Hello Kitty muss sterben
nachzuweisen. Die ideale Droge.«
»Anterograde Amnesie?«
»Bedeutet, er wird sich nicht daran erinnern, was passiert ist, nachdem du ihn betäubt hast. Er wird sich an alles davor erinnern.«
»Ach. Cool. Aber ich habe schon Pfefferspray und ein Messer. Ich glaube, ich bin ausgestattet, Sean.«
»Pfefferspray ist gefährlich. Man muss darauf achten, in welche Richtung der Wind weht, oder man kriegt es selbst ins Gesicht. Dumm. Wer achtet schon darauf, wenn man angegriffen wird?«
Ein gutes Argument.
»Und lass das Messer zu Hause, Fi. Lässt dich schuldig aussehen. Eine versteckte Waffe bei dir zu tragen. Angriff mit einer tödlichen Waffe. Du gerätst bloß in Schwierigkeiten. Himmel, du bist die Anwältin. Weißt du das denn nicht?«
Sean hatte recht.
»Abgesehen davon, wenn du eine Waffe benutzen musst, benutze immer etwas, das ihm gehört. Wisch deine Abdrücke ab. Damit es nicht bis zu dir zurückverfolgt wird, Fi.«
Er dachte immer an mich, dieser Sean.
Sean hatte mich am Abend, nachdem ich ein Date mit Thomas vereinbart hatte, angerufen. Er lud mich für Freitag auf ein paar Drinks in sein Apartment ein. Diesmal trug er Kleidung, als er die Tür aufmachte. Normale Kleidung. Ich fragte mich, ob Betty enttäuscht war.
»Wo zur Hölle hast du die letzten Tage über gesteckt, Sean?«
»Ich musste mich um etwas kümmern.«
Sean sah mich an und lächelte. Lächelte wie an dem Tag, an dem sie ihn abführten, nachdem er Stephanie in Brand gesteckt hatte. Er hielt inne, forderte mich heraus zu fragen, was ihn jeder andere gefragt hätte. »Worum? Worum musstest du dich kümmern?« Doch ich war nicht jeder andere.
Also tat ich es nicht.
Wie ich ihn auch nicht fragte, warum er Flunies besaß.
Das war eine der ersten Lektionen, die ich in Beweisführung an der juristischen Fakultät gelernt hatte. Stell niemals eine Frage zu viel.
Bei dem berühmtesten Beispiel, das Professor Fossett heranzog, ging es um einen glücklosen Verteidiger, der den Augenzeugen einer tätlichen Beleidigung ins Kreuzverhör nahm.
»Sir, haben Sie tatsächlich gesehen, wie der Angeklagte Mr Smith das Ohr abgebissen hat?«
»Nein, Sir.«
»Woher wissen Sie dann, dass er derjenige war, der Mr Smiths Ohr abgebissen hat?«
»Als ich mich umdrehte, habe ich gesehen, wie er es ausgespuckt hat.«
Eine Frage zu viel konnte einen den Fall kosten. Oder das Leben.
Also wechselte ich das Gesprächsthema.
»Tja, du hast einiges Aufregende verpasst. Laurie hat mich zu einem asiatischen Speed-Dating mitgeschleppt. Ich habe morgen ein Date mit einem netten chinesischen Jungen. Thomas. War an der UC Berkeley.«
»Dein Dad muss hin und weg sein.«
»Ist er. Ich hatte eigentlich nicht vor, tatsächlich mit dem Kerl auszugehen, aber dann hat mein Vater angerufen und mir erzählt, er habe noch ein Date für mich arrangiert. Ich habe mir gedacht, Thomas wäre besser als alles, was er auf Lager hat.«
Das war der Moment, in dem mir Sean das Päckchen mit den Flunies zuwarf. Nachdem wir über die Vorzüge von Flunies und die Nachteile meines Messers geplauscht hatten, sagte Sean: »Fi, ich habe etwas für dich. Dachte mir, dass es dir gefallen würde.«
Sean ging zu seinem Esstisch, hob etwas auf und reichte es mir.
»Hier, trag die hinter dem Ohr. Das ist derzeit der letzte Schrei.«
Es war eine kleine Gardenie. Miss Cosmos.
Ich fragte ihn nicht nach dem Grund. Ich dachte nur an den Anwalt, der seinen Fall verlor, weil er eine Frage zu viel gestellt hatte.
Am nächsten Tag erwartete ich Thomas am Sony Metreon, San Franciscos Szenetreffpunkt, Entertainment-Arena und Einkaufszentrum. Mein Pfefferspray und Seans Flunies steckten sicher in meiner Handtasche. Thomas und ich hat ten vor, uns den Zwei-Uhr-Film anzusehen. Meine Uhr zeigte Viertel vor drei an.
»Ich versuche immer noch, am Straßenrand eine Parklücke zu finden«, sagte Thomas, der in meinem Handy lauter und leiser wurde. Er sprach Englisch mit starkem kantonesischem Akzent. Verdammtes stilles Speed-Dating.
»Thomas, es ist Samstagnachmittag in der Innenstadt von San Francisco. Du wirst nirgends eine Parklücke finden. Park im Yerba Buena Parkhaus. Das ist gleich gegenüber vom Metreon.«
»Oh, ich weiß. Aber das ist teuer.«
In dem Moment hätte ich das Kino verlassen sollen. Welch ein Geizkragen. Welch ein Loser. Jeder Mann, der sein Date eine Dreiviertelstunde warten ließ, während er nach einer Parklücke suchte, hatte einen Tritt in die Leistengegend verdient. Oder
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