Hello Kitty muss sterben
mir nicht. Ich bin ›nicht im Einklang‹, schon vergessen?«
»Fiona, hör auf deinen Vater. Geh einfach und amüsier dich. Dann hast du deinen Kollegen am Montag etwas Aufregendes zu erzählen.«
Unsere Anwälte gehen Krabbenfischen. Sie fangen die Meeresfrüchte, die sie verspeisen. Sie sind nötigenfalls viel seitige Jäger, Sammler, Fischer. Sie können verhandeln, Schriftstücke aufsetzen und ihr eigenes Essen auf den Tisch bringen. Buchstäblich. Sie sind die zweihundertfünfundsiebzig Dollar wert, die Sie bezahlen werden.
Krabbenfischen in der Bucht von San Pablo.
Während meiner Flugstunden flog ich oft über das San Pablo Reservoir. Besser, als in der Gegend um den Mount Diablo zu fliegen. Keine Hügel oder Berge, die Luftturbulenzen verursachen. Schön gleichmäßiger Luftstrom über dem Wasser. Ein idealer Ort, um Wendemanöver in gleichbleibender Flughöhe zu üben. Mir war nie bewusst gewesen, dass ich über Krabbenfischer tief unter mir hinweggeflogen war.
Krabbenfischer wie Don.
Laut etlicher Anglerseiten im Internet besteht das Krabbenfischen im Grunde darin, dass man herumhockt und darauf wartet, dass einem Krabben in die Falle kriechen, während man mit seinen Kumpeln Karten spielt. Man benötigt eine geeignete Krabbenfalle mit etwa dreißig Metern Seil und einer kleinen Boje oder einer weißen Putzmittelflasche aus Plastik oben dran. Beides ist möglich. Außerdem muss man sich ein Boot mieten, um die Falle dort aufzustellen, wo die Krabben draußen im Wasser herumtrippeln.
Damit lassen sich Rote Klippenkrabben und Kalifornische Taschenkrebse fangen. Rote Klippenkrabben sind kleiner, haben weniger Fleisch und einen stärkeren Geschmack. Aber man darf sie behalten. Kalifornische Taschenkrebse haben einen süßen, milden Geschmack und reichlich saftiges Fleisch, genug für eine ganze Mahlzeit – also das, was man wirklich fangen will. Folglich ist das Fangen oder der Besitz Kalifornischer Taschenkrebse in der Bucht von San Francisco und der Bucht von San Pablo natürlich illegal.
Aber nicht eine Website gab einem Mädchen darüber Auskunft, was es beim Krabbenfischen anziehen sollte.
»Was zur Hölle trägt man bei einem Krabbenfischausflug, Sean?«
»Lass Prada zu Hause. Das ist mal sicher.«
»Herrgott, es klingt, als würden wir bloß am Arsch der Welt herumhocken, draußen am kalten Wasser, und darauf warten, dass wir uns eine Lungenentzündung holen.«
»Das klingt in etwa richtig. Jeans, T-Shirt, Sweatshirt, Jacke, Handschuhe. Was jedes Mädchen auf einem Krabbenfischausflug tragen würde.«
»Scheiße. Warum haben die Erdnüsse ihn nicht umgebracht?«
»Weil Gott ihn für dich errettet hat, Fi.«
»Erinner mich daran, Gott dafür zu danken.«
Sean lachte.
»Vielleicht ist es gar nicht so schlimm. Du kommst wieder aufs Wasser. Das Segeln hat dir doch gefallen, oder?«
Sicher.
Also packte ich mich in eine dicke Daunenjacke von North Face, Jeans, Sweatshirt von GAP und darunter ein T-Shirt. Keine Handschuhe. Ich fand sie nicht. Ich fand bloß meine Schneeflockenfäustlinge, die ich in der dritten Klasse getragen hatte.
Don fuhr am frühen Freitagabend bei mir vor und klingelte an der Tür. Als ich die Treppe zur Hälfte unten war, kam mir mein Vater schreiend hinterhergerannt und fuchtelte mit etwas in der Hand herum.
»Fiona! Fiona!«
»Was denn?«
Er reichte mir den Lippenstift meiner Mutter. Cranberry Blush von Mary Kay.
»Trag Lippenstift.«
KAPITEL 14
Henry David Thoreau schrieb ein ganzes Buch darüber, wie großartig es sei, allein in der Natur zu weilen, dass der Waldensee das Auge der Erde darstelle, wie fantastisch es sich anfühle, inmitten der Bäume zu sein, dass er lieber allein auf einem Kürbis sitze als auf einem Samtkissen umgeben von anderen Leuten.
Das Problem besteht darin, dass Thoreau niemals im modernen Zeitalter gelebt hat. Wenn er es getan hätte, wäre er vielleicht mehr wie Theodore Kaczynski gewesen, besser bekannt als der Unabomber. Kaczynski verfasste nicht bloß Tagebücher über das Leben im Wald. Er saß nicht bloß gern auf einem Kürbis oder einem Samtkissen. Er verkroch sich im Wald und wurde von Tag zu Tag verrückter, bis er schließlich Briefbomben bastelte, um Menschen umzubringen.
Heutzutage ist die Natur die Lieblingsverbündete von Mördern, Vergewaltigern, hausgemachten Terroristen und allerlei anderen Spinnern. Die Waldenseen verbergen die Leichen und Autos ihrer unglückseligen Opfer. Die reizenden Bäume und
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