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Helle Barden

Helle Barden

Titel: Helle Barden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Spannmechanismus mit einem deutlich hörbaren Klicken einrastete.
    Dann rollte er sich erneut herum, kam auf die Knie und schob einen Bolzen in die Rille.
    Ein Katapult. Es gab keine andere Erklärung. Vielleicht so groß wie ein Troll. Der Schütze befand sich möglicherweise auf dem Dach des Opernhauses oder an einem anderen hohen Ort…
    Vielleicht ließ er sich provozieren und ablenken… Mumm nahm den Helm ab und balancierte ihn auf einem zweiten Bolzen. Wenn er sich jetzt tief unters Fenster duckte und…
    Er überlegte kurz und robbte dann in die hintere Zimmerecke. Dort lehnte eine Stange mit einem Haken am Ende. Einst hatte man mit ihr die längst festgerosteten oberen Fenster geöffnet.
    Er hängte den Helm an das Hakenende der Stange, drückte sich so weit wie möglich vom Fenster entfernt an die Wand und hob dann die Stange, so daß der Helm einige Zentimeter über den Fenstersims ragte…
    Plock.
    Holzsplitter stoben dort vom Boden hoch, wo jemand gelegen hätte, der seinen Helm mit Hilfe eines relativ kurzen Bolzens gehoben hätte, um damit einen Schützen zu provozieren.
    Mumm lächelte. Jemand versuchte, ihn umzubringen. Dadurch fühlte er sich so lebendig wie schon seit langem nicht mehr.
    Der Unbekannte schien zudem nicht ganz so intelligent zu sein wie er. Eine wünschenswerte Eigenschaft für jeden Mörder.
    Mumm ließ die Stange sinken, griff die Armbrust, sprang am Fenster vorbei und schoß dabei auf eine schemenhafte Gestalt auf dem Dach des Opernhauses – obgleich der Bolzen gar nicht so weit fliegen konnte. Er sprintete zur Tür und zerrte an der Klinke…
    Etwas bohrte sich in den Rahmen, als die Tür endlich aufschwang.
    Die Hintertreppe runter, durch den rückwärtigen Ausgang, übers Dach des Aborts, zum Hachsenweg, über die Stufen bei Zorgo dem Retrophrenologen 16 , in Zorgos Operationssaal und zum Fenster.
    Zorgo und sein gegenwärtiger Patient musterten den Hauptmann neugierig.
    Pugnants Dach war leer. Mumm drehte sich um und begegnete zwei verwirrten Blicken.
    Mumm lächelte wie ein Irrer.
    »Ich dachte…«, begann er und fuhr nach einer kurzen Pause fort: »Auf dem Dach dort drüben habe ich einen interessanten Schmetterling gesehen.«
    Troll und Patient sahen höflich an ihm vorbei.
    »Aber ich habe mich geirrt«, sagte Mumm.
    Er ging zur Tür.
    »Entschuldigt bitte die Störung«, fügte er hinzu und verließ den Raum.
    Zorgos Patient sah ihm interessiert nach.
    »Hatte er nicht eine Armbrust?« fragte er. »Ich wußte gar nicht, daß man Schmetterlinge auch mit Armbrüsten fangen kann.«
    Zorgo rückte das Gitter auf dem kahlen Schädel des Patienten zurecht.
    »Weiß nicht«, sagte er. »Vielleicht will er all die Stürme und so verhindern.« Er griff nach dem Holzhammer. »Nun, was soll es heute sein? Entschlossenheit?«
    »Ja. Äh, nein. Vielleicht.«
    »In Ordnung.« Zorgo zielte. »Es tut überhaupt nicht weh«, sagte er, und es klang wie die absolute Wahrheit.
     
    Das Lokal war eine Art Gemeindezentrum und ein Treffpunkt für die Zwerge. Das Stimmengewirr verklang abrupt, als eine tief gebückte Angua eintrat. Karotte folgte ihr, woraufhin sich die vorherige Geräuschkulisse wieder erhob, begleitet von einem gelegentlichen Lachen. Karotte winkte den Versammelten fröhlich zu.
    Anschließend schob er vorsichtig zwei Stühle beiseite. Man konnte aufrecht sitzen, wenn man auf dem Boden Platz nahm.
    »Sehr… nett hier«, sagte Angua. »Ausgesprochen ethnisch.«
    »Ich komme oft hierher«, sagte Karotte. »Das Essen ist gut, und es zahlt sich aus, sich umzuhören. Zwerge nennen es, das ›Ohr am Boden‹ haben.«
    »Oh, das dürfte hier recht einfach sein«, entgegnete Angua und lachte.
    »Wie bitte?«
    »Ich meine, hier ist der Boden… viel… näher…«
    Sie spürte, wie sich eine Grube öffnete, die mit jedem Wort größer wurde. Der akustische Pegel sank wieder.
    »Äh.« Karotte sah die junge Frau ernst an. »Wie soll ich es dir erklären… Die hier anwesenden Personen sprechen zwar Zwergisch, aber sie verstehen auch die Sprache der Menschen.«
    »Entschuldigung.«
    Karotte lächelte, nickte dem Koch am Tresen zu und räusperte sich laut.
    »Vielleicht habe ich irgendwo ein Hustenbonbon…«, begann Angua.
    »Ich habe gerade das Frühstück bestellt«, erklärte Karotte.
    »Kennst du die Speisekarte auswendig?«
    »Ja. Sie ist auch an die Wand geschrieben.«
    Angua drehte den Kopf und betrachtete etwas, das sie bisher für Kratzer gehalten hatte.
    »Es ist

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