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Helle Barden

Helle Barden

Titel: Helle Barden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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tropfte und plätscherte es. Die Hitze in der Stadt war hier nur mehr eine Erinnerung.
    Es hätte ein recht angenehmer Ort sein können – ohne die Leiche eines Menschen, der bemerkenswerte Ähnlichkeit mit dem Clown Beano hatte.
     
    Mumm trocknete sich ab. Willikins hatte ihm einen Bademantel mit Brokat an den Ärmeln bereitgelegt. Er streifte ihn über und ging ins Ankleidezimmer.
    Auch daran mußte er sich erst noch gewöhnen. Die Reichen verfügten über Zimmer, die allein dazu dienten, sich anzuziehen. Außerdem trugen sie spezielle Kleidung, in der sie die Ankleidezimmer aufsuchten.
    Frische Kleider warteten auf ihn. An diesem Abend war es etwas Flottes in Rot und Gelb…
    Etwa um diese Zeit hast du immer in der Sirupminenstraße patrouilliert…
    Dazu kam ein Hut. Ein Hut mit einer Feder.
    Mumm zog sich an – beziehungsweise um – und setzte sogar den Hut auf. Er wirkte gefaßt und normal. Aber er vermied es, in den Spiegel zu sehen.
     
    Die Wächter saßen um den großen Tisch im Wachraum und gaben sich ganz ihrem Kummer hin. Sie hatten auf gewisse Weise zum erstenmal dienstfrei: Nie zuvor war
niemand
von ihnen im Dienst gewesen.
    »Habt ihr Lust, Karten zu spielen?« fragte Nobby munter. Er zog ein schmieriges Spiel aus irgendeinem ekligen Winkel seiner Uniform.
    »Erst gestern hast du unseren ganzen Sold gewonnen«, erwiderte Feldwebel Colon.
    »Jetzt gebe ich euch die Chance, ihn zurückzugewinnen.«
    »Wenn ich mich recht entsinne, hattest du in der entscheidenden Runde fünf Könige.«
    Nobby mischte.
    »Eigentlich komisch«, sagte er. »Wohin man auch sieht: Überall Könige.«
    »In deinen Ärmeln bestimmt.«
    »Nein, ich meine zum Beispiel die Königsstraße in Ankh. Und Könige in Kartenspielen. Und den Königsshilling, den jeder Rekrut bekommt. Überall gibt es Könige, nur nicht auf dem goldenen Thron im Palast. Ich sage euch: Wenn wir einen König hätten, ginge es in der Stadt nicht drunter und drüber.«
    Karotte blickte an die Decke. Konzentrationsfalten bildeten tiefe Täler auf seiner Stirn. Detritus zählte mit den Fingern.
    »Na
klar
«, brummte Feldwebel Colon. »Ein halber Liter Bier würde nur ein paar Ankh-Morpork-Cent kosten, und die Bäume würden wieder blühen. Wenn sich in dieser Stadt jemand den Zeh stößt, heißt es immer: Mit einem König wäre das nicht passiert. Weißt du, was Mumm von solchem Gerede hielt? Noch weniger als nichts.«
    »Die Leute gehorchen einem König«, sagte Nobby.
    »Nach Mumms Ansicht ist das genau das Problem«, entgegnete Colon. »Eine ähnliche Meinung hat er über Magie. Wenn’s darum geht, fährt er regelrecht aus der Haut.«
    »Wie man bekommt König?« erkundigte sich Detritus.
    »Indem man einen Felsen aufsägt oder so«, antwortete Colon.
    »Ha! Das sein Antisiliziunismus!«
    »Nein, jemand
zieht
ein Schwert aus einem Stein«, sagte Nobby.
    »Woher weiß er denn, daß eins
darin
steckt?« fragte Colon.
    »Weil ein Teil davon herausragt?«
    »Aber dann kann praktisch jeder danach greifen! Eins steht fest: In
di
e
ser
Stadt bliebe das Schwert nicht lange im Stein stecken.«
    »Nur der
rechtmäßige
König kann es herausziehen«, sagte Nobby.
    »Oh«, kommentierte Colon. »Natürlich. Ich
verstehe.
Es hat also jemand entschieden, wer der rechtmäßige König ist,
bevor
er das Schwert aus dem Stein zieht. Scheint eine abgekartete Sache zu sein. Vermutlich ist der Stein hohl, und ein Zwerg hockt darin und hält das Schwert mit einer Zange fest, bis der richtige Bursche daran zieht…«
    Eine Fliege summte am Fenster, flog dann im Zickzack durchs Zimmer und ließ sich auf einem Balken nieder. Knuddels lässig geworfene Axt traf sie dort genau in der Mitte.
    »Du hast die falsche Einstellung, Fred«, sagte Nobby. »Ich wäre gern ein Ritter in funkelnder Rüstung. So wird man vom König belohnt, wenn man etwas Gutes geleistet hat. Er schlägt einen zum Ritter.«
    »Der fleckige Brustharnisch eines Mitglieds der Nachtwache dürfte viel eher dein
Métier
sein«, ließ sich Colon vernehmen. Stolz sah er sich um, ob jemand den kleinen, schiefen Strich überm »e« bemerkt hatte. »Nee. Ich halte nichts davon, jemandem zu huldigen, nur weil er ein Schwert aus einem Stein gezogen hat. Das macht einen nicht zu einem König. Der Mann, der die Klinge
hinein
gestoßen hat, verdient es schon eher, gekrönt zu werden.«
    »Ja«, murmelte Nobby. »So einer wäre kein König, der wäre ein As.«
    Angua gähnte.
    Dingding dang dingding dang…
    »Was ist denn

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