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Helle Barden

Helle Barden

Titel: Helle Barden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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immer schneller und…«
    »Ich glaube, ich erfriere bald«, sagte Knuddel.
    Detritus sah sich um.
    »Dort oben sind verglaste Öffnungen in der Mauer«, stellte er fest.
    »Zu hoch«, murmelte Knuddel, der immer mehr Mühe hatte, sich auf
    den Beinen zu halten. »Ich könnte sie nicht einmal dann erreichen,
    wenn… wenn ich auf deine… Schultern klettere…«
    »Oh, nach meinem Plan müssen wir etwas durch eine der Öffnungen
    werfen und auf diese Weise dafür sorgen, daß man uns hilft«, erwiderte
    der Troll.
    »Welcher… Plan?«
    »Ich habe insgesamt dreiundzwanzig Pläne entwickelt, aber dieser führt
    mit einer Wahrscheinlichkeit von siebenundneunzig Prozent zum Er-
    folg«, sagte Detritus und strahlte.
    »Du… hast doch gar nichts… zum Werfen«, wandte Knuddel ein.

    »O doch.« Detritus hob den Zwerg hoch. »Keine Sorge. Ich kann die
    richtige Flugbahn genau berechnen. Wenn du draußen bist, brauchst du
    nur Hauptmann Mumm oder Karotte zu holen.«
    Knuddels mühsam hervorgebrachte Proteste verklangen, als er durch
    die eiskalte Luft flog und zusammen mit der Fensterscheibe verschwand.
    Detritus setzte sich. Das Leben war so einfach, wenn man genau dar-
    über nachdachte. Und jetzt dachte er nach.
    Er kalkulierte eine Wahrscheinlichkeit von sechsundsiebzig Prozent,
    daß seine Temperatur um mindestens sieben Grad sinken würde.

    Herr Treibe-mich-selbst-in-den-Ruin Schnapper, Händler, Kaufmann,
    Spekulant und Allesverkäufer, hatte lange über ethnische Nahrungsmittel
    nachgedacht. Sie könnten eine natürliche Erweiterung seiner bisherigen
    Geschäfte sein. Der Verkauf von Würstchen-in-Brötchen lief nicht
    mehr, doch es gab Trolle und Zwerge mit Taschen vol er Geld – oder
    wo auch immer Trolle ihre Münzen aufbewahrten. Geld im Besitz ande-
    rer Leute widersprach nach Schnappers Ansicht der natürlichen Ord-
    nung der Dinge.
    Die kulinarischen Bedürfnisse der Zwerge konnten relativ leicht be-
    friedigt werden. Ratte-am-Stiel stellte Schnapper kaum vor Probleme,
    auch wenn es bedeutete, daß er den al gemeinen Qualitätsstandard seiner
    Lebensmittel anheben mußte.
    Was die Trolle betraf, suchte er Rat bei Chrysopras, der noch immer
    ein Troll war, aber kaum mehr als solcher zu erkennen war. Er lebte
    schon so lange in der Gesel schaft von Menschen, daß er einen Anzug
    trug und den zivilisierten Umgang gelernt hatte, zum Beispiel Erpressung
    und Geldverleih mit 300 Prozent Zinsen im Monat. Chrysopras mochte
    in einer Höhle über der Schneegrenze geboren sein, aber ihm genügten
    fünf Minuten in Ankh-Morpork, um sich anzupassen. Schnapper hielt
    Chrysopras für seinen Freund; niemand stellte ihn sich gern als Feind
    vor.
    Heute wol te Treibe-mich-selbst-in-den-Ruin den ersten Schritt auf ge-
    schäftliches Neuland wagen. Er schob seinen Imbißkarren durch schma-
    le und breite Straßen und rief dabei immer wieder:

    »Würstchen! Heiße Würstchen! Im Brötchen! Fleischpasteten! Holt sie euch, solange sie noch warm sind!«
    Damit wol te er sich nur in Stimmung bringen. Menschen wären höch-
    stens nach einer zweiwöchigen Zwangsdiät bereit gewesen, etwas aus
    Schnappers Topf zu kaufen. Und selbst dann hätten sie es nur mit ver-
    bundenen Augen und verstopfter Nase hinuntergewürgt.
    Er sah sich verschwörerisch um – es arbeiteten immer einige Trol e im
    Bereich der Docks – und nahm den Deckel von einem neuen Behälter.
    Wie hieß das Zeug? Oh, ja…
    »Dolomitische Konglomerate! Leckere dolomitische Konglomerate!
    Manganputzen! Holt sie euch, solange… äh… es noch Manganputzen
    sind!« Schnapper zögerte kurz und fügte dann hinzu: »Bimsstein! Bims-
    stein! Kalktuff! Nur ein Dol ar! Gerösteter Kalkstein…«
    Mehrere Trolle näherten sich neugierig.
    »Du siehst… äh… hungrig aus«, sagte Schnapper zu dem kleinsten
    Troll und grinste breit. »Warum probierst du nicht unseren speziel ge-
    würzten Schieferton-mit-Brötchen? Ist leckerer als nur lecker. Und erst
    das überaus köstliche Aufschwemmgestein.«
    T.M.S.I.D.R. Schnapper hatte den einen oder anderen Charakterfehler,
    aber Speziesismus gehörte nicht zu seinen schlechten Eigenschaften. Er
    mochte jeden, der Geld hatte, ungeachtet Farbe und Form der Hand, die
    es ihm reichte. Schnapper glaubte an eine Welt, in der intelligente Wesen frei und hoch erhobenen Hauptes leben sowie ungehindert nach Zufriedenheit und Glück streben konnten. Wenn sie außerdem bereit waren,
    etwas aus seinen Imbißtöpfen zu kaufen – um so

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