopf dampft.«
    »Ich fühle mich… äh…«
    Detritus blinzelte. Eis klirrte leise. Seltsame Dinge geschahen hinter
    seiner Stirn.
    Gedanken, die normalerweise ganz langsam durch sein Gehirn kro-
    chen, entfalteten plötzlich vibrierende Vitalität. Und es schienen immer
    mehr zu werden.
    »Meine Güte«, sagte Detritus schließlich.

    Diese Bemerkung war für einen Troll so untypisch, daß Knuddel die
    Kälte zumindest für einige Sekunden vergaß und seinen Kol egen groß
    anstarrte.
    »Ich glaube, ich lerne gerade das Phänomen des Nachdenkens ken-
    nen«, sagte Detritus. »Und ich finde es sehr interessant.«
    »Was bedeutet das alles?«
    Mehr Eis knisterte und fiel zu Boden, als sich Detritus den Kopf rieb.
    »Natürlich!« entfuhr es ihm. Er hob einen ziemlich großen Zeigefinger.
    »Supraleitfähigkeit!«
    »Wie bitte?«
    »Mein Gehirn besteht aus unreinem Silizium, das Wärme schlecht ab-
    leitet. Die normalen Tagestemperaturen sind zu hoch, dadurch sinkt die
    mentale Elaborationsgeschwindigkeit. Wenn es noch heißer wird, schal-
    tet sich das Hirn ganz ab, und der betreffende Troll erstarrt bis zum
    Einbruch der Nacht, doch wenn die Temperatur unter eine kritische
    Schwel e sinkt, nimmt die Verarbeitungsgeschwindigkeit des Gehirns zu,
    und der Trol denkt

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